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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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fünf Operationstische, auf dem jeweils schon ein Mann lag und ein anderer daneben wartete. Drei Ärzte gingen von Tisch zu Tisch.
    Einer der Verletzten, der sich ganz nah am Eingang befand, fing an zu lamentieren, als er Julian sah: »Um Gottes willen, Doc, bringen Sie die Rebs jetzt auch noch hier herein?«
    »Er ist Arzt, kein Soldat...«
    »Ich lasse doch den Feind nicht an mir rumschnippeln!« protestierte der Mann lautstark.
    »Er würde uns bestimmt am liebsten umbringen«, gab ein anderer zu bedenken.
    »Genau, Doc«, schaltete sich nun auch einer der Sanitäter ein, »bringen Sie ihn hier raus!«
    »Julian!«
    Erstaunt, daß ihn jemand beim Vornamen nannte, ging Julian zu dem Tisch, von dem die Stimme gekommen war. Zuerst wußte er nicht, wer der Mann war. Aber dann erkannte er ihn als den Yankee-Kavalleristen, der ihn wegen General Magees Fuß nach St. Augustine hineingeschleust und später auch wieder zum Fluß zurückgebracht hatte.
    »George Hill?«
    »Julian ... mein Bein. Wadenschuß. Ich kann nichts mehr fühlen, aber ich glaube, der Knochen ist nicht verletzt. Kannst du...«
    »Das weiß ich nicht, ich muß mir die Wunde erst einmal ansehen.«
    »Lassen Sie ihn etwa an sich ran, Captain Hill?« fragte einer der anderen Verletzten erstaunt.
    »Da können Sie Gift drauf nehmen«, entgegnete Hill und lehnte sich mit einem subtilen Lächeln zurück. »Dieser Mann hat General Magees Fuß operiert!«
    Zum Zeichen für die anderen Ärzte, daß er keine Instrumente hatte, hob Julian die leeren Hände, und einer der Sanitäter kam mit einer schwarzen Tasche auf ihn zu. Er gab sie ihm mit den Worten: »Gehörte Captain Naismith, 44. Maine. Er ist gestern morgen gestorben.« Da Julian zögerte, die Tasche an sich zu nehmen, fügte er noch hinzu: »Dr. Naismith würde es Ihnen nicht übelnehmen, wenn Sie seine Sachen benutzen, Sir. Er hat diesen Krieg nie gutgeheißen. Immer wieder hat er gesagt, daß wir hier nur eine ganze Generation von Amerikanern töten, die in der Blüte ihres Lebens stehen. Nehmen Sie die Sachen nur, Sir. Er wäre sehr stolz darauf, daß Sie damit Leben retten.«
    Julian nickte und nahm den Arztkoffer. Der Name des Sanitäters war Robert Roser, und er bot sich ihm als sein Assistent an.
    Zu seiner großen Erleichterung stellte Julian fest, daß er das Bein von Hauptmann Hill retten konnte. Die Kugel war glatt durchgegangen. Danach hatte er allerdings einen zertrümmerten Ellbogen vor sich, und der Unterarm mußte abgenommen werden. Dann entfernte er eine Kugel aus dem Bauch des nächsten Verwundeten, daraufhin kam ein verletzter Fuß, ein Bajonettstich an der Schulter, eine Kugel im Rücken, eine Schrapnellsplitterverletzung, ein gebrochener Kiefer...
    Und so verging der Tag.
    Er arbeitete, so schnell er konnte. Später stellte er fest, daß man ihm mehr und mehr Rebellen brachte. Er erschrak, als er einen Leutnant vor sich hatte, den er erst vor kurzem wegen Windpocken behandelt hatte und der zu Picketts Truppe gehörte, die sich mit Longstreet zusammengetan hatte.
    »Aber, Captain McKenzie, was machen Sie denn hier?« stammelte der schwerverletzte Leutnant, als er Julian erkannte.
    »Man hat mich zwar gefangengenommen, aber ich bin immer noch Arzt«, erwiderte Julian ungerührt, während er stirnrunzelnd die Wunden des Mannes begutachtete. Ihm saß eine Kugel im Arm, eine im Bein und zwei, drei ... Es gab keine Hoffnung mehr für ihn.
    »Wir werden Ihnen einfach etwas gegen die Schmerzen geben ...«, sagte Julian schließlich.
    Aber der Leutnant ergriff wehmütig lächelnd seine Hand und sagte: »Sir, ich bin kein Idiot. Sie sind ein hervorragender Chirurg, aber ich weiß überhaupt nicht, was ich auf diesem Tisch verloren habe. Das ist doch reine Zeitverschwendung. Da draußen sind noch genug andere Männer, die echte Überlebenschancen haben. Ich kann überhaupt nicht glauben, daß ich noch sprechen kann, ich fühle nämlich schon, daß es bald vorüber ist, Sir! Aber ich habe keine Angst, Sir. Wir sind alle keine Engel, aber ich habe immer getan, was ich für richtig hielt. Es ist nur so schade... Ich habe gehört, daß mein Vetter Joe genau da kämpft, wo man uns reingeschickt hat. Er kämpft mit der Truppe von Hancock. Sie haben uns erwischt, als wir da reinkamen ... Wenn Sie ihn sehen Sir, Joe O'Riley, Hauptmann Joe O'Riley, würden Sie ihm dann bitte einen letzten Gruß von seinem Vetter Adam sagen? Werden Sie das für mich tun, Sir?«
    »Natürlich, Leutnant, aber Sie werden

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