Sieg des Herzens
Pinkerton - dem Mann, der den militärischen Geheimdienst organisiert - in der Stadt und gebe zu, daß ich dafür verantwortlich war, daß Sydney im Gefängnis gelandet ist.«
»Und meine Frau hatte auch etwas damit zu tun?«
»Nicht mit Sydneys Gefangennahme. Sie war ins Alte
Kapitol gegangen, um sich einen Mann mit einem entzündeten Fuß anzusehen, und da hat Sydney sie gebeten, ihr zu helfen. Danach ist Rhiannon zu mir gekommen, weil Ian bereits wieder auf dem Weg zu seiner Truppe war und Magee unter den gegebenen Umständen nichts tun konnte...«
»Und Sydney hat Sie geheiratet und ist daraufhin freigekommen?«
»Sie hat außerdem schwören müssen, von ihrer Spionagetätigkeit Abstand zu nehmen.«
»Wollen Sie, daß meine Cousine in Washington bleibt?«
Halston lächelte gezwungen. »Captain, ich glaube, ich blute auch so schon genug, ohne daß Sie mir derart auf die Wunde drücken.«
»Es tut mir leid«, sagte Julian und zog die Hände zurück, als habe er sich verbrannt.
»Ich wünschte, sie bliebe dort«, nahm Halston den Faden wieder auf. »Nun, sagen wir, ich hoffe, das hier zu überleben, und dann ist es mir egal, wo ich mit ihr Zusammensein kann. Aber eins sollten Sie wissen: Ich liebe sie und glaube, daß auch sie mich liebt. Sie ist nur so davon beseelt, auf der Seite der Rebellen zu kämpfen, daß sie es niemals zugeben würde.«
»Und Sie haben sie tatsächlich geheiratet?«
»Ja«, sagte Halston und sah Julian ganz offen an. Dann fragte er leise: »Sagen Sie mir jetzt, was Sie mit mir Vorhaben?«
Julian lächelte wehmütig und sagte: »Ich werde versuchen, Ihren Arm - und Ihr Leben - zu retten.«
Die Kugel hatte das Schultergelenk gestreift und sich vor einer großen Arterie verkeilt. Der Oberarm war gebrochen. Aber da der Arm nicht sonderlich geschwollen war, konnte man davon ausgehen, daß es sich um einen glatten Bruch handelte. Die Verletzung war der von Jerome ziemlich ähnlich. Rhiannon wußte wirklich, wovon sie sprach. Die Einschußstelle machte das Herausnehmen der Kugel genauso gefährlich wie eine Amputation.
»Ich zähle auf Sie«, entgegnete Halston.
Als Julian im Augenwinkel sah, daß jemand in die Tür trat, blickte er auf. Da stand Rhiannon, müde und erschöpft, hielt sich aber immer noch ganz gerade und war majestätisch schön - in ihrer elenden Witwentracht; wo sie doch gar keine Witwe mehr war, sondern seine Frau. Sein Herz begann zu rasen. Am liebsten hätte er sie gepackt und geschüttelt und gefragt, warum sie ihn verraten hatte. Aber er durfte sich jetzt nicht aufregen, er brauchte ruhige Hände.
Deshalb setzte er sich nur ganz aufrecht hin und fragte scharf: »Was willst du denn hier?«
Mit erhobenem Kinn antwortete sie: »Ich arbeite hier, seit Jesse eingeliefert wurde, und bin froh, daß ich nicht mehr draußen in einem der Lazarettzelte stehen muß. Ich werde dir assistieren...«
»Nein.«
»Aber, Julian ...«, entgegnete sie völlig entgeistert.
»Ich will nicht mit dir arbeiten!«
»Ist das hier schon der erste Ehekrach?« ließ sich Jesse von seinem Bett aus vernehmen. Aber die beiden reagierten gar nicht darauf.
»Raus mit dir, Rhiannon, das ist mein Ernst«, sagte Julian wütend.
»Julian, verdammt noch mal...«
»Ja, verdammt, ich bin vielleicht ein Kriegsgefangener, aber das heißt noch lange nicht, daß ich mit dir arbeiten muß, wenn ich es nicht will.«
»Julian, ich gehe nirgends hin, ich...«
»Gut, aber ich arbeite nicht mit dir.«
»Julian, du verstehst das nicht...«
»Doch, das tue ich. Du bist eine verräterische Hexe. Man hat mich gleich vor dir gewarnt.«
»Julian, bitte!«
»Wenn ihr beiden nichts dagegen habt, aber ... Doc, das tut wirklich höllisch weh. Ich meine, es tut richtig weh.«
Julian wurde klar, daß er sich nun wohl zusammenreißen mußte. Halston brauchte dringend Hilfe, denn er hatte schon zuviel Blut verloren. Sie mußten sofort operieren, und wenn er ehrlich war, brauchte er Rhiannon dazu. Niemand hatte eine so ruhige Hand wie sie. Also schluckte er seinen Zorn hinunter und preßte zähneknirschend hervor: »Hol zwei Sanitäter und bring Äther mit. Ich gehe davon aus, daß die Unionsarmee hier über Äther verfügt.«
»Es ist schon alles vorbereitet. Die Männer warten draußen«, entgegnete Rhiannon. »Da vorne auf dem Tisch findest du, was du brauchst.«
»Schön.«
»Ich will kein Betäubungsmittel ...«, ließ sich nun wieder Halston vernehmen.
»Glauben Sie mir, Sir, Sie werden es brauchen!«
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