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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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geworden war. Damals hatte er einem Rivalen mit einem Springmesser die Augen herausgeschnitten, als dieser es gewagt hatte, seine Freundin falsch anzusehen. Und das war erst der Anfang von Tuccis blutiger Karriere gewesen. Dana wusste nicht genau, wie viele Morde auf sein Konto gingen, aber es mussten Dutzende sein.
    Genauso schnell, wie sie erschienen waren, verschwanden Tucci und seine Kollegen im Inneren des Jagdhauses, um dort ungestört ihren Geschäften nachzugehen. Kaum kriegst du sie zu sehen, schon sind sie wieder weg.
    Danach folgte blanke Langeweile. Die Paten blieben geschlagene zwei Stunden im Haus, und Dana hatte die ganze Zeit zu kämpfen, um nicht einzuschlafen. Die Grillen halfen dabei wenig und versuchten, sie mit ihrem sanften Schlaflied ins Land der Träume zu locken. Sogar die bewaffneten Wächter vor dem Haus verloren nach einer Weile ihre gute Laune. Sie rauchten immer noch eine Zigarette nach der anderen, rissen jedoch keine albernen Witze mehr.
    Dann öffnete sich die Tür des Jagdhauses wieder.
    Dana schüttelte die Spinnweben aus dem Gehirn und hob das Nachtsichtgerät an die Augen. Sie ging davon aus, die fünf Paten zu sehen, die mit demselben Pomp wie bei ihrem Erscheinen zu ihren Fahrzeugen zurückeskortiert wurden. Stattdessen tauchten Mario Garabaldi und Joey Baldarama auf, anscheinend in identischen Jogginganzügen. Die beiden rauchten filterlose Zigaretten.
    Die Müdigkeit war mit einem Schlag verschwunden, als Dana das Nachtsichtgerät scharf stellte. Plötzlich rauschte Adrenalin in ihren Adern. Was sie sah, ließ sie den Atem anhalten.
    Garabaldi und Baldarama kamen direkt auf Danas und Browns Versteck unter den Bäumen zu.
    Von da an schien alles in Zeitlupe abzulaufen.
    Als die Gangster nur noch dreißig Meter entfernt waren, legte Dana das Nachtsichtgerät leise neben sich ins Gras und presste sich noch flacher auf den feuchten Boden. Nur ihre Augen blieben nach oben gerichtet, um Garabaldi und Baldarama im Blick zu behalten. Brown lag einen Meter neben ihr und folgte ihrem Beispiel. Sein Atem ging langsamer, bis er kaum noch wahrnehmbar war.
    Zehn Sekunden später hatten sich die beiden Gangster auf fünfundzwanzig Meter genähert. Eine Stechmücke summte an Danas Ohr, doch sie wagte nicht, das Insekt zu verscheuchen. Stattdessen zwang sie sich, genauso leise und gleichmäßig zu atmen wie Brown, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. Aus dieser geringen Entfernung konnte sie die Unterhaltung der beiden Gangster Wort für Wort verstehen, als die beiden unbekümmert miteinander plauderten.
    »Ist das zu fassen, dass sie uns zum Pissen nach draußen schicken?«, entrüstete sich Joey Baldarama, während er die Schnur seiner Jogginghose aufzog und auf den Boden zu urinieren begann. »Was bilden die sich eigentlich ein? Halten die sich für ägyptische Könige oder was?«
    »Du meinst Pharaonen«, berichtigte ihn Garabaldi, der seine Zigarette wegschnippte und sich sofort eine neue ansteckte.
    »Was?«
    »Pharaonen, Mann, nicht Könige.« Er klappte sein goldenes Zippo-Feuerzeug zu und blies eine große blaue Rauchwolke aus.
    Baldarama schüttelte ab und zog die Hose wieder hoch, bevor er seine Taschen abklopfte. »Wie du meinst. He, hast du mal ’ne Kippe für mich? Mir sind sie ausgegangen.«
    Garabaldi griff in seine Tasche. Allerdings befand sich in der Hand, die zum Vorschein kam, keine Zigarettenschachtel.
    Dana unterdrückte einen Aufschrei, als Garabaldi mit einem raschen Schritt vortrat, eine silberne Pistole zu Baldaramas Hinterkopf anhob und das Gehirn seines Komplizen in den Wald verstreute.
    Dana konnte nicht sicher sein, aber sie glaubte zu spüren, wie ein Knochensplitter von Baldaramas Schädel ihre Wange streifte, bevor er in der Dunkelheit zu Boden fiel.
    27
    Zeit zum Üben , dachte Sergej Michalovic.
    Er befand sich in Zimmer 297 des Catskills Inn in der Lennox Avenue mitten in Harlem. Der Russe trug schmutzige Jeans, ein zerknittertes, fleckiges New-York-Yankees-T-Shirt und ausgetretene Tennisschuhe. All das hatte er unterwegs im Regal eines Ladens der Heilsarmee gefunden. Gewiss nicht die Designeranzüge, die er zu tragen gewohnt war, und trotzdem wusste er, Verkleidung hin oder her, dass er mit seiner weißen Haut auffallen würde wie ein bunter Hund, deshalb schien es besser zu sein, sich zu beeilen. Schnell rein, schnell raus und zurück ins normale Leben.
    Er hatte das dreckige Zimmer zwar für die ganze Nacht bezahlt, aber das Catskills Inn gehörte

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