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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Mütter BHs mit Reißverschlußkörbchen bekommen konnten, zudem ausgestattet mit sechzig Haken und Ösen zum mühelosen Anlegen sowie mit milchabsorbierenden Brustpolstern. Ich stellte fest, daß die Grundfarbe der Mutterschaft Pastelltöne waren — Rosa, Bleu, Gelb und Weiß — , und die Materialien waren Baumwoll-Polyester-Mischungen oder unzerbrechliches Plastik. Aus schwarzem Lycra oder billiger Seide gab es nichts. Die Gesundheitsbroschüre sprach sich für Vitamine und gute Ernährung aus und gegen Alkohol und Zigaretten. Die meisten Medikamente waren ebenfalls out, unter anderem, was an diesem Morgen besonders entscheidend war, Aspirin. Mit wogendem Magen und schmerzendem Schädel goß ich das sprudelnde Glas Alka Seltzer in die Spüle und starrte aus dem Fenster. Das Ei und ich waren nicht kompatibel. Der einzige positive Beitrag zu meinem Lebensstil, den es bisher geleistet hatte, war ein gesteigerter Sexualtrieb, und der Himmel wußte, daß ich ebensogut ohne den ausgekommen wäre, und ohne die Schwierigkeiten, in die er mich brachte.
    Unmittelbar vor dem Mietshaus, in dem ich wohnte, standen zwei Hochhäuser, und dahinter sah ich die Grundschule des Viertels, eine geduckte, verzweigte Ansammlung von niedrigen Behausungen aus den sechziger Jahren sowie Containerpavillons hinter einem hohen Drahtzaun. In der Ecke einer weiten Asphaltfläche an einer Seite der Gebäude sah man ein paar große Autoreifen, die an Seilen schwangen, und eine eiserne Rutschbahn. Hinter den Wohnhäusern gab es ein bißchen Rasen, aber den sah ich von meinem Fenster aus nicht, nur den Parkplatz, auf dem alte Radkappen verstreut herumlagen wie Kronkorken. Meine Wohnung hatte auch keinen Balkon, nur eine lange, offene Galerie mit zehn verschiedenfarbig gestrichenen Wohnungstüren, deren jede innen mindestens fünf Riegel hatte. Keine Tiere außer Hunde, Massen von Hunden, und keine Kinder, nicht in meinem Block. Ehepaare und Singles wohnten hier, weil Familien nicht kamen. Ich dachte an Delias Garten auf dem Lande, grün von Bäumen und Blumen, an das Haus meiner Ehern an der See, an Ferien auf der Insel, an Mädchen und Jungen, die zwischen den Klippen zum Meer hinuntersprangen, mit Netzen an Stöcken, im frischen Westwind. Das würde dem Ei gefallen. Gern würde es seine winzigen Zehen in den blassen, feuchten Sand bohren und in den Prielen nach Krabben und kleinen Krebsen tauchen, weiß und durchscheinend wie Reispapier. Gern würde es mit seinen geschäftigen kleinen Fingern den Seetang von den Granitfelsen kratzen und in einen leuchtend roten Eimer klatschen lassen, der bis zum Rand mit Salzwasser gefüllt war, so klar wie Tränen. Hier oben würde es ihm nicht gefallen, hier oben in dem schmutzigen Himmel über der staubigen Straße. Wir würden umziehen müssen, aber dazu würde ich Warrens Geld angreifen müssen, den kleinen warmen Regen, der über mich hereingebrochen war, als er so hastig abgereist war, die Finger ganz klebrig vom schnöden Mammon. Ich haßte ihn fast so sehr, wie er mich geliebt hatte, und viel zu sehr, um das Geld zu nehmen. Es war schlimm genug, daß ich hier in seiner alten Wohnung wohnen mußte, mit all den hübschen, hübschen Sachen, die er für mich gekauft hatte. Ich hatte keine Wahl; ich mußte ja irgendwo wohnen, aber sein dreckiges Geld würde ich nicht nehmen. Charlie würde seine Schulden zurückzahlen müssen, das war alles. Er mußte.
    Darüber dachte ich nach und über die Möglichkeit, daß Datamatics- oder sonst jemand — mir abkaufte, was ich hatte, und es brachte, bevor Technology Week es tat, als ich unten den dunkelgrauen Van stehen sah. Er parkte so, daß das Rückfenster meiner Wohnung zugewandt war. Ich starrte einen Augenblick hinunter und wich dann zurück, eingeschüchtert von dem blicklos glänzenden Spiegelglas. Wenn ich die Nummer notieren könnte, würde ich vielleicht herausfinden können, wem der Van gehörte. Robert Falk würde es für mich feststellen. Aber dazu müßte ich wieder vortreten und mein Gesicht ans Fenster drücken, und dazu hatte ich zuviel Angst.
    Ich beschloß, mich anzuziehen und in zehn Minuten noch einmal hinauszuschauen. Ich zog ein weißes, abgeschnittenes T-Shirt und weite Jeans an, die ich mir mit einem schweren Ledergürtel um die Taille schnürte; erleichtert nahm ich zur Kenntnis, daß das gewohnte Loch noch bequem war. Die Übelkeit verging allmählich, und ich hatte Hunger auf heißes, frischgebackenes Brot, das nach Hefe roch, und kalter,

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