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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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wir im Augenblick Schwierigkeiten mit unserer Homepage haben.«
    Sarah verzog das Gesicht.
    »Falls Sie sich unsere Referenzen ansehen möchten …«
    Sie nahm das Telefon ans andere Ohr und kletterte auf einen der Barhocker vor der Kochinsel. Auf die Idee, seine Kanzlei zu googeln, war sie tatsächlich noch gar nicht gekommen.
    Ihr Gesprächspartner seufzte. »Wir haben sage und schreibe drei Spezialisten an der Sache dran, aber Sie wissen ja, wie so was läuft. Den Fehler zu finden ist reine Glückssache, und wenn es ganz dicke kommt, müssen wir am Ende des Tages alles von Grund auf neu machen.«
    Er klang, als ob er kurz davor war, jemanden zu ermorden, was sie durchaus verstand. Geld zu verlieren, weil etwas schieflief, ohne dass man selbst irgendeinen Einfluss darauf hätte, war so ziemlich das Dümmste, was einem passieren konnte.
    »Na ja, nicht zu ändern«, riss seine Stimme sie aus ihren Gedanken. »Wie gesagt, wollte ich Sie nur informieren.«
    »Warten Sie …«
    »Ja?«
    »Ich hatte sowieso vor, mich bei Ihnen zu melden. Denn ich …« Sie zögerte. Aber nur kurz. »Nun ja, ich glaube, ich würde tatsächlich gern noch eine zweite Meinung einholen.«
    Gute Formulierung , lobte ihr Verstand. Eine zweite Meinung …
    »Verstehen Sie mich da bitte nicht falsch«, legte sie nach, damit er gar nicht erst auf die Idee kam, dass sie seine Hilfe allzu nötig hatte, »ich bin mit meiner rechtlichen Vertretung bislang ausgesprochen zufrieden.«
    Ihr Gesprächspartner war klug genug, einfach abzuwarten. Offenbar hatte er trotz ihrer Rettungsversuche erkannt, dass er eine Chance hatte. Ein Instinkt, der in ihren Augen eher für als gegen ihn sprach.
    »Aber natürlich ist Herr Kubilay nicht spezialisiert, was Erbrecht angeht«, warf sie ihm wohlüberlegt das nächste Bröckchen hin.
    »Ich verstehe.«
    Dieses Mal war sie diejenige, die abwartete.
    Und er ließ sich nicht lange bitten: »Dann würde ich vorschlagen, dass wir einfach mal einen unverbindlichen Termin machen und uns in aller Ruhe unterhalten«, sagte er. »Und anschließend sehen wir weiter.«
    Unverbindlich? Sarah hätte am liebsten laut losgelacht. Nichts auf dieser Welt war unverbindlich, so viel hatte sie inzwischen mitbekommen. Aber sein Angebot kam ihr tatsächlich wie gerufen. Erst am Morgen hatte sie einen Brief vom Anwalt ihrer Stieftöchter bekommen, randvoll mit anmaßenden Forderungen und unverhohlenen Drohungen.
    »Ja, sehr gern«, wandte sie sich wieder an ihren Gesprächspartner.
    »Möchten Sie zu uns kommen, oder wäre es Ihnen lieber, wenn ich bei Ihnen zu Hause vorbeischaue?«
    Sie blickte zu den leeren, noch nicht entfalteten Umzugskartons hinüber, die neben der Tür an der Wand lehnten. Die Villa ihres verstorbenen Mannes befand sich in Bestlage von Bergen-Enkheim, und sie hatte sich schon während der Haft vorgenommen, kurzen Prozess zu machen, sobald sie wieder auf freiem Fuß war. Alles, was irgendeinen Wert hatte, würde zum Altwarenhändler oder ins Pfandhaus gehen. Und den Rest würde sie einfach auf den Müll schmeißen, damit das Haus so schnell wie möglich verkauft werden konnte. Ein weiterer Schritt in Richtung Selbständigkeit und Neubeginn! Die Konturen der Kartons verschwammen unter ihren Augen, während ihre Bequemlichkeit langsam, aber sicher über die ihr angeborene Vorsicht siegte. »Ich habe natürlich furchtbar viel zu regeln, im Augenblick …«
    »Kein Problem.« Sie hörte Papier rascheln. »Ich habe heute noch einen Termin in Nidderau, und zwar …« Wieder Rascheln. »Ja, genau. Nachmittags um vier. Da könnte ich im Anschluss eventuell noch bei Ihnen vorbeikommen, falls Ihnen das nicht zu spät ist.«
    Einen Termin? Heute, am Samstag? Sie biss sich auf die Lippen. War das nicht sehr außergewöhnlich? Ihre Fingerspitzen fuhren ziellos über die Kante der Theke. Andererseits hatte Kubilay sie während des Prozesses auch hin und wieder am Wochenende in der U-Haft besucht, um im Zuge irgendeiner neuen Entwicklung die weitere Strategie mit ihr abzustimmen.
    »Aber wenn Ihnen das nicht passt, können wir uns natürlich auch gern erst Anfang nächster Woche treffen«, schlug der Mann am anderen Ende der Leitung derweil vor. »In diesem Fall wäre es dann wohl das Einfachste, wenn Sie …«
    »Oh nein, heute Nachmittag passt mir sehr gut«, entgegnete Sarah eilig.
    »Wirklich?«
    »Ja. Ich habe sowieso hier im Haus zu tun.«
    »Gut, dann komme ich also vorbei, sobald ich in Nidderau fertig bin.« Er zögerte.

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