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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Opium. Wenn sie ehrlich war, wußte sie, daß sie in letzter Zeit viel zu oft etwas davon genommen hatte. Es ist ja nur ein bißchen, hatte sie sich immer einzureden versucht. Aber es war so weit gekommen, daß sie dieses bißchen jeden Tag brauchte, obwohl sie es doch eigentlich hätte besser wissen müssen.
    Und letzte Nacht ... hatte sie zuviel genommen. In dieser ganz speziellen Nacht, in der sie eigentlich nicht einmal einen Schluck Wein hätte anrühren sollen, als sie hätte vorsichtig sein müssen - wach und aufmerksam. Was, wenn die Yankees früher gekommen wären? Was, wenn geschossen worden wäre? Sie hatte angenommen, daß sie in ihrem Zimmer in Sicherheit sei, weil sie die Tür abgeschlossen hatte. Aber sie hatte gar nicht an Rachel gedacht. O Gott, wie hatte sie nur so sorglos und unverantwortlich handeln können!
    Es war alles nur seinetwegen geschehen. Irgendwie hatte er es fertiggebracht, daß sie sich noch ängstlicher fühlte und noch einsamer und verlorener als sonst ... Sie hatte gedacht, daß das kleine bißchen Opium sie beruhigen würde. Aber dann hatte sie mehr als nur ein bißchen genommen. Aber wann war das nur gewesen? Sie konnte sich nicht mehr erinnern und hatte solche Angst, daß ...
    Es war ein sehr schöner Traum gewesen. Sie hatte wieder mit Richard Zusammensein können, und die Zeit war nur so dahingeflogen. Aber Richard war tot. Obwohl ihr alles so realistisch vorgekommen war...
    Mammy Nors Wein! Natürlich, es mußte an Mammy Nors Wein gelegen haben. Am Wein und an ihrer Fantasie und der Erleichterung, die ihr der Extrakt aus dem Schlafmohnfeld geschenkt hatte. Ruckartig drehte sie sich um und betrachtete ihr Bett. Die Kissen waren zerdrückt, die Laken zerwühlt. Aber manchmal neigte sie dazu, sich des Nachts hin und her zu wälzen.
    Zitternd verschränkte sie die Arme vor der Brust. Sie trug immer noch ihr dünnes Nachthemd. Selbst in der Luft lag noch ein Hauch von ... ihm - der Duft des Rebellen. Ein männlich herber Geruch, kaum merklich und vielleicht gar nicht wirklich existent. Trotzdem trug er dazu bei, daß sie den Eindruck hatte, als sei der Rebell immer noch da, berühre sie und dringe in sie ein ...
    Sie stöhnte laut auf, und im selben Augenblick klopfte es an die Zimmertür, und Rachel rief ihren Namen.
    »Rhiannon!«
    »Ich komm' schon.«
    »Deine Yankees sind da«, hörte Rhiannon das Mädchen in vorwurfsvollem Ton sagen.
    Rachel wußte also, daß sie nach dem Suchtrupp der Yankees geschickt hatte, damit sie die Rebellen gefangennähmen. Sie wußte auch, daß die Gäste der letzten Nacht keine Unionsgetreuen gewesen waren. Aber das war ihr wohl egal.
    »Ich komme gleich runter«, entgegnete Rhiannon schnell und hörte, wie sich Rachel von der Tür entfernte.
    Nachdem sie gegangen war, zog Rhiannon ihr Nachthemd über den Kopf und wusch sich eiligst mit einem Schwamm. Ihre Haut fühlte sich irgendwie leicht irritiert an und war besonders an Kinn und Halsansatz merkwürdig empfindlich. Bestimmt war das nur Einbildung. Sie konnte sich wirklich an nichts Zusammenhängendes erinnern. Die vergangene Nacht lag wie im Nebel. Es war, als ob man im Traum durch Wolken wandelte, und doch gab es Augenblicke, an die sie sich so genau erinnern konnte, als seien sie gerade erst passiert - als sei Richard zurückgekehrt und wäre wieder bei ihr gewesen...
    Hastig zog sie sich an und wünschte, daß die Corsage ihres schwarzen Kleides nicht gar so viele Knöpfchen hätte. Jede Bewegung bereitete ihr Schwierigkeiten. Obwohl es doch relativ einfach war, sich anzuziehen, wußte sie kaum, was sie zuerst und zuletzt machen sollte, weil ihre Gedanken immer wieder abschweiften, während sie versuchte, zu ergründen, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Sie hatte eine seherische Gabe und konnte normalerweise alle möglichen Dinge sehen, die sie gar nicht wissen wollte - furchtbare Dinge, die sich dann auch noch bewahrheiteten. Aber im Augenblick schien es ihr, als sei sie mit Blindheit geschlagen ...
    Denk nicht mehr darüber nach! befahl sie sich.
    Die Yankee-Patrouille, die sie Angus hatte holen lassen, stand nun unten in der Halle. Lang genug hatten sie ja gebraucht! Wieso waren sie eigentlich in der Halle und jagten nicht hinter den Rebellen her? So weit konnten die doch noch gar nicht sein.
    Rhiannon wollte gerade ihr Schlafzimmer verlassen, als ihr Blick wieder auf das Fläschchen mit Opium fiel, das er ihr vorenthalten hatte. Sie erschauerte. Wieviel hatte sie letzte Nacht

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