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Sieg einer großen Liebe

Sieg einer großen Liebe

Titel: Sieg einer großen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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zurückkam. „Es tut mir leid, Victoria. Mrs. Bainbridge sagt, ihr sei nicht wohl genug, um dich zum empfangen. Gib mir deinen Brief, und ich gebe ihn ihr, damit sie ihn Andrew schicken kann. Ich soll Dr. Morrison gleich rufen“, fügte sie wie eine Entschuldigung hinzu, „Mrs. Bainbridge hat ein Klingeln in den Ohren.“
    Victoria zögerte. Wenn die Post nach Europa doch nicht so teuer wäre! Dann könnte sie ihren dicken Brief selbst abschicken und bräuchte ihn nicht der Postsendung von Mrs. Bainbridge anzuvertrauen. Außerdem wusste sie ja nicht, wo sie Andrew erreichen konnte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als den Brief dazulasse... .
    „Gib her“, befahl Mrs. Bainbridge ein paar Minuten später und nahm der Haushälterin den Brief ab. Ihre Stimme klang überraschend kräftig für eine Kranke. „Und jetzt hol schnell Doktor Morrison“, hauchte sie dann, als habe sie sich daran erinnert, wie elend ihr war. „Mir ist schwindelig. Wann kommt endlich der neue Arzt?“
    „Er kommt nächste Woche“, erwiderte die Haushälterin.
    Als sie alleine war, richtete sich Mrs. Bainbridges Blick voller Verachtung auf das dicke Schreiben. Diese Landmaus wird Andrew nicht heiraten! dachte sie entschlossen. Victoria war ein Niemand, Tochter eines Arztes, der nicht einmal ein Haus sein eigen nannte! Andrew hatte bereits zweimal geschrieben, daß seine Kusine Madeline in der Schweiz ein sehr nettes Mädchen sei.
    Aber auch die Schweizerin würde hier nichts zu suchen haben. Auf der Farm gab es genug zu tun, Andrew hatte keine Zeit für Frauen.
    Mit spitzen Fingern hob Mrs. Bainbridge den Brief hoch, als sei er vergiftet.
    Andrew würde dieses Schreiben niemals erhalten.

    ~ * ~

    „Ich wusste nicht, daß es so viele Menschen und soviel Lärm auf der ganzen Welt gibt“, rief Dorothy aus, als sie auf einem Dock im geschäftigen New Yorker Hafen stand.
    Mit Kisten und Koffern beladene Stauer rannten auf den Landungsbrücken von Dutzenden Schiffen hin und her. Kräne hievten vollgepackte Frachtnetze von den hölzernen Piers an Bord der Schiffe. Kurze Befehle der Schiffsoffiziere mischten sich mit dem rauen Lachen der Matrosen und den unzüchtigen Rufen auffallend gekleideter Frauen, die an den Docks auf an Land gehende Seemänner warteten.
    „Aufregend ist das“, stellte Victoria fest und beobachtete, wie die beiden Koffer mit all ihren Besitztümern von zwei kräftigen Männern an Bord der „Gull“ getragen wurden.
    Dorothy nickte zustimmend, doch dann verfinsterte sich ihr Gesicht. „Wenn ich nur nicht an das Ende der Reise denken müsste. Unsere Urgroßmutter ist schuld, daß wir getrennt werden. Was denkt sie sich nur dabei, dir ihr Zuhause zu verweigern?“
    „Ich weiß es nicht, und du solltest dir darüber nicht den Kopf zerbrechen“, sagte Victoria und lächelte aufmunternd. „Schau dich lieber hier am East River um, schließe die Augen und rieche die salzige Luft.“
    Dorothy holte tief Luft und rümpfte dann die Nase. „Ich rieche nur toten Fisch. Tory, wenn die Herzogin dich kennenlernte, würde sie dich auch willkommen heißen. So grausam und gefühllos kann sie nicht sein, daß sie uns wirklich trennen will. Ich werde ihr von dir erzählen und sie umstimmen.“
    „Du darfst nichts sagen, das sie verärgern könnte“, warnte Victoria. „Wir beide sind vorerst völlig auf unsere Verwandten angewiesen.“
    „Ich werde sie nicht reizen“, versprach Dorothy. „Aber mir wird schon etwas einfallen, damit sie dich auch holt. Als sie Victoria skeptisch lächeln sah, fuhr sie seufzend fort: „Es liegt nur ein kleiner Trost darin, nach England verschleppt zu werden. Der Anwalt, dieser nette Mr. Wilheim, sagte, daß ich Konzertpianistin werden könnte, wenn ich hart arbeite. Er meinte, in London gäbe es ausgezeichnete Lehrer. Ich werde unsere Urgroßmutter bitten, nein, ich werde darauf bestehen, daß sie mir eine Musikkarriere erlaubt...m Dorothys sonst sanft geschwungenen Mund trat ein entschlossener Zug.
    Victoria lächelte nur nachsichtig. Sie ahnte bereits die Schwierigkeiten, die in England auf sie beide zukommen würden ...

5. KAPITEL
    „Miß Dorothy Seaton?“ erkundigte sich ein Herr höflich und trat dann zur Seite, um drei bullige englische Seeleute mit schweren Säcken auf den Schultern vorbeizulassen. Auf dem Pier der englischen Hafenstadt Bristol herrschte ein lebhaftes Gedränge.
    „Die bin ich“, antwortete Dorothy mit vor Aufregung und Angst zitternder Stimme und starrte auf den

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