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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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frischer Butter und Käse. Ich zog die Vorhänge im Schlafzimmer auf und schaute hinunter zum Parkplatz, der um die Ecke reichte. Ein ausgebrannter Straßenkreuzer und ein alter, blauer Mini standen auf dieser Seite, aber den Van konnte ich von hier aus nicht sehen. Ich mußte zurück in die Küche und nachschauen. Ich ließ Wasser in den Kessel laufen und schaute hinaus. Der Van stand noch da, aber ich konnte die Nummer nicht erkennen. Ich hatte Pal gefragt, ob es Freunde von ihm seien, und er hatte gesagt: »Hoffentlich.« Die Frage war nur: Waren seine Freunde auch meine Freunde? Ich verließ die Küche, ging zum Telefon und wählte Robert Falks Nummer. Ich wählte und wartete, und während ich darauf wartete, daß er sich meldete, überlegte ich es mir anders und legte den Hörer sehr langsam wieder auf die Gabel. Es war still in der Wohnung. Ich hörte oben einen Staubsauger brummen und roch Curry: Jemand kochte Mittagessen. Das waren die kleinen Hinweise auf ein fremdes Leben, ein anständiges, häusliches Leben.
    Ich hinterließ auch Hinweise. Ich ließ die Visitenkarte meines Geliebten auf der Frisierkommode liegen und leere Weinflaschen in der Küche stehen. Ich ließ Schwangerschaftsteststreifen auf der Fensterbank und mein Kontaktadreßbuch in meiner Schreibtischschublade. Ich spielte True Blue auf meinem Plattenspieler und redete am Telefon — mit jedem. So etwas wie eine Privatsphäre gab es nicht, bei all den Hinweisen, die ich verstreute wie die Krümel von einem trockenen Keks. Wenn ich ins Badezimmer lief und das Wasser aufdrehte, was würde das nützen? Das war etwas fürs Kino. Sämtliche Nebengeräusche ließen sich herausfiltern, bis man mich wie einen Schattenriß herausgeschnitten, die wesentliche Wahrheit herausgefeilt hätte. Winzige Mikrofonsender lassen sich überall plazieren. Sie senden ihre Mikrowellensignale irgendwohin zu einem Empfänger. Sie sind per Fernbedienung ein- und auszuschalten, durch Licht, durch Wärme, durch Druck, durch Stimmen. Sie können Daten speichern und still abwarten, um sie später zu versenden. Sie können durch die Wasserleitung mit Energie versorgt werden, durch Wasser, das über sie hinwegströmt, und eben dieses Wasser kann den Ton meilenweit transportieren. Man kann sie an allem verdrahten, was Elektrizität leitet. Wenn ich eine elektrische Schreibmaschine hätte, könnten sie jede Taste erkennen, die ich anschlüge. Ich schalte meinen Computer ein, und jemand da draußen kann die Radiowellen lesen und sehen, was ich geschrieben habe. Laserstrahlen können zum Fenster heraufgreifen und meinen Atem ablesen, können seine Vibrationen erkennen und daraus Laute aufbauen. Schaltet man den Ton ab, können sie das Bild eines Gesichts am Fenster aufbauen, von Körpern im Bett. Ich hatte keine Privatsphäre. Ich war zur Besichtigung ausgestellt wie eine weiße Ratte im Labor.
    Ich brachte das Wasser zum Kochen und machte mir Tee. Ich hätte gern Kaffee getrunken, aber der hatte angefangen, einen bitteren, metallischen Geschmack in meinem Mund zu hinterlassen, genau wie die Zigaretten, nach denen ich mich sehnte. Ich schaltete den Computer ein und schrieb die Story, soweit ich sie hatte, bevor ich Datamatics anrief, um zu hören, ob sie interessiert waren. Eine Freundin von mir namens Jenny Davies nahm den Anruf entgegen.
    »Du hast von Richard gehört?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Hat er es auch?«
    »Es ist eine Exklusivstory, Jenny«, sagte ich.
    »Wie exklusiv?«
    »Ich biete sie noch einer Tageszeitung an; das ist alles.«
    »Wir werden Dampf machen, damit wir sie morgen noch reinbringen. Die Titelseite steht schon.«
    »Das Angebot bleibt nicht stehen. Ich verkaufe heute.«
    Sie biß an. Technology Week und Datamatics erschienen am selben Tag, und ich hätte alles dafür gegeben, zu sehen, wie Max und Richard ihre persönlichen Ausgaben in die Hände bekamen. Recht würde ihnen geschehen. Ich dachte an den Van draußen und wartete einen Moment; ich hielt mir den Hörer ans Ohr und drückte den Bleistift auf den Notizblock.
    »Da ist noch etwas«, sagte ich, und ich erzählte es ihr.
    »Du hast es gesehen?« fragte sie.
    »Ich war eingeladen.«
    »Schauen wir mal. Was hast du? Den Namen des Komponentenmanagers einer großen japanischen Firma, zwei unbekannte japanische Mafiosi und ein paar unbekannte Kolumbianer.«
    »So ist es.«
    »Der Manager hat bestätigt, daß seine Firma die Produktionserträge zu niedrig angegeben hat? Das ist der Punkt, an dem wir

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