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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Junge senkte den Blick und sagte: »Die Aufzüge sind rechts — Sir, Madam.«
    »Ich will nicht nach oben. Bitte, Pal — ich habe nicht, was du willst«, sagte ich.
    »Oben können wir duschen, ein Bad nehmen.«
    Ich wollte kein Bad nehmen. Ich roch Salz und Essig an meinen Fingern und schmeckte die Fischpanade auf meinen Lippen, aber ich wollte nicht baden, nicht im Intercontinental. Bis hierher hatte er mich gebracht, aber hier konnte ich Theater machen.
    »Hier ist überall Polizei«, sagte ich.
    »Sie war hier«, sagte er. »Jetzt nicht mehr.«
    Eine Glocke ertönte, und die Lifttür öffnete sich.
    »Ich muß telefonieren«, sagte ich.
    Pal zog eine Braue hoch.
    »Arbeit«, sagte ich.
    Ich telefonierte in einer Zelle, mit mißbilligendem Blick beobachtet von dem jungen Mann an der Rezeption. Ich hätte den Hörer auflegen, zu dem Pinsel hingehen und ihm das hämische Grinsen von seinem Babyface putzen sollen. Ich hätte ihm sagen sollen, daß Pal eine Pistole in der Jacke hatte, und was er davon hielt. Und ob es nicht Zeit wäre, richtige Jacuzzis in diesem miesen Hotel zu installieren, statt sich auf Braun-Rasierer zu verlassen. Aber ich hatte es eilig. Ich wollte Shinichro anrufen, ich wollte Robert anrufen, aber solange Bai neben mir stand, konnte ich nur Richard anrufen. Es war Drucktag, und er war beschäftigt.
    »Ich bin im Intercontinental mit einem Kontaktmann. «
    »Ach ja?«
    »Nachrichten für mich?«
    Er sprach den Namen falsch aus. »Shinichro Saito. Ist das richtig?«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er konnte dich zu Hause nicht erreichen. Hat dann hier angerufen; die Nummer hatte er von einer alten Visitenkarte. Ruf ihn zurück.«
    »Wo denn?«
    »Er sagt, du hast die Nummer.«
    »Richard...«
    »Ja?«
    »Ich bin im Intercontinental.«
    Pal krümmte sich vor Lachen. Als er schließlich aufstand, mußte er sich auf meine Schulter stützen, um nicht umzufallen.
    »Hilfe«, quiekte er. »Hilfe. Hilfe.«
    Er faßte meinen zitternden Arm dicht überm Ellbogen, und wir gingen auf den Lift zu. Als er quer über den Marmorboden stolzierte, schnippte er mit den Fingern zu dem jungen Mann an der Rezeption hinüber und rief laut und deutlich: »Kaffee und ein bißchen Kuchen. Kaffee und Kuchen für Mr. Kuthy. Zimmer 251.«
    Jemand, der soviel Wirbel machte, konnte keinen Mord im Schilde führen. Pal wollte mich nicht umbringen oder foltern. Er wollte mich aufziehen, und er wollte mich von Kopf bis Fuß einseifen und mit mir schlafen. Er wollte mich mit Kaffee und Kuchen füttern und mir die Finger ablecken. Es wurde Zeit, daß er töten wollte.
    »Du blutest ein bißchen, eh?«
    »Nicht viel. Es ist okay«, sagte ich und bedeckte meine Augen mit dem Unterarm. Pals Schnurrbart kitzelte mich am Bauch wie ein Katzenschwanz.
    »Wie eine Jungfrau.«
    »Keine Ahnung. Mein erster hieß Tampax.«
    Seine Zunge hielt inne. »Hab’ ich dir weh getan? Du hättest was sagen sollen.«
    »Nein, hast du nicht, aber du hast auch nicht gefragt.«
    »Du hast nicht nein gesagt. Du hast gesagt: Ja, ja.«
    »Ich sage nie nein.«
    Pal lachte, und sein Atem war heiß auf meinen Schenkeln. »Starke Worte.«
    »Okay, sagen wir so: Ich sage nie nein, wenn einer eine Pistole hat.«
    Jetzt spürte ich nichts als das Federn des Bettes, als er aufstand. Ich lugte unter meinem Arm hervor und sah, wie er durch das Zimmer zu seiner Jacke ging. Ich reagierte schnell, sprang auf und rannte nackt zur Tür. Ich weiß nicht, was ich mir dabei dachte. Er fing mich mühelos ein, preßte mir die Hand auf den Mund und schob mich gegen die tapezierte Wand. Mit der Hand, die die Pistole hielt, drückte er meinen Arm aufwärts und schob mir die Pistole zwischen die Finger.
    »Nimm sie«, sagte er.
    Ich tat es nicht, konnte es nicht.
    »Nimm sie.«
    Langsam schlang ich die Finger um den gerieften Pistolengriff, und er löste seine weiche Handfläche von meinem Mund und ließ mich los. Die Pistole fühlte sich gut an, furchterregend, aber gut, ungefähr ein halbes Pfund schwer und hart. Ich faßte sie mit beiden Händen, um sie gerade zu halten, und richtete sie auf ihn. Er stand vor mir, nackt, mit behaarter Brust und ohne zu lächeln, und ich zitterte und zielte mit der Pistole auf den Mann, dessen Körper ich gern ganz nah bei mir hatte, und auf den Schweinehund, der mich festgehalten und zwei Kugeln so dicht neben mir abgefeuert hatte, daß er die Haare auf meinem Kopf angesengt und meine Bettwäsche ruiniert hatte.
    »Du hast die Pistole«, sagte

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