Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
Vom Netzwerk:
Mr. LeBlanc.
    Als Betty wieder das Wort ergriff, klang ihre Stimme selbst in ihren eigenen Ohren sicherer. »Es ist sehr nett von Ihnen, Mr. LeBlanc, so etwas zu sagen. Heute war zwar mein erster Tag bei der neuen Arbeit, aber es gefällt mir schon jetzt sehr gut. Die Kollegen sind furchtbar nett.«
    »Wunderbar, Miss Arsenault«, meinte LeBlanc. »Hören Sie, ich weiß, Sie haben Feierabend – aber sicher erinnern Sie sich an unser erstes Gespräch, bei dem ich erwähnte, dass hin und wieder eine Lieferung erledigt werden müsste, oder?«
    »Ja, natürlich.«
    LeBlanc zögerte einen Moment und räusperte sich. Offensichtlich war diesmal er derjenige, der sich unwohl fühlte. »Gut. Ich fürchte nämlich, unser Kurier ist bereits nach Hause gegangen, und da Sie ganz in der Nähe des Empfängers wohnen, hatte ich überlegt, ob Sie das Paket für uns zustellen könnten.«
    Betty runzelte die Stirn; sie begriff nicht ganz, was es bringen sollte, dass sie in der Nähe des Empfängers wohnte. Schließlich musste sie trotzdem quer durch die Stadt zur Firma, um das Paket dort abzuholen. Ganz zu schweigen davon, dass sie endlich die Kinder dazu gebracht hatte, sich zu beruhigen und mit den Hausaufgaben anzufangen, was jedes Mal einen Kampf bis beinah aufs Messer bedeutete.
    Dennoch würde sie auf keinen Fall Nein zu Mr. LeBlanc sagen. Nicht an ihrem ersten Arbeitstag. »Selbstverständlich, Sir«, antwortete sie stattdessen. »Ich mache mich gleich auf den Weg zur Firma.«
    LeBlanc lachte unsicher. »Das ist nicht nötig, Miss Arsenault«, sagte er. »Ich hatte gehofft, dass Sie zusagen würden, und habe mir deshalb die Freiheit genommen, das Paket auf dem Weg nach Hause in Ihrem Wohnhaus abzugeben. Ich hoffe, das ist Ihnen recht?«
    Betty atmete erleichtert auf. Recht? Selbstverständlich war es ihr recht! Damit sparte sie mindestens anderthalb Stunden Fahrtzeit. »Selbstverständlich, Sir«, gab sie zurück. »Das ist wunderbar. Wo soll ich das Paket abliefern?«
    LeBlanc nannte ihr die Adresse, und Betty runzelte erneut die Stirn. Die Anschrift lag nur einen Block von ihrer neuen Wohnung entfernt. Warum hatte LeBlanc das Paket nicht gleich selbst hingebracht, wenn er schon in der Gegend war?
    Sie schüttelte den Kopf; es ging natürlich nicht an, ihren Boss infrage zu stellen. Er wusste schon, was er tat, und hatte seine leitende Position bestimmt nicht zufällig erreicht. Abgesehen davon, wenn sie Glück hätte, würde sie die eine oder andere Überstunde auf ihrem Gehaltsscheck vorfinden, und das zusätzliche Geld könnte sie auf jeden Fall gut gebrauchen. Obendrein konnte sie wieder zurück sein, bevor ihre Kinder überhaupt bemerkten, dass sie weg gewesen war. Sie konnte dabei nur gewinnen, egal, wie sie es drehte und wendete. »Ich bin schon unterwegs, Sir«, sagte Betty. »Ich habe Ihr Paket in null Komma nichts ausgeliefert, Mr. LeBlanc.«
    »Danke sehr, Miss Arsenault. Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Tag. Ach ja, Miss Arsenault?«
    »Ja?«
    »Passen Sie auf sich auf da draußen.«
    Betty legte auf, verwirrt von LeBlancs letzten Worten. Dann jedoch zuckte sie die Achseln. Zum Teufel damit.
    Es war an der Zeit, sich ihr Geld zu verdienen.
    32
    Micah Brantley schaukelte auf der Kante seines Betts in der Entzugsklinik, die er vor einigen Tagen aufgesucht hatte, vor und zurück. Er schwitzte stark, als er zu der großen Uhr an der Wand hinaufsah – die Uhr, deren Sekundenzeiger so laut tickte, dass er meinte, sein Schädel müsste platzen.
    Fünf nach zwölf …
    Natürlich hatte sich Micah unmittelbar vor seiner Ankunft in der Klinik einen Speedball reingezogen, doch inzwischen war genügend Zeit vergangen, um die starke Kombination aus Heroin und Kokain zu einer fernen Erinnerung zu machen – einer Erinnerung, die mit jedem aufreizenden Ticken der Wanduhr ein wenig mehr verblasste. Inzwischen hatte er das große Zittern.
    Micah fluchte leise vor sich hin und zwang sich, auf dem Bett sitzen zu bleiben – er wusste, stünde er auf, würde er anfangen, gegen die Tür zu treten und gegen die Wände zu schlagen. Nicht, dass es etwas geändert hätte. Die Wände in seinem Zimmer waren mit einem mindestens zehn Zentimeter dicken, gummiartigen Material gepolstert, und die Tür bestand unter der ebenfalls dicken Polsterung aus massivem Stahl. Selbstverständlich gab es keine Fenster. Eine typische Entgiftungszelle, durch und durch.
    So schlimm die Dinge im Moment auch standen, Micah wusste, dass es

Weitere Kostenlose Bücher