Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
auf, in dem er sich verirrt zu haben schien, denn er wußte erst gar nicht, wo er sich befand. Erschrocken fuhr er zusammen, als ihm bewußt wurde, daß er neben seiner Gastgeberin im Bett lag, auf irgendeiner Plantage, irgendwo nordwestlich von St. Augustine und nicht sehr weit entfernt von der Stadt.
    Wieder klopfte es an der Tür.
    Träume! Mammy Nor hatte ihm ja prophezeit, daß er süße Träume haben würde. Aber...
    Er mußte dieses matte Gefühl loswerden, das ihn immer noch lähmte. Mit einem Satz war er auf den Beinen und griff nach dem Handtuch, das er um die Hüften gehabt hatte, als er vergangene Nacht in den Raum gestürmt war. Schnell lief er in das Zimmer hinüber, in dem er eigentlich hätte die Nacht verbringen sollen, und zog vorsichtig die Tür mit dem herausgebrochenen Schloß hinter sich zu.
    »Colonel!«
    Da es so dringend klang, nahm er sich nicht mehr die Zeit, in seine Hosen zu schlüpfen, sondern eilte direkt zur Tür, die auf den Flur ging, um sie aufzureißen. Corporal Lyle stand dort, froh, daß er endlich öffnete.
    »Pferde, Sir, und Reiter, ungefähr fünfzehn, sie kommen die Straße entlang, die von Osten her zum Anwesen führt.«
    »Nordstaatler?«
    »Ja, Sir.«
    »Und sie kommen direkt auf das Haus zu?« stieß Julian scharf hervor.
    »Ja, Sir, ich fürchte schon.«
    Sie hatte es gewußt. Diese Hexe - oder war sie eine Frau mit einer außergewöhnlichen Intuition? Sie hatte gewußt, daß sie Rebellen waren. Und doch hatte sie ihnen zähneknirschend ihre Gastfreundschaft gewährt - zumindest, was sie darunter verstand. Vielleicht hatte sie auch vorgehabt, sie glauben zu machen, daß sie hier in Sicherheit waren, während sie sie verriet.
    »Wieviel Zeit haben wir noch?«
    »Zehn, vielleicht fünfzehn Minuten, schätze ich. Dann stehen die Yankees vor der Tür.«
    »Wie geht es unserem Patienten?« fragte Julian schnell.
    »Paddy ist wohlauf, Sir.«
    »Ich werde rasch noch einmal nach ihm sehen.«
    Er ließ das Handtuch fallen, griff zu seiner Hose und schlüpfte hinein. Ohne Schuhe und Hemd eilte er dann die Stufen hinunter und in den Raum hinein, wo er Paddy behandelt hatte.
    Der Ire war schon wach. Man hatte ihm ein frisches weißes Hemd gegeben und ein altes Paar sauberer Hosen zum Überziehen. Rachel war gerade dabei, seinen Oberschenkel neu zu verbinden.
    »Ich werde mir das mal kurz ansehen«, sagte Julian bärbeißig, und Rachel trat augenblicklich zur Seite.
    Die Wunde war sauber und blutete nicht mehr. Er sah die kleinen engen Stiche, mit denen er sie am Abend zuvor vernäht hatte. Paddy würde schon wieder auf die Beine kommen; das mußte er wohl oder übel auch.
    »Ich reite wie der Wind, und Sie wissen, daß das die Wahrheit ist, Sir«, sagte Paddy.
    »Du mußt noch vorsichtig sein...«
    »Das werde ich. Und River kann mir dabei helfen und mich mit seinem Seminolenzauber wieder zusammenzuflicken, falls es noch mal anfangen sollte zu bluten.«
    »Sieh zu, daß du zum Lager kommst, und leg dich dort um Gottes willen ins Bett und bleib da«, befahl Julian, der dabei war, die Wunde ganz fest zu umwickeln, damit die Naht nicht wieder aufreißen konnte.
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich mache weiter mit der Bandage, Sir«, sagte Rachel. »Die Wunde wird sehr gut verheilen. Sie können besser mit Nadel und Faden umgehen als jede Näherin.«
    »Danke, Rachel«, entgegnete ihr Julian, dem es jetzt leid tat, daß er sie so angefahren hatte, »das ist sehr nett von Ihnen. Sie wissen, daß wir...«
    »Rebellen sind. Ja, Sir. Sie sollten besser zusehen, daß Sie hier wegkommen.«
    Corporal Lyle war hinter ihm ins Zimmer getreten, und Julian gab ihm schnell ein paar Befehle: »Sag River, Thad und Ben, daß sie Paddy mitnehmen und erst einmal landeinwärts reiten sollen, bevor sie sich nach Süden wenden. River kennt die alten Seminolenpfade, und ich wette, daß die Yankees, die uns hier einen Besuch abstatten wollen, aus Ohio, Michigan oder sonstwoher kommen und keine Ahnung von der Gegend haben. Der Rest von uns wird versuchen, in südöstlicher Richtung zu fliehen, um sie dazu zu bringen, uns zu verfolgen, so daß die Gruppe mit Paddy nicht allzu schnell reiten muß.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Dann mal los!«
    Auch Julian verließ den Raum und eilte die Treppe hinauf, dabei spähte er noch einmal schnell durch das große Erkerfenster oberhalb des ersten Treppenabsatzes, um festzustellen, wie weit die Yankees sich dem Haus schon genähert hatten. Es blieben ihnen bestenfalls noch zehn Minuten. Er

Weitere Kostenlose Bücher