Sieg des Herzens
nicht, daß es Ihnen hier auch so geht...«
»O Risa, wie kannst du nur so etwas zu ihr sagen. Und außerdem waren wir schon befreundet, bevor du überhaupt wußtest, daß du schwanger bist!« protestierte Alaina und betonte dabei jedes einzelne Wort. Zu Rhiannon gewandt, fuhr sie fort: »Wir sind überhaupt nicht so schlecht, Mrs. Tremaine. Wir waren heute abend vielleicht ein wenig unhöflich, aber wir hatten solche Angst um Jerome ... das werden Sie doch sicher verstehen?«
»Natürlich«, entgegnete Rhiannon.
Selbstverständlich verstand sie ihre Gefühle, aber das alles war ihr mit einemmal zuviel. Diese Beziehung zwischen Julian und den beiden Frauen ... Sie standen sich alle so nahe, hatten einen kleinen privaten Kreis gebildet, und sie gehörte nicht dazu.
»Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden«, sagte Rhiannon denn auch, »ich lasse Sie nun mit Julian allein. Bestimmt haben Sie noch eine Menge Fragen an ihn. Es war mir ein Vergnügen, Sie beide kennenzulernen ...«
»Nein, bitte gehen Sie nicht«, sagte Risa. »Wir sind hier einfach so reingeplatzt und haben Sie unterbrochen...«
»Das geht schon in Ordnung. Ihr Ehemann hat doch gerade eine furchtbare Operation hinter sich, und bestimmt wollen Sie nun ein bißchen unter sich sein ...«
»Überhaupt nicht«, sagte Alaina. »Wir haben eine Menge frischen Fisch mitgebracht, den der junge Gefreite Llewellyn gerade zubereitet.«
»Bleiben Sie doch bitte bei uns. Wir werden in Julians Zelt ein bißchen unter uns sein und hätten gern, daß Sie dabei sind«, erklärte Risa.
Rhiannon hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Julian und die beiden Frauen sahen sie an und warteten auf ihre Antwort. Sie war sich wie eine Außenseiterin vorgekommen, und nun wollten sie sie integrieren. Aber sie war sich nicht sicher, ob ihr das nun lieber war.
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich muß mich um mein Mündel kümmern ...«
»Meinen Sie Rachel? Sie ist ein so liebes Mädchen!« rief Risa aus. »Sie vertritt mich an Jeromes Bett, während er schläft. Bitte schließen Sie sich uns doch an. Julian, sag doch auch mal was! Alaina, komm, wir wollen sehen, ob wir Tia finden und den Tisch ein bißchen nett decken können ... Ich habe nichts mehr gegessen, seit ich hörte, daß Jerome verwundet wurde. Julian, du mußt sie davon überzeugen, daß sie mit uns kommt.«
Mit diesen Worten hakte sich Risa bei ihrer Schwägerin unter, und sie gingen den Pfad zurück zum Camp.
Es war unübersehbar, daß Julian sich ein Lächeln verbeißen mußte, als er zu Rhiannon sagte: »Nun, kommen Sie schon! Es sind ja nicht nur Rebellen dabei, wie Sie gerade gesehen haben. Wir werden auch bestimmt keine Kriegsgeheimnisse ausplaudern.«
»Ich möchte wirklich nicht stören. Sie sind alle so vertraut miteinander...«
»Ich kenne Alaina schon, seitdem sie ein kleines Mädchen war, und sowohl sie als auch Risa haben mir häufig assistiert. Wir sind sehr gute Freunde.«
Rhiannon mußte unwillkürlich daran denken, was wohl passieren würde, wenn Ian oder Jerome im Krieg umkämen. Ob die jeweilige Witwe dann bei Julian Trost suchen würde?
Aber sie sagte nur: »Wie schön, wenn man so gute Freunde hat.«
»Die sich einmal spinnefeind waren«, entgegnete er achselzuckend. »Risa war schon mal so gut wie mit Ian verlobt, müssen Sie wissen. Aber das ist eine lange Geschichte und wohl nicht an mir, sie Ihnen zu erzählen...«
»Dann ist da noch Ihre Schwester, die mich ...«
»Ach ja, Tia ...«, murmelte er, stellte einen Fuß auf den Baumstamm, auf dem sie zuvor gesessen hatten, und stützte seinen Ellbogen aufs Knie. »In ihr schlägt das wahre Herz der Konföderation. Sie hat Risa keinen Millimeter über den Weg getraut, bis Jamie Anfang des Jahres geboren wurde. Da haben Sie's! Risa mußte erst einen McKenzie zur Welt bringen, bevor man sie in den Kreis der Familie aufnahm! Rebellen haben es da natürlich leichter. Alaina mochten alle von Anfang an. Nun ja, die Yankees in der Familie hatten natürlich ein Problem mit...«
»Da ich nun mal auch eine Yankee bin, sollte ich Sie lieber allein lassen«, fiel ihm Rhiannon ins Wort und drehte sich um, um ins Lager zurückzugehen.
»Nun ja, eine Yankee mögen Sie ja sein, aber vielleicht ...«, hörte sie Julian hinter sich sagen.
Sie hatte schon mit etwas in dieser Art gerechnet. Wenn sie bloß wüßte, was in jener Nacht genau passiert war; was Wirklichkeit gewesen war und was sie nur geträumt hatte...
Abrupt blieb
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