Sieg des Herzens
ausbreitete und sie vor Verlangen erbeben ließ...
Dann hob er plötzlich ganz leicht den Kopf, wobei seine Lippen immer noch dicht über ihren schwebten, und fragte: »Sie sind also nicht betrunken?«
»Was? Nein...«
»Und haben keine Drogen genommen?«
»Nein.«
»Gut, dann werden Sie sich diesmal wohl an mich erinnern.« Mit diesen Worten ließ er sie unvermittelt los und nickte ihr höflich zu.
Völlig verständnislos starrte sie ihn an, während sie auf ihrer Haut immer noch spürte, wo seine Lippen und Hände sie zuvor berührt hatten. Aber nun wirkte sich die Kälte des Wassers um sie herum aus wie eine kalte Dusche.
Wütend rief sie: »Warum haben Sie das getan, Sie Rebellenschwein? «
Die unvermeidliche Ohrfeige, die nun folgen mußte, hatte er natürlich kommen sehen.
Als sie zum Schlag ausholte, ergriff er ihr Handgelenk, zog sie noch einmal an sich und sagte: »Wenn Sie irgendwann einmal erfahren möchten, was in jener Nacht passiert ist, Mrs. Tremaine, schauen Sie bei mir rein! Jetzt werden Sie sich zumindest an meinen Namen und mein Gesicht erinnern. Wenn Sie zu dem Schluß kommen sollten, daß Sie mich brauchen, sagen Sie mir Bescheid.«
»Warum sollte ich Sie brauchen!« stieß sie wütend her-
»Man kann nie wissen, nicht wahr, Mrs. Tremaine? Vielleicht kann ich Ihnen einmal etwas geben, was Sie sich heute noch gar nicht vorstellen können.«
»Ich werde Sie niemals brauchen...«
»Vielleicht doch.«
Sein Blick aus tiefblauen Augen ruhte unverwandt auf ihr - durchdringend und auch ein wenig amüsiert. Oder lag darin noch ein anderer Ausdruck? Er hielt sie jetzt wieder so fest an sich gepreßt, daß sie seinen sehnigen, muskulösen Körper am ganzen Leib spürte und auch die Stärke, die von ihm ausging. So sehr sie sich auch bemühte, aber sie konnte sich Richards Gesicht nicht mehr vorstellen und sah nur noch sein Gesicht - Julians. Genau das hatte er erreichen wollen. Sie horchte in sich hinein und fühlte ihre Schwäche: die Dunkelheit in ihrem Herzen, die Verlangen zuließ, wo die Liebe gestorben war - hingemetzelt auf dem sogenannten Feld der Ehre.
»Wissen Sie was, Sie könnten mir wirklich einen Gefallen tun, Colonel?«
»Und welchen?«
»Ich kenne Ihr Gesicht nun ganz genau - das können Sie mir glauben! Geben Sie mir die Möglichkeit, eine ordentliche Ohrfeige auf Ihrer selbstgefälligen Visage zu landen!«
Lächelnd ließ er sie los. Dann musterte er sie mit wachem Blick und sagte: »Gut, die Chance sei Ihnen gewährt. Dann mal los!«
Wieder holte sie aus und versuchte in diesen Schlag ihre ganze Kraft und Wut zu legen. Fast dachte sie schon, ihn diesmal richtig zu erwischen, als er in letzter Sekunde wie ein Akrobat herumwirbelte, abtauchte und sie beim Hochkommen erneut packte und an sich drückte.
»Wie ich schon sagte ...«, setzte er dann an.
»Sie sind ein ganz ungehobelter Klotz!«
»Aber ein aufrichtiger.«
»Aufrichtigkeit und Ehre gibt es nicht mehr. Man hat sie genauso abgeschlachtet wie die Männer, die diese Tugenden besessen haben, Colonel.«
»Das Leben geht weiter, Madam. Es bahnt sich seinen Weg, ungeachtet aller Widrigkeiten.«
»Der Tag, an dem ich Sie brauche, wird niemals kommen!« wiederholte sie leise, aber so, daß er es noch verstehen konnte.
»Dessenungeachtet, meine Liebe, würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um Ihnen zu Hilfe zu eilen, wenn Sie mich jemals darum bitten sollten. Mein Name ist McKenzie. Julian. Denken Sie daran.«
»Lassen Sie mich jetzt sofort los, McKenzie!«
»Genau, jetzt haben Sie's!«
»Julian...«
»Denk an mich!«
Nach wie vor hielt er sie fest an sich gedrückt, und nun berührten seine Lippen noch einmal die ihren; diesmal jedoch ganz sacht wie das Züngeln einer Flamme an ihrer Seele. Es kam ihr kaum zu Bewußtsein, als er sie schließlich losließ. Sie senkte den Kopf, und fühlte sich plötzlich so schwach. Aber als sie den Blick wieder hob ... war er nicht mehr da.
Sie sollte ihn erst in ihren Träumen Wiedersehen.
12
Hallo und willkommen, Miß Sydney! Wie geht es Ihnen heute abend?«
»Sehr gut, danke der Nachfrage, Sergeant Granger«, antwortete Sydney McKenzie dem diensthabenden Offizier im Alten Kapitol - einem der Gefängnisse von Washington -und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Dann strich sie sich eine vorwitzige Locke ihres dunklen Haares zurück, das im Schein der Öllampe einen leicht kupferfarbenen Stich hatte, und sagte: »Ich bin natürlich gekommen, um den Jungs
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