Sieh dich um: Thriller (German Edition)
hatte sich ein Spitzname erst mal festgesetzt, ließ er sich kaum noch loswerden.
Dana informierte Rodriguez darüber, was genau sie und Brown brauchten, zumal ihr Partner immer noch außerstande zu sein schien, die Zunge ordentlich zu bewegen. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns zu empfangen, Detective Rodriguez. Ich weiß das wirklich zu schätzen, und je früher wir damit fertig sind, desto besser. In diesem Fall drängt die Zeit.«
Trotz ihres Aussehens wie ein Supermodel nickte Rodriguez professionell und nüchtern, was Dana ihr hoch anrechnete. »Selbstverständlich. Bitte kommen Sie mit. Wir sind in zwanzig Minuten fertig, versprochen.«
Sie wandte sich auf den wohlgeformten Hacken um und führte Dana und Brown durch ein Labyrinth von Korridoren. Wie schon bei früheren Besuchen des NYPD staunte Dana über die schiere Größe der Behörde, während sie tiefer und tiefer ins Innere des Gebäudes vordrangen. Kein Vergleich mit Cleveland, wo alles eine Miniaturausgabe von New York zu sein schien. Wenn man sich hier nicht halbwegs auskannte, konnte man tagelang im Kreis herumlaufen.
Nach einer Reihe von Abzweigungen, die sich Dana einzuprägen versuchte, erreichten sie schließlich eine massive gläserne Doppeltür mit der Aufschrift »Fingerabdrücke« in großen Blockbuchstaben.
»Da wären wir«, verkündete Rodriguez, öffnete die Tür und trat beiseite, um Dana und Brown den Vortritt zu lassen. »Das hier ist mein kleiner Spielplatz. Hier schnappen wir all die bösen Jungs, die dumm genug sind, ihre Fingerabdrücke zu hinterlassen. Und ob Sie’s glauben oder nicht – das tun mehr oder weniger alle. Jeder Einzelne lässt irgendwelche Abdrücke zurück.«
Dana betrat das Labor und sah sich um. Die Einrichtung war beeindruckend – wie aus einem Film. Drei andere Detectives mit Gesichtsmasken und Latexhandschuhen gingen verschiedenen Arbeiten nach, während Rodriguez ihre Besucher zu einer kleinen Maschine auf einem langen Metallregal in der gegenüberliegenden Ecke des Raums führte.
»Das hier sieht vielleicht nicht spektakulär aus, aber es ist mein Baby«, erklärte Rodriguez und tätschelte die Oberseite des Plastikwürfels. »In diesem Fall ist größer nicht unbedingt besser. Genau genommen trifft sogar eher das Gegenteil zu.«
»Was ist das?«, erkundigte sich Brown, der die ersten Worte über die Lippen brachte, seit er die atemberaubende Fingerabdruckexpertin gesehen hatte.
»Das ist ein Apparat, der latente Fingerabdrücke mithilfe der Cyanacrylat-Bedampfungsmethode sichtbar macht. Wir nennen es auch Sekundenklebermethode.«
Dana trat an Brown vorbei und reichte Rodriguez den Asservatenbeutel mit dem Foto des Jungen darin. Für Smalltalk war keine Zeit. »Das hier bräuchten wir analysiert, Detective Rodriguez. Und bitte seien Sie sehr vorsichtig damit. Es ist eines der wenigen handfesten Beweisstücke, die wir haben.«
Rodriguez nickte und nahm den Beutel entgegen. Sie öffnete eine Schublade unter der Arbeitsfläche und entnahm ihr eine Pinzette mit gummierten Spitzen, um damit das Foto des Jungen behutsam aus dem Beutel zu holen und in den Apparat zu legen. Dann schloss sie die Klappe. Sie drückte einen roten Knopf, und ein kleiner Motor begann, leise zu surren.
Rodriguez beugte sich vor und kontrollierte eine Digitalanzeige am Gehäuse der Maschine, bevor sie sich wieder aufrichtete. Der Luftstrom, den sie dabei erzeugte, wehte einen Hauch ihres Parfums in Dianas Richtung. 5th Avenue von Elizabeth Arden. Gute Wahl. Im Gegensatz zu dem Empfangsbeamten draußen in der Eingangshalle und seinen möglichen Besuchen bei der Maniküre passte das Parfum ausgezeichnet zu Rodriguez. Wie für sie gemacht.
»Wie Sie sicher wissen, gibt es drei verschiedene Arten von Abdrücken«, erklärte Rodriguez ihren Besuchern. »Sichtbare, negative und latente. Sichtbare sind einfach zu verstehen – man kann sie tatsächlich mit bloßem Auge sehen, ohne jede Vergrößerung. Man kann sie auch direkt fotografieren. Negative Abdrücke können in der Regel ebenfalls fotografiert werden, allerdings benötigt man spezielle Lichtquellen …«
»Warum versuchen wir das nicht als Erstes?«, fragte Dana. »Ginge das nicht schneller?« Sie wollte nicht unhöflich erscheinen, aber sie war nicht in der Stimmung für einen Vortrag. Sie konnten es sich einfach nicht leisten, auch nur eine einzige Sekunde zu verschwenden.
Rodriguez lächelte Dana nachsichtig an, offensichtlich unbeeindruckt
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