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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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ihr noch vor wenigen Tagen als ein Ding der Unmöglichkeit erschienen war. Etwas, das seit dem Verlust ihrer letzten Stelle in einer Spedition vergangenen November wegen eines hässlichen Streits über verschwundene Unterlagen in unendliche Ferne gerückt zu sein schien.
    Eine zweite, mächtigere Woge der Aufregung durchströmte Betty, als ihr dämmerte, was für eine wunderbare zweite Chance im Leben sie erhalten hatte. Endlich schienen sich die Dinge zum Guten zu wenden. Sie hatte sich seit Jahren nicht mehr so gut gefühlt. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie sich ohne Weiteres eine Zukunft bei der Settle Systems Group vorstellen konnte.
    Obwohl heute ihr erster Tag auf der neuen Arbeit gewesen war – und obwohl angesichts all der neuen Dinge, die sie lernen sollte, alles etwas verwirrend zu sein schien –, wusste Betty, dass sie der Aufgabe gewachsen war. Abgesehen davon war sie fest entschlossen, diese Stelle zu behalten, koste es, was es wolle, und wenn es sie umbrachte. Genaugenommen hatte sie keine große Wahl. Mit ihren fast fünfundvierzig Jahren schienen ihre Chancen zu einem neuen Anfang woanders nicht mehr besonders groß. Ob es ihr gefiel oder nicht – es ging ums Ganze. Alles oder nichts.
    In ihren verträumteren Augenblicken stellte sie sich vor, wie sie in der Firma Karriere machte. Wer weiß? Vielleicht könnte sie eines Tages sogar die Bühne der Sekretärinnen hinter sich lassen und eine hübsche kleine Beförderung ins mittlere Management ergattern. Gott wusste, die Firma war groß genug, um ihr Raum zur Entfaltung zu bieten. Mit viertausend Mitarbeitern handelte es sich um eine der größten Computerfirmen in ganz New York City.
    Jawohl – ab sofort gab es keine Grenzen mehr für sie. Es war an der Zeit für Betty, nach den Sternen zu greifen, statt immer nur darauf zu achten, nicht in der Gosse zu landen. Sie schuldete es ihren Kindern. Sie schuldete es sich selbst.
    Bettys neues Android-Smartphone summte in ihrer Tasche und holte sie aus ihrer Traumwelt in die Wirklichkeit zurück. Das Telefon war ein Willkommensgeschenk der Firma gewesen, und sie hatte den Klingelton gleich auf Billionaire von Travie McCoy und Bruno Mars eingestellt.
    Vierundzwanzigtausend Dollar im Jahr waren ohne Zweifel ziemlich weit vom Reichtum eines Milliardärs entfernt, aber es konnte nie schaden, zu träumen.
    Betty kramte das Telefon aus ihrer Tasche und kämpfte einen Moment mit der Antwort-Funktion, bevor sie das Bedienfeld fand. Sie schob den digitalen Balken im unteren Bereich über das Display und meldete sich.
    Eine vertraute Stimme erklang. »Miss Arsenault, hier ist Pierre LeBlanc. Ich wollte nur nachhören, ob Ihnen Ihre neue Stelle gefällt.«
    Bettys Puls beschleunigte sich. In ihren Ohren klingelte es, ihr Magen drehte sich um. Jetzt, da sie endlich wieder Arbeit hatte, wollte sie, dass es so blieb. Sie wusste, was auf dem Spiel stand, wenn es um etwas ging, das mit diesem Job zu tun hatte.
    Wozu auch dieser Anruf zählte.
    Ironischerweise wandte sich Bettys Bestreben, ihrem Vorgesetzten gefällig zu sein, in diesem Fall gegen sie, indem es ihre Stimme stockend, unsicher und ohne jedes Selbstvertrauen erklingen ließ.
    »Der Job ist absolut wundervoll, Sir!«, stieß sie ein wenig zu schnell und in der Hoffnung hervor, ihre Nervosität verbergen zu können, wenn sie in kurzen, abgehackten Sätzen spräche. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für diese Chance danken soll, Mr. LeBlanc. Ich bin Ihnen wirklich sehr verbunden, Sir. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel es mir und meiner Familie bedeutet.«
    Zum Glück schien LeBlanc die Anspannung in ihrer Stimme nicht zu bemerken. Oder zumindest tat er so. Wie dem auch sein mochte, Betty war gerade noch mal davongekommen. Für den Augenblick. »Ausgezeichnet, Miss Arsenault«, erwiderte LeBlanc. »Das freut mich wirklich, zu hören. Und bitte, es besteht keinerlei Notwendigkeit, mir zu danken. Sie sind für die Stelle mehr als qualifiziert. Übrigens waren Sie nicht die einzige Kandidatin, mit der wir Gespräche wegen der Stelle geführt haben. Sie waren lediglich diejenige, die wir unbedingt haben wollten.«
    LeBlancs Worte beruhigten Betty sofort, auch wenn er sie nur gesagt hatte, um freundlich zu sein. Nach und nach verlangsamte sich ihr Puls ein wenig. Vielleicht bestand gar kein Grund, nervös zu sein. Vielleicht sollte sie ein wenig mehr Vertrauen in sich selbst haben. Andere Leute schienen das zu tun, einschließlich

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