Sieh dich um: Thriller (German Edition)
verfluchtes Arsenal ! Hast du das denn nicht gesehen? Ich schon, verdammt noch mal! Ich habe mindestens fünf Mac-10 und vier Sturmgewehre gezählt. Gott weiß wie viele Handfeuerwaffen. Und wir haben zwei Glocks. Wie zum Teufel hätten wir uns gegen diese Übermacht durchsetzen sollen? Sie hätten uns innerhalb von zehn Sekunden ausgeschaltet, wenn wir unsere Anwesenheit verraten hätten. Ich weiß, dass sich das, was wir getan – oder besser nicht getan – haben, für dich nicht richtig anfühlt, aber wir haben genau das gemacht, was die Vorschriften besagen.«
»Du bist ja nicht derjenige, dem ein Stück Schädel ins Gesicht geflogen ist!«
Brown öffnete sein Fenster einen Spaltbreit und ließ frische Luft in den Wagen. Diesmal war er es, der die Anspannung nicht ertrug. »Überleg, was du da sagst, meine Liebe«, sagte er mit gepresster Stimme. »Ich war die ganze Zeit nur einen Meter von dir entfernt, schon vergessen?«
Dana drehte den Kopf zur Seite und starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit. »Egal. Lass uns einfach eine Weile nicht mehr reden, okay? Es bringt uns offensichtlich ohnehin nicht weiter.«
Nach einer gefühlten Ewigkeit – die in Wirklichkeit nicht länger als zehn Minuten gedauert haben konnte – meldete sich Brown endlich wieder zu Wort. »Rufst du Krugman an, oder soll ich?«
Seufzend schüttelte Dana den Kopf. Das war der Teil des Abends, vor dem sie sich gefürchtet hatte, seit sie einverstanden gewesen war, mit Brown zum Wagen zurückzukehren, statt aus allen Rohren feuernd Garabaldi zu verfolgen. Krugman war ohnehin schon sauer auf sie, und ihr Anruf würde seine Laune zweifellos zusätzlich verschlechtern. Dana und der Direktor hatten am Ende des Cleveland-Slasher-Falls ein sehr gutes Verhältnis gehabt, und Krugman hatte ihr verraten, dass Crawford Bell sie immer als Tochter betrachtet hatte. Doch dieses Verhältnis war einer Zerreißprobe ausgesetzt worden, als es ihr und Brown bis zuletzt nicht gelungen war, den Schachbrett-Mörder zu fassen. Aber obwohl dieses Gespräch nicht einfach werden würde, hatte Dana das Gefühl, dass sie diejenige sein sollte, die es führte. »Ich übernehme das«, sagte sie. »Er hasst mich ohnehin schon, da ist ein wenig mehr auch egal.«
Dana blies langsam die Luft aus und rief die Kontaktliste ihres Mobiltelefons auf. Sie atmete tief ein und tippte auf das kleine grüne Telefonsymbol neben Krugmans Namen. Es läutete mehrmals, ohne dass jemand den Anruf entgegennahm. Dana war sicher, dass sich gleich die Mailbox einschalten würde, als Krugman endlich abhob.
»Krugman hier«, meldete er sich in seinem charakteristisch brüsken Ton.
»Sir, hier spricht Dana Whitestone.«
Krugman lachte freudlos. »Ja, Agent Whitestone, das sehe ich. Wissen Sie, ich habe Rufnummernerkennung. Egal. Was gibt’s? Ist etwas passiert?«
Mit knappen Worten informierte Dana den Direktor über die Ereignisse im Wald beim Jagdhaus. Als sie fertig war, stellte sie zögerlich die Frage, von der sie wusste, dass sie sein Gebrüll heraufbeschwören würde. »Sir, sollen wir Garabaldi wegen Mordes an Baldarama verhaften? Ich würde sagen, der Fall ist sonnenklar. Brown und ich waren Augenzeugen.«
Überraschenderweise blieb die wütende Reaktion Krugmans aus, mit der Dana gerechnet hatte. Stattdessen hörte sie, wie eine Wagentür geschlossen wurde, was sie bewog, auf die Uhr zu sehen. Dreiundzwanzig Uhr, was bedeutete, dass Krugman wahrscheinlich gerade erst Feierabend machte – nach einem Arbeitstag, der für ihn jeden Morgen pünktlich um fünf Uhr begann. Gleich darauf erwachte im Hintergrund ein Motor brummend zum Leben. »Nein, ich denke nicht, Agent Whitestone«, antwortete Krugman ruhig. »Lassen Sie den Mord vorerst auf sich beruhen. Ich will das gesamte Tucci-Syndikat, nicht nur einen seiner Handlanger.«
Dana atmete erleichtert durch, dankbar dafür, dass Krugman ihr nicht den Kopf abgerissen hatte. Trotzdem brannte die Vorstellung, einen Killer wie Garabaldi davonkommen zu lassen, obwohl sie seinen letzten Mord mit eigenen Augen bezeugt hatte, wie Säure in ihrer Kehle.
»Wenn wir Garabaldi nicht verhaften sollen, Sir, was sollen wir dann tun?«, fragte sie.
Krugman hustete leise. Mit inzwischen neunundsechzig Jahren war er nicht mehr der Jüngste, und Dana fragte sich, wie lange er seinen hektischen Tagesplan noch durchhalten würde. Der genügte, um selbst sie müde zu machen, und sie war dreißig Jahre jünger. »Nun, es ist wichtiger für
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