Sieg einer großen Liebe
makellos gekleideten, weißhaarigen Herrn.
„Ihre Hoheit, die Herzogin von Claremont hat mich beauftragt, Sie zu ihrer Residenz zu geleiten. Wo sind Ihre Koffer?“
„Gleich hier“, gab Dorothy zurück. „Ich habe nur einen.“
Zwei livrierte Männer kletterten von einer schwarzglänzenden Kutsche mit goldenem Wappen herab und kamen herbeigeeilt. „In dem Fall können wir losfahren“, sagte der Herr und gab Anweisung, das Gepäck zum Wagen zu bringen.
„Aber was ist mit meiner Schwester?“ fragte Dorothy und klammerte sich ängstlich an Victoria.
„Sie wird sicher ebenfalls bald abgeholt werden. Das Schiff ist vier Tage zu früh eingelaufen. “
„Mache dir um mich keine Sorgen“, sagte Victoria mit gespielter Zuversicht. „Die Kutsche des Herzogs wird bestimmt jeden Augenblick eintreffen. Bis dahin wird mich Kapitän Gardiner an Bord bleiben lassen. Geh jetzt! “
Dorothy umarmte ihre Schwester herzlich.
„Tory, ich werde die Herzogin überreden, daß sie dich zu uns einlädt, du wirst sehen. Ich fürchte mich. Vergiss nicht zu schreiben. Schreibe jeden Tag! “
Anmutig stieg Dorothy in den luxuriösen Wagen und winkte zum Abschied aus dem Fenster. Die Treppe wurde hochgeklappt, der Kutscher ließ die Peitsche knallen, und die vier Pferde trabten an.
Bis zuletzt sah Victoria der abfahrenden Kutsche nach. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so einsam gefühlt.
Die nächsten zwei Tage verbrachte Victoria in ihrer Kabine. Diese Eintönigkeit wurde nur von kurzen Spaziergängen an Deck und den Mahlzeiten mit dem liebenswürdigen Kapitän Gardiner unterbrochen, mit dem sie in den vergangenen Wochen oft gespeist hatte. Er kannte den Grund ihrer Reise nach England, und sie betrachtete ihn als neugewonnenen Freund.
Als am Morgen des dritten Tages noch immer keine Kutsche eingetroffen war, um Victoria nach Wakefield Park zu bringen, nahm Kapitän Gardiner die Angelegenheit selbst in die Hand und mietete einen Wagen. „Wir sind verfrüht in den Hafen eingelaufen, was äußerst selten vorkommt“, erklärte er. „Ihr Vetter denkt vielleicht noch nicht daran, Sie abzuholen. Ich habe in London zu tun und kann Sie nicht ungeschützt an Bord zurücklassen. In der Zeit, die es dauern würde, den Herzog von Atherton zu benachrichtigen, sind Sie selbst schon auf Wakefield Park.“
Victoria hatte Gelegenheit, stundenlang die englische Landschaft in ihrer jungen Frühlingspracht zu bewundern. Blassrote und gelbe Blumen säumten den Wegesrand. Obwohl sie jedesmal durchgeschüttelt wurde, wenn die Räder der Kutsche über eine Bodenunebenheit rüttelten, hob sich ihre Stimmung mit jeder zurückgelegten Meile.
Der Kutscher klopfte an die Tür und sein rötliches Gesicht erschien im Fenster. „Wir sind noch etwas zwei Meilen entfernt, Mylady, wenn Sie als....“
Alles passierte auf einmal. Ein Rad rutschte in eine tiefe Wagenspur, das Gefährt neigte sich gefährlich zur Seite, und Victoria wurde zu Boden geschleudert. Einen Augenblick später riss der Kutscher die Tür auf und half Victoria heraus. „Verletzt?“ fragte er besorgt.
Victoria schüttelte den Kopf, doch bevor sie etwas sagen konnte, schrie der Kutscher zwei Männer in bäuerlicher Kleidung an, die verlegen ihre Mützen in den Händen drehten.
„Ihr Dummköpfe! Was dachtet ihr euch nur dabei, so plötzlich auf die Straße einzubiegen! Seht, was ihr angerichtet habt. Die Achse ist gebrochen ..."
Wohlerzogen wandte sich Victoria von der folgenden Schimpftirade ab und versuchte erfolglos, ihre Röcke vom Staub und Schmutz zu reinigen. Der Kutscher untersuchte inzwischen seine gebrochene Achse.
Einer der Bauern schlurfte auf Victoria zu. „Jack und mir, uns tut das schrecklich leid, Ma’am“, sagte er unsicher. „Wir bringen Sie zu Schloss Wakefield Park, das heißt... wenn es Sie nicht stört, daß wir Ihren Koffer zu den Ferkeln hinten im Wagen laden müssen?“ Dankbar nahm Victoria an. Sie bezahlte den Kutscher mit dem Geld, das ihr Charles Fielding geschickt hatte und kletterte auf die Bank zwischen die beiden stämmigen Bauern. Mit einem Farmwagen zu fahren, war zwar weniger vornehm, aber wesentlich bequemer als in einer Kutsche. Eine frische Brise kühlte ihr Gesicht, und der Blick konnte frei über die Landschaft schweifen. Wakefield Park versprach ein herrlicher Besitz zu sein.
Nach einer Weile bogen sie in eine gepflasterte Einfahrt und fuhren zwischen zwei eindrucksvollen Eisentoren hindurch, die in eine hügelige gepflegte
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