Sieh dich um: Thriller (German Edition)
Regeln nicht, ich halte mich an sie, das ist alles. Genau wie bei euch.«
Dana und Brown schwiegen. Keiner von beiden konnte Garabaldis Lebensstil oder seine Entscheidungen begreifen, auch wenn es ihre Aufgabe war, genau das zu tun.
Nach einigen Augenblicken der Stille zündete sich Garabaldi eine neue Zigarette an und klappte sein goldenes Zippo zu. »Wie auch immer«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie’s bei euch aussieht, aber ich bin verdammt noch mal am Verhungern. Wer hat Lust auf etwas zu essen? Ich bezahle.«
37
Nachdem Dana die Bergung von Joey Baldaramas zerstückeltem Leichnam aus dem Berg toter Ratten in dem verlassenen Lagerhaus in Brooklyn durch ein Team von mittlerweile in New York City stationierten Forensikern des FBI arrangiert hatte, kehrte sie in ihr Zimmer im Fontainebleau Hotel zurück, um sich frisch zu machen.
Sie blickte sich in ihrer luxuriösen Suite um und wusste, dass sie ihr fehlen würde. Auf dem Weg zurück zum Hotel hatte sie die Nachricht von Bill Krugman erreicht, dass sie und Brown – der in der benachbarten Suite wohnte – in der kommenden Woche ihre Operationsbasis in das Motel 6 in Queens verlegen würden. Das ergab Sinn, und nicht nur in finanzieller Hinsicht. Obwohl sie und Brown die Mafia observierten, konnte man nie wissen, von wem man selbst umgekehrt beobachtet wurde. Garabaldi hatte den Beweis dafür geliefert. Und so schien es nur logisch zu sein, die Dinge ein wenig in Bewegung zu bringen und ihre Routine zu variieren. Das konnte darüber entscheiden, ob man der Jäger war oder zum Gejagten wurde – ein oft schmaler Grat, wenn es um die Mafia ging. Vorsicht war besser als Nachsicht.
Dana ging zu dem Minikühlschrank in der Ecke ihres Wohnzimmers, öffnete ihn und spähte hinein. Eine Auswahl von Schokoriegeln, verschiedene Sorten von Limonade und Cola sowie eine beeindruckende Menge alkoholischer Produkte starrten sie an. Es gab Stoli Wodka, Bud Light, Miller Genuine Draft, Jim Beam und – mitten darunter – ihre Lieblingsmedizin gegen Stress: Jack Daniel’s.
Bei der Aussicht auf einen Drink mit dem feinen Whiskey darin wurde Danas Mund trocken. Allerdings wusste sie, so viel Zeit seit ihrem letzten Drink auch vergangen sein mochte, wenn sie der Versuchung jetzt nachgäbe, würde sie wieder ganz von vorne anfangen müssen. Also legte sie die Finger um eine eiskalte Cola und schloss die Tür rasch wieder, statt den Jack Daniel’s zu ergreifen und die köstliche Flüssigkeit in vier schnellen Zügen hinunterzustürzen. Das gedämpfte Klirren von Glas gegen Glas drang zu ihr und schien sie zu verspotten, sie geradezu herauszufordern, sich einen Drink zu genehmigen.
Dana riss den Deckel der Dose auf und trank einen ausgiebigen Schluck. Sie stellte sich vor, dass in der Cola ein Schuss Jack Daniel’s wäre. Das kohlensäurehaltige Getränk brannte eisig in ihrer Kehle und schmeckte tatsächlich , als wäre Alkohol darin. Die Tücken eines Alkoholikergehirns, dachte Dana, das mit allen Mitteln versuchte, einen wieder zum Trinken zu bewegen. Doch Dana hatte gekämpft wie eine Löwin, um vom Alkohol loszukommen, und sie wollte verdammt sein, wenn sie all die harte Arbeit einfach zunichtemachte, nur weil sie im Dienst einen schlimmen Tag gehabt hatte.
Andererseits mussten sich andere Menschen bei der Arbeit auch nicht mit abgeschnittenen Köpfen auf Bergen von toten Ratten herumschlagen.
Dana trank einen weiteren ausgiebigen Schluck von ihrer Cola und stellte die Dose neben den Fernseher, in dem die Nachrichten von CNN liefen. Wie das Schicksal es wollte, moderierte die makellos geschminkte und frisierte Moderatorin eine Talk-Runde über den Schachbrett-Mörder und all die blutigen Verbrechen, die durch New York wüteten wie ein Tornado durch einen Wohnwagenpark in Oklahoma. Typisch für Danas Glück. Sie schüttelte den Kopf, stellte den Ton ab und wählte die Nummer von Bill Krugman in Washington. Der Direktor klang außer Atem, als er das Gespräch annahm.
»Störe ich vielleicht, Sir?«, fragte Dana. »Ich kann auch später noch mal anrufen.«
»Nein, nein«, hechelte Krugman. »Ich war nur auf dem Laufband, das ist alles. Zehn Kilometer jeden Tag, ob mir danach ist oder nicht. Ich muss schließlich etwas tun, um mit all den jungen Hüpfern mitzuhalten. Also, was gibt’s?«
Dana informierte Krugman in knappen Worten über die Ereignisse des Tages bis hin zur Entdeckung von Baldaramas Kopf auf dem Berg toter Ratten, nachdem Garabaldi sie in das
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