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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Camps. So schaffte man eine natürliche Barriere gegen eine allzu schnelle Verbreitung von Infektionen. Während ihres Vormarsches gen Norden waren zwanzig der Jungs von Masern befallen worden. Es handelte sich ausnahmslos um Farmerssöhne, die in Südcarolina aufgewachsen waren und ihre Heimat bis zum Ausbruch des Krieges noch nie verlassen hatten. Dadurch hatten sie viele der üblichen Kinderkrankheiten noch nicht mitgemacht, die die Soldaten, die aus dichter besiedelten Gegenden kamen, allesamt schon lange hinter sich hatten. Julian hatte die kranken Soldaten von den anderen isoliert, behandelt und dann der Obhut eines Sanitäters übergeben.
    Der Tag war zu Ende, und sie waren bereit, ihren Coup zu landen. Dan LeBlanc ging bereits aufgeregt in Julians Zelt auf und ab, als auch der junge Liam und Henry Lyle auftauchten. Wie zu ihrer Zeit bei der Miliz in Florida, warteten die beiden auf Julians Anweisungen.
    »Es wird Zeit«, sagte Julian schließlich und nahm seinen Hut.
    »Ich kann euch nicht gehenlassen«, sagte Dan.
    Julian hielt inne und sah ihn erstaunt an. »Wie wollen Sie uns denn aufhalten?«
    Dan zögerte, hob dann die Hände, als gäbe er sich geschlagen und blickte zum Zelteingang. Julian, der selbst gehört hatte, daß sich vor dem Zelt etwas tat und jemand flüsterte, fuhr herum. Ein junger Mann mit einem hellen Vollbart und langen blonden Haaren stand da. Seinen federbesetzten Kavalleriehut in der Hand, fragte er: »Sind Sie Colonel McKenzie?«
    »In der regulären Armee nur Hauptmann«, entgegnete Julian.
    Lächelnd sagte der Kavallerist darauf: »Colonel, wir gestatten unseren Leuten, ihren Rang zu behalten, ob sie nun vorübergehend zum Colonel ernannt worden sind oder von der Miliz.«
    »Was führt Sie zu mir?« wollte Julian wissen, der allmählich ungeduldig wurde.
    »Ich habe läuten hören, daß Sie sich die Gegend hier ein wenig näher ansehen wollen.«
    »So?« sagte Julian nur, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen seinen behelfsmäßigen Schreibtisch.
    »Ich bin Hauptmann Elijah Henley und kenne mich hier ziemlich gut aus. Man sollte nachts nicht mit zu vielen Leuten unterwegs sein, aber vielleicht treibt sich da draußen ein Yankee herum, oder auch zwei oder mehr. Drei Männer ist keine so gute Zahl. Sechs sind da vielleicht gerade recht.«
    Julian zögerte und wählte seine Worte mit Bedacht, als er ihm antwortete: »Was veranlaßt Sie anzunehmen, daß ich einen Nachtritt unternehmen könnte?«
    Wieder lächelte Henley: »Weil ich schon mal mit Ihrem Bruder unterwegs war - vor dem Krieg, versteht sich. Wenn da draußen etwas zu holen ist, werden Sie sich das nicht entgehen lassen.« Als er fortfuhr, verschwand sein Lächeln: »Ich mußte mal mit ansehen, welche Auswirkungen es haben kann, wenn einem Chirurgen die Betäubungsmittel ausgehen. Das war bei der Schlacht um Sharpsburg, Sir, auf einem entlegenen Feld. Es gab so viele Verwundete, daß mit einemmal auch kein Whiskey mehr da war. Ein Freund von mir lag gerade auf dem Operationstisch und starb. Ich denke, es waren die unmenschlichen Schmerzen, die er auszuhalten hatte, und der Schock darüber, halb zerfetzt zu sein. Wenn Sie sich also Äther und Morphium besorgen wollen, Sir, wäre es mir eine große Ehre, Ihnen den Weg zu weisen.«
    »Sie gehen da aber ein hohes Risiko ein. Sie wissen, daß die Heeresleitung offiziell dagegen ist.«
    »So groß ist das Risiko auch wieder nicht. Offiziell bin ich General Jeb Stuart unterstellt, der sich derzeit nicht im
    Camp befindet, wie Sie sicher wissen. Man hat mich angewiesen, das Umfeld abzureiten und die Augen offenzuhalten, damit uns der Feind nicht unversehens auf den Pelz rückt. Das tue ich ja dann, wenn ich Sie begleite.«
    Julian wurde schnell klar, daß Henley es ernst meinte. »Gut«, sagte er dann einfach, »gehen wir.«
    »Ich habe mir gestattet, schon ein paar Pferde mitzubringen«, entgegnete Henley.
    Daraufhin bedeutete Julian Liam Murphy und Henry Lyle, ihm zu folgen. Als sie aus dem Zelt heraustraten, warteten draußen schon zwei Männer, die sechs Pferde am Zügel hielten - für die Verhältnisse der Rebellenmiliz waren es sehr gut aussehende Tiere: wohlgenährt und ausgeruht. Henley stellte seine beiden Männer als Abe Jansen und Alistair Adair vor. Alle nickten sich zur Begrüßung zu, saßen auf und ließen das Camp sogleich in raschem Trab hinter sich. Nach etwa dreißig Minuten verlangsamten sie ihr Tempo, und Elijah Henley lenkte sein Pferd neben

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