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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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rannte weiter nach oben zum Schlafzimmer, um sich fertig anzuziehen. Als er dort angelangt war, griff er nach seinen restlichen Kleidern und schlüpfte in sein Hemd. Dabei starrte er auf die Verbindungstür zwischen den beiden Zimmern. Sein Colt war immer noch in ihrem Schlafzimmer und lag wohl nach wie vor am Fußende des Bettes, wo er ihn letzte Nacht hingeworfen hatte. Im Gehen zog er sich die Stiefel an und bewegte sich dabei auf die Verbindungstür zu. Da das Schloß herausgebrochen war, brauchte er der Tür nur noch einen leichten Schubs zu geben, damit sie leise aufging. Vielleicht würde Rhiannon ja gar nicht aufwachen, dann könnte er sich wahrscheinlich eher zurückhalten, ihr den Hals umzudrehen.
    Aber sie schlief nicht mehr, sondern war gerade aufgestanden. Wahrscheinlich hatte sie das Hufgetrappel der herannahenden Pferde geweckt. Groß und grazil stand sie neben dem Bett, mit offenem Haar, das ihr wild zerzaust um die Schultern hing und sie so überirdisch und atemberaubend schön aussehen ließ, daß er innehalten mußte.
    Sie war aschfahl im Gesicht und noch verwirrter, als er beim Aufwachen gewesen war. Trotzdem starrte sie nun wie gebannt auf die Stelle, an der er seinen Colt am Abend zuvor hatte fallen lassen, und schien abzuwägen, wie groß ihre Chancen waren, die Waffe vor ihm zu fassen zu kriegen.
    Um sie gegen ihn zu richten?
    Abermals regte er sich darüber auf, wie sorglos sie mit ihrem Leben umging. Sie hatte ihn und seine Männer verraten - und sich dadurch selbst in Gefahr gebracht, falls es zu einem Kampf in ihrem Haus kommen sollte. Aber anscheinend war sie sich so sicher gewesen, daß die Yankees ihn und seine Männer ohne weiteres überrumpeln würden, daß sie es riskiert hatte, sich mit Drogen und Alkohol außer Gefecht zu setzen.
    War sie sogar bereit, selbst eine Waffe gegen ihn zu richten, damit die Gefangennahme nicht durch eine Flucht vereitelt wurde - weil sie so überzeugt davon war, daß sie richtig gehandelt hatte? Er hatte keine Lust auszuprobieren, wie hartnäckig sie tatsächlich die Sache der Nordstaatler vertrat, und durchmaß schnell das Zimmer.
    An seinem Gesichtsausdruck hatte sie wohl erkannt, was er vorhatte, und bückte sich plötzlich nach dem Colt. Ihre Finger wollten schon danach greifen, aber Julian war schneller und erwischte sie an den Haaren. Sie schrie auf, fiel zurück, aber er ließ sie sogleich wieder los, griff nach der Waffe und steckte sie in den Halfter an seinem Gürtel.
    »Ein Doktor mit einem Colt!« rief sie aus. »Was für ein erstaunlicher Arzt, der sich so um das Leben anderer kümmert!«
    »Stimmt, Leben zu erhalten ist mir wichtig. Aber im Augenblick geht es vor allem um mein Leben.«
    »Niemand will Sie töten...«
    »Was hatten Sie dann mit dem Colt vor?«
    »Sie ... aufhalten.«
    »Warum? Weil Truppen hierher unterwegs sind, um uns gefangenzunehmen?«
    Einen Moment lang rührte sie sich nicht vom Fleck, stand kerzengerade da und versuchte, Haltung zu wahren. Ihr Gesicht hob sich in Kombination mit ihrem weißen Nachthemd kraß gegen das ebenholzfarbene Haar ab, das nach Julians rüdem Übergriff noch zerzauster war. Sie sah elend aus und blickte ihn mit ihren grünen Augen so entnervt an, als ob sie sich in keinster Weise an die vergangenen Stunden erinnern könnte.
    Ob sie überhaupt weiß, was passiert ist? überlegte Julian in dem Augenblick, als wieder etwas Leben in ihr Gesicht kam und sie ihn anherrschte: »Wenn Sie wirklich ein Nordstaatler wären, Sir, so wie Sie behauptet haben, würden Ihnen jetzt nur Ihre Landsleute zu Hilfe kommen.«
    »Ich habe niemals selbst behauptet, ein Yankee zu sein, Ma'am«, erwiderte er höflich. »Trotzdem danke ich Ihnen natürlich für Ihre Gastfreundschaft, egal, was ich auch sein mag. Allerdings werden wir Sie nun verlassen müssen.«
    Böse starrte sie ihn an und hob trotzig das Kinn, als sie ihm entgegnete: »Die werden Sie bestimmt kriegen!«
    »Nun, das war ja Ihre Absicht, nicht wahr? Aber ich bezweifle, daß es ihnen gelingen wird. Ich bin nämlich aus der Gegend. Ich weiß, wohin ich gehe - sie nicht. Aber danke, daß Sie sich so um uns sorgen.«
    Sie erwiderte nichts, sondern schlug die Augen nieder, und so drehte er sich auf dem Absatz um, um hinunter in die Halle zu gehen. Um so erstaunter war er, als er sie rufen hörte: »Colonel?« Er hielt inne und wandte sich noch einmal zu ihr um.
    Er sah ihr an, daß sie sich nichts mehr wünschte, als kühl und uninteressiert zu wirken und ihn

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