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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Julians, um ihm zu sagen: »Wissen Sie eigentlich, daß Sie das absolute Ebenbild Ihres Bruders sind?«
    »Das habe ich schon öfter gehört.«
    »Schade, daß er sich dazu entschlossen hat, ein Yankee zu bleiben«, sagte Henley ohne Verbitterung. »Wir hätten ihn bestimmt gut gebrauchen können.«
    »Nun, der Krieg muß für ihn die Hölle sein. Er kämpft für die gerechte Sache - so glaubt er -, aber damit bekämpft er seine eigene Familie.«
    »Es ist ein Trauerspiel, egal, von welcher Warte man es auch betrachtet. Ich habe gehört, daß auch Mrs. Lincoln einen Bruder im Krieg verloren hat, der für den Süden kämpfte. Und das einzige, was sie dazu sagen durfte, war, daß er nicht hätte kämpfen sollen. Die Yankees wären ihr bestimmt direkt an die Kehle gegangen, wenn sie auch nur eine Träne um ihn vergossen hätte! General Jeb Stuart, mein Vorgesetzter, liebt es, seinem Schwiegervater irgendwelche Notizen unter den Teller zu schmuggeln, wenn der in der Hauptstadt mit anderen Yankees zu Tisch sitzt, nur um dem alten Kerl einen Streich zu spielen und zu beweisen, daß die Kavallerie der Konföderierten so schnell ist, daß ihr alles gelingt. Das hoffe ich zumindest. Jeb ist jetzt bestimmt auch wieder bei den Yankees und versucht herauszufinden, wo sich die Unionsarmee befindet. Wir haben verteufeltes Glück, daß sie so langsam sind, sonst hätten sie uns schon längst im Sack!«
    »Soll das heißen, daß uns eine größere Schlacht bevorsteht?«
    »Nun, wir wissen, daß die große Armee der Yankees in der Nähe ist, und sie wissen, daß wir in der Nähe sind. Ja, ich denke, wir werden bald granatenmäßig aufeinandertreffen.« Plötzlich verstummte er und sagte dann: »Da ist Ihre Straße, Dr. McKenzie. Nun ja, eher ein Hohlweg, direkt unter uns. Haben Sie schon einen Plan?«
    »Ja, das muß ich wohl. Alle Mann absitzen, Pferde verstecken und ins Gebüsch!«
    Die Männer beeilten sich, seinem Befehl nachzukommen, wobei Elijah Henleys Männer ihm genauso schnell, behende und ruhig Folge leisteten wie Henry Lyle und Liam Murphy. Julian selbst war der letzte. Die Wagen würden direkt unter ihnen vorbeifahren; dann bräuchten sie einfach nur hinunterzuspringen, die Wachen ergreifen -wobei ihnen sicher das Überraschungsmoment zugute kam, um den Widerstand so gering wie möglich zu halten, damit es nicht in ein Scharmützel ausartete.
    Nun begann die Zeit zu laufen...
    Es war eine warme Nacht, aber hin und wieder wehte ein Lüftchen, und man hatte dabei fast das Gefühl, als berühre einen ein Stück des Himmels. Julian mußte sich am Knie kratzen und hoffte, daß das Unterholz nicht voller Zecken war. Dann hörte er Liam, der sich unterhalb von ihm im Gebüsch versteckt hatte, leise vor sich in fluchen.
    »Liam?«
    »Tut mir leid, Sir. Aber hier krabbelt irgendein Getier herum. Ich bin mir noch nicht sicher, was es ist.«
    »Wir müssen uns ruhig verhalten, das weißt du doch.«
    »Zum Teufel, ja, Sir.«
    Die Zeit verging, und Julian fragte sich schon, ob es nicht alles doch nur ein Gerücht gewesen war, als er Lyle, der sich dem Hohlweg am nächsten befand, einen leisen Vogellaut ausstoßen hörte, was soviel bedeutete wie: Ein einzelner Reiter nähert sich. Nur ein Mann? Etwa ein Späher, der nach Rebellen Ausschau hielt? Angespannt wartete Julian, bis er Hufschlag vernahm und den Reiter gewahrte, der eine adrette blaue Uniform trug, die nagelneu und noch ganz sauber war. Sein Pferd stand so gut im Futter, als ob es gerade von der Weide käme, und bewegte sich mit Leichtigkeit. Der Junge trällerte ein Liedchen - bestimmt, weil er Angst hatte, dachte Julian. Aber so konnte er natürlich selbst kaum etwas hören, während er immer näher herankam.

Sie warteten, bis er richtig in der Falle saß, bevor sie sprangen. Als er sich direkt unterhalb Julians befand, ließ der sich fallen, um ihn vom Pferd zu reißen. Augenblicklich verstummte das Pfeifen. Das Ganze hatte nicht einmal eine Sekunde gedauert, und Julian, der den sich wehrenden Jungen am Boden festhielt, flüsterte ihm zu: »Verhalt dich ganz ruhig...«
    »Rebellen, Rebellen, o mein Gott, Rebellen«, war genau die Antwort, die Julian hatte vermeiden wollen.
    »Stopfen Sie ihm das Maul«, rief Henley. »Die Wagen kommen!«
    »Halt den Mund, mein Junge«, warnte Julian den immer noch zappelnden Unionssoldaten.
    Aber der junge Mann hatte solche Angst, daß er gar nicht aufhören konnte, zu lamentieren: »Rebellen, Herr im Himmel hilf...«
    »McKenzie, die

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