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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Sergeant zu einem ordentlichen Versteck zu bringen, um ihm die Kugel aus dem Bein zu nehmen und die Blutung zu stoppen, würde der Mann mit ziemlicher Sicherheit sterben. Ihr kleiner, abgerissener Trupp - mit ihm, dem Chirurgen, der sich standhaft weigerte, am Kampfgeschehen teilzunehmen, alles in allem elf Männer - hatte einen scharfen Ritt hinter sich, immer im Zickzack und von ihrem Basislager fortführend, damit die Yankees, die ihnen auf den Fersen waren, es nicht entdeckten. Nun waren sie weit weg von zu Hause, aber wenigstens schienen sie den Feind abgehängt zu haben.
    »Sehen Sie nur, Sir, dort hinten«, rief Gefreiter Jim Jones, »ein Haus!«
    Vor ein paar Minuten hatte die Abenddämmerung eingesetzt. Dieser Umstand, verbunden mit dem leichten Sommernebel, der nun vom Boden aufstieg, gab der Szenerie mit dem Tannenwald, in dem sie sich noch befanden, und dem Pfad vor ihnen, der zum Herrenhaus einer Plantage führte, einen fast unwirklichen Charakter. Im klassizistischen Stil erbaut, verfügte das Haus über eine große Veranda mit sechs massiven Säulen. Es war sicher einmal weiß gewesen, aber die Zeit und die Witterungseinflüsse hatten ihre Spuren hinterlassen und die einstmals edle Farbe der Fassade in ein schmutziges Grau verwandelt. Die Bäume und Büsche, die das Haus umgaben, waren schon seit langem nicht mehr beschnitten worden, und das ganze Anwesen schien verlassen.
    »Gott sei Dank!« seufzte Julian, dessen blaue Augen aufmerksam die Front des Hauses musterten. »Laßt uns Pad-
    dy hier in Sicherheit bringen, Männer. Es scheint niemand da zu sein, und wenn wir Glück haben, finden wir ein Plätzchen, wo wir Paddy ordentlich betten können.«
    »Bitte warten Sie noch, Colonel, Sir!«
    Julian hielt inne und sah sich um. Liam Murphy, gerade erst achtzehn Jahre alt und der jüngste Rekrut in ihren Reihen, hatte ihm ängstlich diese Worte zugerufen. Julian mußte leider feststellen, daß auch die anderen Männer ihn zögernd ansahen und gleichzeitig auf seine Entscheidung zu warten schienen; als sei er ein Militär und in strategischen Dingen bewandert. Sein älterer Bruder - der alte Yankee! - war doch derjenige von ihnen beiden, der die Militärakademie von West Point besucht hatte. Er selbst hatte nur Medizin studiert.
    Starke Nerven unter feindlichem Beschuß und die Fähigkeit, die Führung zu übernehmen, wenn alle Offiziere tot im Feld geblieben waren, hatten ihn erst kürzlich zum Colonel ihrer kleinen militärischen Einheit gemacht; dadurch war er nun häufig der befehlshabende Offizier. Aufgrund der merkwürdigen Bedingungen, unter denen sie kämpfen mußten - es waren nur noch wenige Männer in Florida zurückgeblieben, da man den Großteil der Truppen abgezogen hatte -, fand er sich häufig in Kampfsituationen wieder, obwohl er einen Eid geschworen hatte, Leben zu retten, anstatt zu zerstören. Nachts plagten ihn deshalb oft Schuldgefühle, aber am Tag ließ ihn sein Überlebenswille das Feuer erwidern.
    »Gefreiter Murphy, ich habe hier einen Mann, der im Sterben liegt«, sagte Julian.
    »Ich glaube, es wäre besser, wenn wir nicht dorthin gingen, Sir«, entgegnete Liam. Er war ein hagerer Jüngling mit ernsten Augen, die so grün waren wie die Felder der Grafschaft Cork in Irland, aus der seine Familie stammte. Sein Vater war bei der zweiten Schlacht von Manassas, Virginia, ums Leben gekommen und seine Mutter an Fieber und gebrochenem Herzen gestorben. Daraufhin hatte man seine drei jüngeren Schwestern bei verschiedenen Verwandten im Süden untergebracht, und er war den Rebellen beigetreten. Nicht aus Verbitterung oder Rache, sondern um der Gerechtigkeit willen. Für sein Alter war der Junge ziemlich besonnen, und so zog Julian eine Augenbraue hoch und wartete, was Liam ihm zu sagen hatte.
    »Ich glaube nicht, daß das Haus verlassen ist, Sir.«
    »Kennen Sie denn dieses Anwesen?« wollte Julian wissen.
    Liam lenkte sein Pferd näher an Julians heran. Der Junge ritt einen uralten Wallach, der aussah, als würde ein kräftiger Windzug ihn umwerfen können.
    »Ich habe Leute von diesem Ort reden hören, Sir. Man erzählt sich, daß die ehemaligen Bewohner mit den Nordstaatlern sympathisiert haben - wir reiten vielleicht direkt in eine Falle.«
    Julian starrte auf das Haus. Es war nicht wichtig, wem es einmal gehört hatte, solange es nur leer stand. Und wenn dem nicht so sein sollte, hatte man vielleicht nur ein altes Muttchen und eine Amme dort zurückgelassen. So klein ihr Trupp auch

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