Sieh mich an, Al Sony
er.
»Ich will den Schalldämpfer.«
Ich bekam ihn. Er schob ihn auf den Lauf, und seine blauen Augen schauten fest in die meinen, während er die Pistole bereitmachte. Als ich gerüstet war, trat er zurück und breitete die Arme aus wie ein Opfer.
»Na?« sagte er und legte die Hand aufs Herz. »Versuch’s hier.«
Dann tippte er sich auf die Stirn. »Oder wie wär’s hier?«
Er deutete zwischen seine Beine. »Doch nicht hier? Wirklich nicht?«
»Das Scheißding ist nicht geladen, was?«
Er trat rasch vor, drückte meine Hände zur Seite und nach unten und quetschte meine Finger fest um das Metall. Es gab ein Geräusch, als ob jemand eine geschüttelte Dose Cola aufreißt, und unter dem Chesterfield-Sessel am Fenster zerriß der Teppich. Er hob meine Hand wieder und blieb so dicht vor mir stehen, daß ich . ihn nicht verfehlen konnte.
»Noch mal von vorn«, sagte er.
Ich schwang die Hände herum und schlug ihn mit dem Schalldämpfer. Das Ding erwischte ihn unter dem Auge, riß ihm den Kopf zur Seite und schürfte die Haut auf. Es blutete, und die verletzte Stelle schwoll sofort an. Ich wollte ihn noch einmal schlagen, aber er hielt die Hand hoch und schüttelte den Kopf. Er strich sich ein paar Haarsträhnen zurück und bedeutete mir sehr sorgfältig, daß er zum Spiegel gehen werde, was er dann auch sehr langsam tat; er betrachtete sich dort und betupfte mit spitzen Fingern die verletzte Haut, die sich über der purpurroten Schwellung auf seinem Wangenknochen spannte. Mit einem bedauernden Seufzer beugte er sich über die Minibar, öffnete sie und schnappte sich eine Dose Grapefruitsaft. Er hielt sie sich ans Gesicht und setzte sich in den Sessel, die großen Füße zu beiden Seiten des Risses im Teppich.
Ich fühlte mich ohnmächtig mit der Waffe in der Hand. Ich hatte meine Wut und meine Angst abgeleitet, und jetzt waren sie weg. Ich lehnte mich an die Wand und war wieder da, wo wir angefangen hatten, wo er mich im Arm gehalten, gestreichelt und geküßt hatte, bis ich mich fast wie betrunken gefühlt und, die Augen erleichtert schließend, den Hals seinen Lippen entgegengebogen hatte. Wieder schloß ich die Augen und atmete tief durch, um das schnelle Pumpen meines Herzens zu beruhigen, bis ich seine Füße zu mir herübertappen hörte und seine Hand auf meiner Brust fühlte. Ich konnte seine Haut riechen, warm und salzig, und fühlte seine Lippen auf mir.
Meine Augen öffneten sich, und ich starrte in sein asymmetrisches Gesicht mit dem zugeschwollenen Auge und dem Grinsen.
»Hab’ ich dich nicht zum Orgasmus gebracht? Hast du es gespielt?«
»Nein. Ich spiele es nur, wenn ich Langeweile habe.«
»Verstehe«, sagte er.
»Was verstehst du?«
»Du willst diesmal oben sein.«
»Gleich hier ist es auch schon in Ordnung, Pal. Gleich hier.«
Das Telefon im Zimmer klingelte, als ich unter der Dusche stand. Ich drehte das Wasser ab und trocknete mich ab; ich versuchte, zu hören, was da geredet wurde, aber dann kam Pal herein und erzählte es mir.
»Ich muß mich in einer halben Stunde unten mit jemandem treffen.«
»Interessiert es mich?«
»Natürlich, aber die Leute, die da sein werden, würden dich nicht dabeihaben wollen. Sie wollen nur, daß ich zusehe. Wir können in der Bar sitzen.«
Ich bedauerte, daß ich für die Bar nichts anderes anzuziehen hatte als meine »Trouble «-Weste und meine Doc Martens. Pal bot mir ein weißes Hemd an, was ich vorn zuknotete, damit es besser aussah. Er sagte, ich sähe toll aus, und ich glaubte ihm. Komplimente gehörten zu den wenigen aufrichtigen Worten, die dieser Mann äußerte. Er sah zu, wie ich Lippenstift auftrug.
»Keine Sperenzchen, okay? Du bleibst hübsch brav sitzen«, sagte er.
»Was werde ich denn sehen?«
»Ein paar Männer, die in einer hübschen Lounge Geschäfte machen. Das ist alles, du bleibst brav sitzen.«
»Pal, warum sollte ich denn nicht?«
»Weil du leicht erregbar bist.«
»Ach, du meinst, wenn jemand hinter meinem Kopf zwei Kugeln ins Kissen ballert und mir dann solche Angst einjagt, daß ich auf einen Nachmittag voller Orgasmen mit in dieses Hotelzimmer komme? Ich würde sagen, ja, so was macht mich leicht erregbar. Männer, die in einer hübschen Lounge Geschäfte machen, eher nicht.«
»Wie wär’s mit einem japanischen Mann, der in einer hübschen Lounge Geschäfte macht?«
Ich drehte mich um und sah ihn an. Er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch in den Raum zwischen uns. Ein cooles Lächeln
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