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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Geschäft«, sagte er. »Ein Mann stirbt in seinem Bad unter schrecklichen Schmerzen. Dieser Mann hat einen großen Fehler begangen. Er hat nicht geliefert. Er hat etwas genommen, w as nicht ihm gehört hat.«
    Er klopfte mir aufs Bein, als er das sagte, um sicherzugehen, daß ich verstanden hatte. Ich legte die Reste meines Mittagessens auf die Bank. Mein Appetit war nicht mehr das, was er mal gewesen war. Pal beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und betrachtete die sich kräuselnde Wasseroberfläche des Teiches. Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer, als kaue er mit zusammengebissenen Zähnen auf einem Kaugummi herum.
    »Du hast sie, nicht wahr? Du machst mir was vor«, sagte ich.
    »Sagen wir, Sano hatte sie nicht. Überlegen wir mal. Daß du sie hast, ist wahrscheinlicher, als daß ich sie habe. Du hattest einen Schlüssel.«
    »Und was sollte ich damit anfangen?«
    Da lachte er.
    »Was ich damit anfangen würde. Sie verkaufen. Wieso nicht? Dein Freund Charlie schuldet dir eine Menge Geld, nicht wahr?«
    Es überraschte mich, daß er das wußte, aber ich bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen, als Pal seine langen Finger in die Brusttasche seines im Leinen-Knitter-Look gehaltenen Jacketts schob und eine weiße Karte mit dem Bild eines japanischen Geschäftsmannes samt Namen und Titel in Englisch und Kanji herausfischte.
    »Oder vielleicht könntest du sie Daddy zurückgeben?«
    Ich nahm ihm die Karte aus der Hand und schaute hinunter auf Shinichros gewissenhaftes Gesicht. Ich wußte, daß ich die verdammten Drams nicht hatte. Das war das einzige, was wirklich sicher war. Ich war sicher, daß Shinichro sie auch nicht hatte, aber inzwischen nicht mehr hundertprozentig sicher, nicht mal fünfzigprozentig. Wenn Pal die Drams hatte, dann zog er mich tatsächlich über den Tisch und Shinichro ebenfalls, soviel ich sehen konnte. Wir hätten den Horror, dem Sano hatte entkommen wollen, am Hals, während er mit einem selbstgefälligen Grinsen auf dem Gesicht und einem Koffer voller Drams, die er — Gott weiß, auf welche Weise — umsonst bekommen hatte, in Heathrow ins Flugzeug stieg. Wenn er die Drams nicht hatte, wieso hatte er dann diese übereilte Schlußfolgerung in bezug auf mich gezogen? Weil er Shinichros Visitenkarte von meiner Kommode genommen hatte? Er war derjenige, der behauptet hatte, Sano habe die Dinger. Und zum Beweis dafür hatte Sano beim Pokern gemauert. Ich Wußte, daß Sano die Drams wahrscheinlich von Shiutchro geliefert bekommen hatte, aber woher wußte Pal es? Ich hatte gedacht, Sano habe die Drams von Charlie zurückgeklaut und versucht, Shinichro in einem clevren Spiel um weitere zu betrügen. Wer immer Sano ermordet hatte, hatte die Drams. Er mußte sie haben. Das sagte ich Pal.
    »Dann werden wir ihn finden müssen, eh? Vielleicht ist er noch in dem Hotel. Praktischerweise habe ich ein Zimmer dort. Laß uns hingehen; hier draußen wird’s heiß.«
    Er stand auf, und ich sah mich um und erblickte wieder den Van; das dunkelgraue Gefährt kam durch das Haupttor und fuhr auf den ungefähr hundert Meter weit entfernten kleinen Kreisverkehr zu. Pal schob seine Sonnenbrille hoch und streckte mir die Hand entgegen. Als ich stand, hielt er meinen Arm in die Höhe, als wolle er mich zur Schau stellen; er musterte mich von Kopf bis Fuß und lächelte ein ganz klein wenig.
    »Das kleine T-Shirt und der enge schwarze Rock, das gefällt mir, aber die Arbeiterstiefel — ayjayja.«
    »Ja, ja, findest du nicht, daß du zu deinem kleinen Ensemble noch ein Medaillon gebrauchen könntest?«
    Er schaute an sich herunter. »Ich habe eins. Aber die Leute versuchen immer, es zu klauen«, sagte er.
    »Darauf wette ich.«
    Ich hielt über seine Schulter hinweg nach dem Van Ausschau, während ich sprach, aber er war verschwunden.
    »Ich muß telefonieren«, sagte ich.
    »Im Hotel«, antwortete er.
    Es gab kein Entkommen.
     
    Dem jungen Mann an der Rezeption im Intercontinental gefiel nicht, wie ich aussah. Wie Pal aussah, gefiel ihm auch nicht, aber Pal bezahlte zumindest die Rechnung. Ich sah in seinen Augen aus wie eine Professionelle von der Sorte, die nachmittags in ein Hotelzimmer kommt, und wie wir alle wissen, gibt es nur zwei Sorten, die das tun: Huren und Journalistinnen. Pal redete fröhlich mit dem jungen Mann, bevor er den Zimmerschlüssel vor seinem Gesicht in die Höhe warf und fünf Zentimeter vor der gerümpften Nase des Bengels wieder auffing. Er grinste wie ein Fuchs, und der

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