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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Mahagonitür verschlossen war. Er legte Paddy vorsichtig ab und warf sich dann mit Gewalt gegen den linken Türflügel, so daß das Holz krachte. Dann trat er mit dem Fuß gegen das Schloß, und kleine Holzsplitter fielen zu Boden. Ein zweiter Tritt, und die Tür sprang auf.
    Als er mit Paddy auf der Schulter den Windfang betrat, stellte er erstaunt fest, daß in der eleganten Eingangshalle Kerzen brannten, deren Schein vom Lack der auf Hochglanz polierten Tische zurückgeworfen wurde. Wie bei alten Plantagenhäusern üblich, war auch dieses Haus symmetrisch angeordnet: von jeder Seite der großen Eingangshalle ging ein Trakt ab.
    Nachdem Julian mit gezücktem Colt und Paddy auf der Schulter weitergegangen war, blieb er jetzt stehen und sah sich erst einmal besorgt um. Sogar der Fußboden aus Hartholz glänzte. An den Wänden standen üppig gepolsterte Stühle und hier und da ein Beistelltischchen. Auf jeder Seite der großen Halle befand sich eine hohe Kommode; ein Orientteppich in Form eines Läufers lag im Durchgangsbereich, und das Mitternachtsblau seiner Ornamente fand sich in der Bespannung der Treppenstufen wieder, die zum zweiten Stock hinaufführten.
    Und auf dieser Treppe stand eine junge Frau.
    Sie schien gänzlich unbeeindruckt von seinem rüden Eindringen in ihr Haus, trug ein elegantes schwarzes Kleid - ein Trauerkleid - und rührte sich nicht von der Stelle, so daß man sie durchaus für eine Hexe hätte halten können -allerdings für eine äußerst attraktive. Sie war ziemlich groß, hielt sich sehr gerade und war unbeschreiblich schön. Für ihr Alter strahlte sie eine erstaunliche Würde aus, und ihre grazile und wohlproportionierte Figur wirkte trotz oder gerade wegen der düsteren Kleidung noch zerbrechlicher. Ihr Haar, das sie zu einem Knoten im Nacken zusammengenommen hatte, schimmerte mit den Moires ihres ebenholzfarbenen Organzakleides um die Wette, spielte aber im Schein der Kerzen und Petroleumlampen mehr ins Blauschwarze. Ihr Teint war elfenbeinfarben und ihre Gesichtszüge klassisch zu nennen. Mit hellgrünen wachen Augen sah sie zu ihm hinunter.
    Julian wußte nicht, wie lang sie sich schon so angestarrt hatten. Er hatte Zeit und Ort vergessen, ja sogar den schweren Mann auf seiner Schulter. Als er schließlich seine Sprache wiederfand, gelang ihm lediglich ein »Madam«.
    Sie entgegnete mit indigniert hochgezogener Oberlippe, aber in ruhigem Tonfall: »Sie hätten wenigstens anklopfen können, Sir.«
    Er war mit den im Süden üblichen Umgangsformen der feinen Gesellschaft groß geworden und merkte jetzt, wie ihm, trotz der Jahre, die er nun schon unter widrigsten Umständen verbracht hatte, bei ihrem verächtlichen Blick die Schamröte ins Gesicht stieg.
    »Sir?« hörte er da Liam hinter sich sagen, und gab sich einen Ruck, um so den Zauber zu brechen, den sie über ihn gelegt zu haben schien. Das ist kein Zauber, versuchte er sich einzureden, ich war einfach nur überrascht. Dann sagte er zu ihr: »Entschuldigen Sie vielmals, Madam. Aber mein ... mein Freund hier braucht Hilfe, und wir dachten, Ihr Haus sei unbewohnt.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch und blickte auf den Mann, der Julian auf den Schultern lastete. Einen Augenblick lang trat ein trauriger Ausdruck in ihre Augen und veränderte ihren abweisenden Gesichtsausdruck. Aber er war nur ein huschender Schatten und so schnell verschwunden, wie er gekommen war.
    »Wie Sie sehen, steht mein Haus nicht leer.«
    »Dann, Madam, bitte ich Sie um Ihre Gastfreundschaft.«
    »Etwa für einen Betrunkenen?« entgegnete sie ruhig.
    Zähneknirschend erwiderte Julian: »Nein, Madam, er ist verletzt.« Und da er allmählich die Geduld verlor, fügte er noch hinzu: »Ma'am, ich fürchte, daß wir uns Ihre Gastfreundschaft erzwingen müssen, wenn Sie sie uns nicht freiwillig gewähren.«
    »Und was werden Sie sich dann noch alles nehmen?« entgegnete sie trocken. »Wir haben keine Rinder mehr, kein Federvieh und auch keine Baumwolle. Selbst das Familiensilber ist weg.«
    »Ma'am!« schaltete sich nun Kyle Waverly, der neben Julian in die große Halle getreten war, in ihr Gespräch ein. »Wir sind auf dem Weg nach St. Augustine, zu den Unionstruppen. Paddy hier hat sich beim Gewehrputzen selbst ins Bein geschossen. Dumm wie Stroh, kann ich Ihnen sagen, aber ein netter Kerl, das schwöre ich. Und Julian - er ist Arzt, müssen Sie wissen - will nur sein Leben retten. Bitte, Ma'am!«
    »Rhiannon«, hörten sie plötzlich jemanden über sich

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