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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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Mineralwasser geholt. Und dann hatten sie weitergeredet. Die Sache sei eigentlich ganz einfach, hatte er gesagt und anschließend irgendetwas erklärt, das sie nicht verstanden hatte. Sarah sah sich selbst auf dem Sofa, ein wenig nervös und zugleich hocherfreut. Darüber, dass es vielleicht doch einen Weg gab. Eine Aussicht darauf, nicht teilen zu müssen, wofür sie so viel riskiert hatte. In der Erinnerung sah sie ihre Hände, die unruhig über die Kante des Sofas wischten, und sogar den schmalen weißen Striemen an ihrem Ringfinger, dort, wo bis zu ihrer Entlassung ihr Ehering gesessen hatte. Die erste Fessel. Die, die lange vor der Haft gekommen war …
    Sie stöhnte. All das sah sie gestochen scharf vor sich, als ob sie durch eine unsichtbare Lupe blickte. Doch alles, was danach kam, lag im Dunkeln.
    War der Mann, der sich Endriss nannte, anschließend wieder gegangen? Hatte sie ihn zur Tür gebracht? Ihn fortfahren sehen? Sarah schüttelte ratlos den Kopf. Oder war er es gewesen, der sie auf eine Weise, die sie noch immer nicht nachvollziehen konnte, überwältigt und anschließend hierhergebracht hatte? In dieses … Was war das überhaupt? Ein Lager?
    »Hallo?« Der kleine Raum war so vollgestopft, dass sich ihre Stimme irgendwo zwischen den Möbeln verfing. Sarah konnte sich selbst kaum verstehen. »Hallo!«, rief sie noch einmal deutlich lauter. »Hört mich jemand? Hilfe!«
    Du bist an ein Bett gefesselt und hast ein Halsband um, höhnte ihr Verstand. Glaubst du im Ernst, dass derjenige, der dir das angetan hat, dich nicht auch geknebelt hätte, wenn da draußen jemand wäre, der dich hören kann?
    Sie verstummte und biss sich auf die Lippen. Aber warum?, hämmerte es hinter ihrer Stirn. Warum? Die Zeit der Gefangenschaft ist vorbei. Ich bin frei. Diese Fixierungen an meinen Handgelenken müssen ein Versehen sein, ein Irrtum.
    In ihrem Kopf manifestierten sich plötzlich neue Bilder. Sexpraktiken, die Fesselungen einschlossen. Vielleicht ist irgendetwas außer Kontrolle geraten, überlegte sie, während sie zugleich versuchte, ihren Körper zu erfühlen. Vielleicht hatte ihr dieser Endriss irgendetwas verabreicht. K.-o.-Tropfen, die bewusst- und willenlos machten. Vielleicht wollte er einfach nur seinen Spaß … Sie schluckte. Irgendeine verdammte Erklärung musste es doch geben!
    Sie sah wieder nach oben, und ein Stück hinter der Neonröhre entdeckte sie etwas, das wie eine Webcam aussah.
    Er beobachtet mich.
    Dieser perverse Mistkerl kann mich sehen!
    »Hallo?«, rief sie, und dieses Mal schaute sie dabei direkt in die Kamera. »Können Sie mich hören?«
    Die Linse, schwarz und glänzend wie das Auge eines lauernden Tieres, war direkt auf ihr Gesicht gerichtet.
    Sarah fühlte ein Brennen auf ihrer Stirn. Wie ein spitzerGegenstand, der sich von außen in ihren Schädel bohrte. »Bitte!«, schrie sie, so laut sie konnte. »Lassen Sie mich gehen! Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie nicht anzeigen werde. Sagen Sie mir einfach, wie viel Sie wollen. Ich kann Ihnen jede Summe zahlen. Mein Mann war reich.« Sie stutzte, als ihr auffiel, dass sie es noch immer nicht über die Lippen brachte: Ich bin reich. Dabei war es die einzig adäquate Formulierung. Mein Mann – das war endgültig passé. Ab sofort war sie diejenige, die maßgeblich war. »Sagen Sie es mir einfach«, wiederholte sie, den Blick stur auf die Linse der Kamera gerichtet. »Ich gebe Ihnen alles, was Sie wollen. Nur bitte … Bitte lassen Sie mich raus hier!«
    Jetzt müsste er mir eigentlich antworten, dachte sie. Doch nichts geschah. Da war keine Lautsprecherstimme, kein Knacken einer Gegensprechanlage, das ihr verriet, dass ihr überhaupt jemand zuhörte.
    Einzig die Linse schien sich noch tiefer in ihren Blick zu bohren.
    »Ich flehe Sie an, reden Sie mit mir!« Ihre Stimme brach weg, und nur mit äußerster Konzentration brachte Sarah sie wieder unter Kontrolle. »Es … Es geht doch um Geld, oder nicht?« Worum sollte es denn sonst gehen?, versuchte sie sich selbst zu trösten. Es ging doch schließlich immer irgendwie um Geld. »Bitte!«
    Doch wieder blieb alles still.
    Sarah schloss die Augen. Sie wusste, es war schlimm. Viel schlimmer als alles, was sie bislang erlebt hatte. Und doch durfte sie sich auf gar keinen Fall unterkriegen lassen. Sie musste kämpfen. Vor allem musste sie verstehen, worum es hier eigentlich ging. Damit sie handeln konnte. Jeder Mensch wollte irgendetwas. Und wenn sie herausfand, was der, der sie verschleppt

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