Sieg des Herzens
Vorgesetzten würden Sie schon dazu bringen, daß Sie mich gehenlassen.«
Wieder beugte er sich zu ihr hinunter und sagte: »Meine liebe Mrs. Tremaine, meistens bin ich der ranghöchste Offizier hier in der Gegend. Sie hätten mit meinem Bruder gehen sollen. Aber da Sie das nicht getan haben, können Sie jetzt genausogut mit mir kommen.«
»Ich wollte ja mit Ian gehen, aber erst in ein paar Tagen. Er kommt bald wieder, und ich habe vor...«
»Auch diese Lüge wird Sie jetzt nicht retten.«
»Jetzt lassen Sie mich doch einmal ausreden! Ich sage die Wahrheit. Ich wollte wirklich gehen, aber erst in ein paar Tagen. Ich hatte hier noch ein paar Dinge zu erledigen...«
»Sie meinen, noch ein paar Eimer Tränen auf Richards Grab zu vergießen.«
Wütend sprang sie auf und ging erst einmal auf Distanz, bevor sie Julian anschrie: »Wie können Sie es wagen, ihn beim Vornamen zu nennen? Sie haben ihn nicht gekannt, Sie wissen überhaupt nicht, was er für ein Mensch war, wie mutig er war und wie er sein Leben für andere aufs Spiel gesetzt...«
»So wie er auch von Ihnen verlangt hat, daß Sie den Rest Ihres Lebens an seinem Grab verbringen, bis auch Sie das gleiche Schicksal ereilt wie ihn? Meinen Sie das?«
»Ich wollte mich nur von ihm verabschieden.«
»Sehr gut, das hätten Sie ja nun getan. Meinetwegen können wir los.«
»Dann gehen Sie doch!«
»Sie werden mit mir kommen. Aber wir haben noch allerhand zu erledigen, bevor wir uns auf den Weg machen können.«
Sie war drauf und dran, ihm wieder davonzurennen, weil sie das Gefühl hatte, daß er sie jeden Moment am Arm packen und mit sich schleifen würde. Aber dann ließ er sie einfach stehen und ging in Richtung Haus, und ihr wurde bewußt, daß er tatsächlich vorhatte, ihre Vorräte an Arzneimitteln allein in Augenschein zu nehmen.
»Warten Sie!« schrie sie und kam hinter ihm her. »Sie haben vielleicht Nerven! Erst erzählen Sie mir großspurig, daß Sie weder rauben, vergewaltigen noch plündern oder ähnliches tun, und dann gehen Sie einfach her und stehlen...«
»Ich stehle überhaupt nichts. Sie werden mir geben, was ich brauche. Damit versorgen Sie nur die Söhne dieses Staates - der auch Ihr Staat ist - mit der Medizin, die sie brauchen, um zu überleben.«
Er strebte mit großen Schritten auf das Haus zu, und Rhiannon stellte erstaunt fest, daß sie neben ihm herlief. »Oh, Sie sind wirklich ein ganz gerissener Schweinehund, der einem leid tun kann, McKenzie. Doktor! Ja, so ist es. Sie verdrehen die Tatsachen und legen sich immer alles so zurecht, daß es Ihnen in den Kram paßt. Sie sind ein ...« Mitten im Satz hielt sie inne, da ihr bewußt geworden war, daß sie bereits tat, was er wollte. Da blieb sie stehen und rief ihm nach: »Gut, Sir, Sie wollen also meinen Garten und meine Arzneimittelvorräte plündern? Sie tragen eine Waffe - ich nicht! Ich kann Sie nicht aufhalten. Also dann mal los, sehen Sie zu, daß Sie allein zurechtkommen!«
Daraufhin wirbelte sie herum und eilte zurück zum Friedhof. Direkt dahinter lag ein dichter Kiefernwald. Sie würde sich einfach darin verstecken und warten, bis er gezwungen war, ihr Anwesen zu verlassen. Sie hörte ihn nicht und rechnete auch nicht damit, daß er ihr nachkommen würde. Aber er war so schnell hinter ihr, packte sie am Arm und riß sie herum, daß es zu spät war, sich noch groß zu wehren; denn da hatte er sie schon hochgehoben und lief wieder mit ihr in Richtung Haus. Mit ihren kleinen Fäusten trommelte sie gegen seine breite Brust, wohlwissend, daß das nun auch nichts mehr änderte.
»Lassen Sie mich sofort herunter!« schrie sie.
»Nein.«
»Verdammt noch mal. Lassen Sie mich runter!«
»Das tue ich mit Freuden, ich werde geradezu entzückt sein. Aber erst wenn ich etwas gefunden habe, um Sie zu fesseln und zu knebeln.«
»Wollen Sie es nicht verstehen oder können Sie es nicht?« fragte sie, während sie immer noch versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. »Sie sind ein Rebell, und ich verachte Sie!«
»Das ist ja interessant. Letzte Nacht haben Sie mich nicht verachtet«, warf er wie beiläufig ein.
Überrascht von seiner plötzlichen Attacke, hielt sie die Luft an, brachte dann aber doch heraus: »Doch, das habe ich, das tue ich noch. Ich verachte alle Rebellen und ich ertrage es nicht, daß Sie mich festhalten, daß Sie mich überhaupt anfassen.«
»Auch was das anging, haben Sie sich letzte Nacht nicht so angestellt.«
»Ich habe letzte Nacht gegen Sie
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