Sieh dich um: Thriller (German Edition)
sah es so aus, als wollte er die Sache nun ebenfalls vorantreiben.
Rodriguez nickte. »Ja. Und das ist genau der Grund, warum größer in unserem Fall nicht besser ist. Je kleiner der Behälter, desto schneller hat sich das Cyanacrylat verteilt und desto schneller erhalten wir Resultate. Unser Behälter hier ist der kleinste, den es gibt. Der Prozess ist in vollem Gang.« Sie drehte an einem kleinen Knopf auf der linken Seite des Geräts. »Ich habe die Luft im Innern in Zirkulation versetzt, sodass sich die Wartezeit noch einmal verkürzt. Jetzt brauchen wir nur noch ein paar Minuten Geduld. Wenn auf dem Foto ein Abdruck vorhanden ist, werden wir ihn sehr bald sehen.«
Von da an starrten die drei Gesetzeshüter schweigend auf das Foto in dem luftdichten Behälter wie drei Kinder, die sich um ein Fischglas scharten. Nach etwa fünf Minuten begann sich auf dem Bild ein deutlicher weißer Abdruck zu bilden. Danas Atem ging schneller.
»Bingo«, sagte Rodriguez.
»Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Brown wissen. Die Aufregung in seiner Stimme war unüberhörbar, und Dana wusste genau, wie er sich fühlte. Sie verspürte dieselbe Erregung. Abgesehen davon, einen Mörder mit vor Blut triefendem Messer über sein totes Opfer gebeugt auf frischer Tat zu ertappen, stellten Fingerabdrücke so ziemlich den besten physischen Beweis dar, den man sich wünschen konnte. Und es war das erste Mal, dass sie überhaupt einen Fingerabdruck fanden. Es konnte der Durchbruch sein, auf den sie alle warteten.
Rodriguez öffnete den Behälter und benutzte die Pinzette, um das Foto des Jungen herauszuholen. Sie blies behutsam auf die Oberfläche, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. »Jetzt machen wir eine hübsche Aufnahme von dem Abdruck, digitalisieren ihn und gleichen ihn mit der INTERPOL-Datenbank ab«, sagte sie.
Rodriguez hielt inne, während sie den Fingerabdruck von allen Seiten in Augenschein nahm. Nach einigen Augenblicken zog sie die Mundwinkel nach unten. »Hm. Das ist eigenartig.«
Danas Magen knotete sich zusammen. Der Klang von Rodriguez’ Stimme gefiel ihr ganz und gar nicht. »Was ist?«, fragte sie.
Rodriguez hielt das Foto hoch. »Es tut mir leid, Agent Whitestone, wenn ich mich zu weit aus dem Fenster lehne, aber ich dachte immer, der Schachbrett-Mörder wäre ein Mann.«
Danas Magen rollte sich herum. »Er ist ein Mann, Detective. Zumindest sind wir die ganze Zeit davon ausgegangen. Warum fragen Sie?«
Rodriguez’ Stirnrunzeln vertiefte sich. Irgendwie wirkte sie dadurch nur noch hübscher. »Na ja, mir scheint der Fingerabdruck viel zu klein für einen durchschnittlichen Mann zu sein. Wenn Sie mich fragen, sieht das eher nach dem Abdruck einer Frau aus.«
Dana erschauerte bis auf die Knochen. Es wollte ihr nicht gelingen, die Möglichkeit ins Auge zu fassen, dass der Mörder eine Frau sein könnte. Das war zu viel, um es zu verarbeiten. Zuerst hatten sie geglaubt, der Killer wäre ein Mann, dann zwei Männer, und jetzt – eine Frau? Was kam als Nächstes? Zwei Frauen, ein dreiköpfiges Alien aus dem Weltraum? So, wie diese albtraumhaften Ermittlungen liefen, wäre Dana mittlerweile kaum noch überrascht darüber gewesen. »Lassen Sie den Abdruck durch die INTERPOL-Datenbank laufen«, bat Dana. Sie konnte es kaum erwarten, endlich wieder aktiv zu werden, um der Verwirrung entgegenzuwirken, die sich in ihrem Kopf ausbreitete. Sie zwang sich zur Ruhe und dachte nach. Es gab sicherlich eine vernünftige Erklärung dafür, so enttäuschend sie auch sein würde, wenn Rodriguez’ Vermutung stimmte. »Vielleicht ist der Abdruck von Stephanie Mann selbst. Das Foto könnte in der Nacht, in der sie ermordet wurde, in ihrer Wohnung gewesen sein. Vielleicht hat es der Mörder nur aus einer Laune heraus in das Schachbuch gesteckt.«
Rodriguez tat, wie ihr geheißen; sie fotografierte den Fingerabdruck und digitalisierte ihn, bevor sie das Bild in die INTERPOL-Datenbank fütterte.
Nach mehreren angespannten Augenblicken sah die Fingerabdruckexpertin von ihrem Computermonitor auf und schüttelte den Kopf. »Kein Treffer«, sagte sie. »Der Abdruck ist auch nicht von Stephanie Mann – der Gerichtsmediziner hat ihre Abdrücke bereits in die Datenbank hochgeladen. Ich fürchte, der Abdruck hier entspricht niemandem , der in der Datenbank erfasst ist. Tut mir aufrichtig leid.«
Dana winkte ab und spürte, wie ihre Schläfen zu pochen anfingen. Die Kopfschmerzen, die sich bereits in Stephanie Manns Wohnung
Weitere Kostenlose Bücher