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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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»Ich kann natürlich nicht genau sagen, wann ich dort wegkomme …«
    »Kein Problem«, versicherte sie. »Kommen Sie einfach, wenn Sie so weit sind.«
    »Prima. Dann also bis nachher.«
    »Ja«, antwortete sie. »Bis dann.«
    Sie unterbrach die Verbindung und schob sich hochzufrieden einen Löffel von dem Vanillepudding in den Mund, den sie nach dem Frühstück gekocht hatte. Dabei fiel ihr Blick auf den Brief, der noch immer an der Kaffeemaschine lehnte. Das Schreiben des Anwalts, den Karo und Tanja mit ihrer Vertretung beauftragt hatten. »Zieht euch warm an!«, flüsterte sie dem Kuvert zu. »Denn wenn’s nach mir geht, kriegt ihr nicht einen Cent von Daddys Vermögen.«
    Sie wollte gerade noch einen Löffel Pudding nehmen, als das Telefon erneut zu klingeln begann.
    »Ja?«
    »Mit wem telefonierst du denn so lange?«
    »Verdammt, Manuel!«, fuhr sie ihn an. »Habe ich dir nicht schon hundertmal gesagt, dass du mich nicht unter dieser Nummer anrufen sollst?«
    »Aber …«
    »Kein aber! Wir haben verdammt viel Glück gehabt bis hierher. Und das werde ich nicht aufs Spiel setzen. Verstanden?« Sie riss das Telefon vom Ohr und drückte auf die Taste mit dem roten Hörer. Gleich darauf surrte ihr Handy.
    Nervensäge!
    »Ja doch.«
    »Mit wem hast du so lange gesprochen?«
    Das geht dich gar nichts an, dachte sie. Laut sagte sie: »Mit wem schon? Mit Kubilay.«
    »Und was wollte er?«
    »Er wollte gar nichts. Ich habe ihn angerufen. Wegen der Rechnung«, setzte sie hinzu, bevor er auch danach fragen konnte.
    »Und?«, fragte er, eine Spur zugänglicher. »Wie schlimm ist es?«
    »Das möchtest du nicht wissen.«
    »Doch.«
    »Sagen wir mal so: Nach unserem Gespräch scheint er jetzt bereit zu sein, sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.« Sie musste Zeit gewinnen. Deshalb hatte sie auch kein Problem damit, ihn anzulügen. Andererseits war ihr klar, dass jede unnötige Lüge in diesem Zusammenhang brandgefährlich war.
    Aber ihr Freund lachte. Immerhin. Offenbar traute er ihr tatsächlich zu, erfolgreich mit einem Mann wie Cevik Kubilay zu verhandeln. »Sehen wir uns heute noch?«
    Sie verdrehte die Augen. »Du weißt, was wir besprochen haben.«
    »Aber ich habe Sehnsucht nach dir.«
    Nein, dachte sie, hast du nicht. Du hast nur Angst, die Kontrolle zu verlieren. »Nur noch ein paar Wochen«, beruhigte sie ihn. »Dann können wir rund um die Uhr zusammen sein. Vierundzwanzig Stunden am Tag.« Was für eine Horrorvorstellung!, ergänzte sie in Gedanken.
    »Und das Haus?«
    »Ich bin dran.«
    »Hast du schon einen Makler?«
    »Nein, zuerst muss ich hier ausmisten.« Sie warf ihren Puddinglöffel in Richtung Spüle. Doch sie verfehlte das Becken um wenige Zentimeter, und der Löffel landete scheppernd auf demgefliesten Boden. »Aber keine Sorge. Bei der Lage werden sie uns das Haus aus den Händen reißen.«
    Dieses Mal hatte sie absichtlich im Plural gesprochen. Sie musste Manuel unbedingt dazu bringen, stillzuhalten, bis sie eine Lösung gefunden hatte, wie sie ihn loswerden konnte.
    »Wie viel, denkst du, können wir dafür kriegen, wenn’s gut läuft?«
    Was das anging, hatte Sarah tatsächlich nicht die geringste Ahnung. Immerhin war das Haus schon da gewesen, als sie ihren Mann kennengelernt hatte. Und ihre eigene Familie hatte sich, was Wohnraum betrifft, nie auch nur annähernd in diesen Dimensionen bewegt. »So um die neunhunderttausend, schätze ich.« Ihre Augen streiften die hohe Decke, die dringend eines neuen Anstrichs bedurfte. Neunhunderttausend waren angesichts des erheblichen Renovierungsstaus vermutlich zu viel, doch die enorme Summe würde Manuel erst mal ruhigstellen. Und sie war sicher, dass er sich in dieser Sache blind auf sie verließ. Seine unglaubliche Naivität hatte sie schon immer genervt. Nun würde sie ihr zum Vorteil gereichen.
    Er war offenbar tatsächlich beeindruckt. »Wow. Echt?«
    »Es sind fast siebenhundert Quadratmeter Grundstück«, entgegnete Sarah. »Vergiss das nicht.«
    »Stimmt.«
    »Na schön, dann mache ich jetzt erst mal weiter, okay? Ich will den alten Krempel so schnell wie möglich loswerden.«
    »Pass auf, dass du nicht aus Versehen einen Van Gogh in den Müll schmeißt, oder so was«, scherzte ihr Freund.
    »Keine Sorge. Ich weiß genau, was in diesem Haus wie viel wert ist. Und auch, wie viel mir der Händler für den ganzen Klumpatsch zahlen muss.«
    »Haben sich die Mädchen schon bei dir gemeldet?«
    Ihr Blick suchte wieder den Brief an

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