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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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überhaupt stellte, war ein eindeutiges Zeichen für sein Interesse an ihr. Und außerdem konnte er nicht aufhören, an sie zu denken. Er würde Alice anrufen und sie für heute abend zum Essen einladen. Er wollte sie sehen. Also wählte er ihre Nummer und wartete. Nach viermaligem Läuten sprang der Anrufbeantworter an. Ihre leise, angenehme Stimme sagte: »Sie haben den Anschluß 555-1247
    erreicht. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht. Ich rufe Sie zurück.«
    Nach kurzem Zögern hängte Tom ein und beschloß, es später noch einmal zu versuchen. Doch am meisten wurmte ihn, daß er so enttäuscht war, weil sie nicht an den Apparat ging.

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    26

    Am Montag morgen nahm Sandy Savarano den Flug Northwestern Airlines 1703 vom Flughafen La Guardia in New York zum Minneapolis St. Paul International Airport.
    Er flog erster Klasse, genau wie auf der Hinreise aus Costa Rica, wo er inzwischen lebte. Seine Nachbarn kannten ihn als Charles Austin, einen wohlhabenden amerikanischen Geschäftsmann, der vor zwei Jahren mit vierzig seine Firma verkauft und sich in den Tropen zur Ruhe gesetzt hatte.
    Seine vierundzwanzigjährige Frau hatte ihn in Costa Rica zum Flughafen gefahren und ihm das Versprechen abgenommen, nicht zu lange wegzubleiben. »Schließlich bist zu jetzt im Ruhestand«, hatte sie liebevoll geschmollt und ihm dann einen Abschiedskuß gegeben.
    »Das heißt noch lange nicht, daß ich kein Geld aufhebe, das auf der Straße liegt«, sagte er.
    Das hatte er schon bei den anderen Aufträgen geantwortet, die er seit seinem angeblichen Tod vor zwei Jahren übernommen hatte.
    »Ideales Flugwetter.«
    Die Stimme gehörte der jungen Frau Ende Zwanzig, die neben ihm saß. Sie erinnerte ihn ein wenig an Lacey Farrell.
    Doch das lag vielleicht auch daran, daß er sowieso ständig an die Farrell dachte, die schließlich der Grund für seine Reise nach Minneapolis war. Sie ist der einzige Mensch auf der Welt, der mir einen Mord anhängen kann, dachte er. Sie hat ihr Leben verwirkt. Und lange wird es nicht mehr dauern.
    »Allerdings«, stimmte er knapp zu.
    Es amüsierte ihn, als er ihren interessierten Blick bemerkte.
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    Die meisten Frauen fanden ihn attraktiv. Dr. Ivan Yenkel, ein russischer Einwanderer, der ihm vor zwei Jahren zu einem neuen Gesicht verholfen hatte, war eindeutig ein Meister seines Fachs gewesen. Sandys Nase war nun schmaler als zuvor. Der Höcker, Folge eines Nasenbeinbruchs, den er bei einer Schlägerei in der Besserungsanstalt davongetragen hatte, war verschwunden. Sein früher vorspringendes Kinn wirkte nun markant, die Ohren waren kleiner und lagen flach am Kopf an.
    Die ehemals buschigen Augenbrauen waren dünner und lagen weiter auseinander. Außerdem hatte Yenkel seine hängenden Augenlider operiert und die dunklen Ringe um die Augen beseitigt.
    Sein eigentlich dunkelbraunes Haar war nun sandfarben, eine Anspielung auf seinen Spitznamen Sandy. Blaßblaue Kontaktlinsen rundeten die Verwandlung ab.
    »Sie sehen phantastisch aus, Sandy«, hatte Yenkel nach dem Abnehmen der Verbände geprahlt. »Kein Mensch würde Sie wiedererkennen.«
    »Kein Mensch wird mich wiedererkennen.«
    Sandy dachte immer noch an Yenkels erstauntes Gesicht als er starb.
    Noch so eine Operation tue ich mir nicht an, dachte Sandy.
    Mit einem abweisenden Lächeln in Richtung seiner Sitznachbarin griff er demonstrativ nach einer Zeitschrift und schlug sie auf.
    Während er so tat, als ob er las, ging er im Geiste seinen Plan noch einmal durch. Er hatte unter dem Namen James Burgess für zwei Wochen ein Zimmer im Radisson Plaza Hotel reserviert. Wenn er die Farrell nach Ablauf dieser Zeit immer noch nicht aufgestöbert hatte, würde er in ein anderes Hotel umziehen. Wer zu lange blieb, erregte nur unnötige Aufmerksamkeit.
    Inzwischen hatte er einige Tips bekommen, wo er sie finden
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    konnte. In New York war sie regelmäßig ins Fitneßstudio gegangen. Also lag es nahe, daß sie diese Angewohnheit in Minneapolis beibehalten hatte. Er nahm sich vor, sämtliche Fitneßstudios abzuklappern. Normalerweise legten sich die Leute nicht so schnell neue Hobbys zu.
    Außerdem liebte sie das Theater. Im Orpheum in Minneapolis gastierte fast jede Woche ein anderes Musical, und auch das Tyrone Guthrie Theater war einen Besuch wert.
    Sie hatte immer in der Immobilienbranche gearbeitet. Falls sie wieder einen Job hatte, dann vermutlich in einem Maklerbüro.
    Savarano hatte bereits zwei Menschen auf dem Gewissen, die ebenfalls ins

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