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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gesagt, daß sie sich damit leicht den Neid ihrer Mitmenschen zuzieht.«
    Lacey dachte an Janey Boyd, eine Sekretärin bei Parker und Parker, die ständig Kekse oder Schokoriegel vertilgte und dabei eine Figur wie ein Teenager hatte. »So eine hatten wir auch bei -
    « Sie biß sich auf die Zunge. »In der Arztpraxis«, verbesserte sie sich und fügte rasch hinzu: »Sie ist nicht lange geblieben. Kein großer Verlust. Ein schlechtes Vorbild für die anderen.«
    Stell dir vor, Millicent Royce hätte das aufgegriffen und käme auf die Idee, eine Kollegin von mir anzurufen, weil ich ja keine anderen Referenzen habe. Sei vorsichtig, sagte sich Lacey, sei bloß vorsichtig.
    Da klingelte zum ersten Mal das Telephon – eine willkommene Unterbrechung.
    Um zwölf machte sich Lacey auf den Weg, weil sie sich mit Kate Knowles zum Mittagessen verabredet hatte. »Gegen zwei
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    bin ich zurück«, versprach sie, »und normalerweise hole ich mir ein Sandwich ins Büro. Wenn Sie Auswärtstermine haben, werde ich also da sein.«

    Um fünf vor halb eins war sie im Radisson Plaza. Kate saß bereits am Tisch und knabberte an einem Brötchen. »Für mich ist das Frühstück und Mittagessen in einem«, erklärte sie,
    »deshalb habe ich schon angefangen. Ich hoffe, das stört Sie nicht.«
    Lacey setzte sich ihr gegenüber. »Nicht im geringsten. Wie läuft Ihre Show?«
    »Großartig.«
    Sie bestellten Omeletts, Salat und Kaffee. »Nachdem das Überleben gesichert ist«, sagte Kate grinsend, »muß ich zugeben, daß ich allmählich neugierig werde. Heute morgen habe ich Tom erzählt, daß wir uns zum Mittagessen treffen. Er wäre am liebsten mitgekommen und läßt Ihnen schöne Grüße ausrichten.«
    Kate nahm sich noch ein Brötchen. »Tom sagt, daß Sie sich erst kürzlich entschlossen haben, hierherzuziehen, und daß Sie nur einmal als Kind hier waren. Wie kommt es, daß Ihnen die Stadt so gut in Erinnerung geblieben ist?«
    Beantworte die Frage mit einer Gegenfrage.
    »Sie sind doch viel auf Tournee«, sagte Lacey. »Haben Sie da nicht auch zu manchen Städten mehr Bezug als zu anderen?«
    »Na klar. Zu den guten, so wie hier, und zu den weniger guten. Von der am wenigsten guten kann ich Ihnen ein Lied singen…«
    Während Kate ihre Geschichte zum besten gab, entspannte sich Lacey allmählich. Wie die meisten Leute aus dem Showbusineß verstand sich Kate hervorragend aufs Erzählen.
    Dad hatte dieses Talent auch, dachte Lacey wehmütig. Er konnte
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    sogar einem Einkaufszettel interessante Seiten abgewinnen.
    Bei der zweiten Tasse Kaffee lenkte sie das Gespräch schließlich auf den Freund, den Kate erwähnt hatte. »Neulich abend haben Sie von einem Freund gesprochen«, fing sie an.
    »Bill Soundso?«
    »Bill Merrill. Ein netter Kerl. Er könnte sogar der Richtige für mich sein. Aber wenn's so weitergeht, werde ich das nie rauskriegen. Aber ich gebe mir Mühe.« Kates Augen leuchteten.
    »Das Problem ist, daß ich soviel unterwegs bin, und er ist auch ständig auf Achse.«
    »Was macht er denn?«
    »Er ist Investment-Banker und hat oft in China zu tun.«
    Wenn er nur jetzt nicht in China ist, betete Lacey. »Bei welcher Bank arbeitet er denn?«
    »Chase.«
    Kates aufflackernde Neugier war Laceys geübtem Blick nicht entgangen. Kate war intelligent. Sie merkte, daß Lacey sie aushorchte. Ich weiß jetzt, was ich wissen muß, dachte Lacey.
    Nun kann Kate ruhig weiter von sich erzählen.
    »Das beste, was Ihnen passieren kann, wäre wohl ein Broadway-Hit, der zehn Jahre lang läuft«, schlug sie vor.
    »Sie sagen es«, erwiderte Kate grinsend. »Da könnte ich den Kuchen essen und trotzdem behalten. Ich würde wirklich gern in New York bleiben. Natürlich vor allem wegen Bill, aber bestimmt wird auch Tom früher oder später dort landen. Wenn er so weitermacht, ist der Erfolg vorprogrammiert, und deshalb ist New York seine Stadt. Für mich wäre das wirklich das Sahnehäubchen auf dem Kuchen. Weil wir beide Einzelkinder sind, waren wir schon immer eher Geschwister und gute Freunde als Cousin und Cousine. Er war immer für mich da.
    Außerdem ist Tom ein Mensch, der instinktiv spürt, wenn jemand Hilfe braucht.«
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    Ob er mich wohl deshalb letzte Woche ausgeführt und gestern abend angerufen hat? dachte Lacey. Sie winkte der Bedienung.
    »Ich muß los«, erklärte sie hastig. »Heute ist mein erster voller Arbeitstag.«

    Von einem Münzfernsprecher in der Lobby aus hinterließ sie eine Nachricht für George Svenson.

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