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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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leid.«
    »Wenn du die Story diese Woche bringst, wirst du nächste Woche aussehen wie ein prämierter Vollidiot.«
    »Weshalb?«
    »Weil ich sie geknackt habe, deshalb.«
    »Und wieso rufst du mich dann um diese Nachtzeit an und willst Informationen?«
    »Das nennt man Teamwork, Richard.«
    »Ich nenne das Verzweiflung, Georgina.«
    »Richard, die Tapetenbürste, die du da in der Hand hast...«
    »Ja?«
    »Hat die einen schönen, langen Stiel?«
    »Gute Nacht, Georgina.«
    Ich rief sofort die Auslandsauskunft an und verlangte die Nummer des Santa Clara Police Department und der Bezirksstaatsanwaltschaft von Santa Clara County in Silicon Valley. Aus meinem Kontaktadreßbuch suchte ich die Nummer von zwei Chipherstellern und PC-Fabrikanten heraus. Ich überlegte mir ein paar Fragen, die diese Burschen dazu bringen würden, zu sagen, was Richard hatte, und dann würde ich ihn über den Tisch ziehen: Ich würde die Sache an Datamatics und an eine überregionale Tageszeitung verkaufen. Dann konnte er aus dem Fenster springen, und den scheißefressenden alten Fuchs Max Winters konnte er mitnehmen. An der Westküste war es jetzt spätnachmittags; also hatte ich noch reichlich Zeit.
    Nach zwei Minuten erreichte ich einen sehr freundlichen Lieutenant, der gleich zur Sache kam und mir das Schlimmste erzählte. Er sagte, sie hätten soeben Ermittlungen abgeschlossen, die zur Verhaftung von fünfunddreißig derzeitigen und ehemaligen Angestellten eines führenden Personalcomputer-Herstellers geführt hätten.
    »Unsere Officers hier haben Computerspeicherchips für mehr als fünfundsiebzigtausend Dollar beschlagnahmt. Das ist nur das letzte Glied einer langen Kette. Wir haben etliche Produktionsarbeiter aus einer Chipfabrik aus dem gleichen Grund eingebuchtet; sie haben ihrem Arbeitgeber Chips geklaut«, sagte er.
    »Das ist aber doch nichts Neues, diese Chipdiebstähle, oder?« fragte ich.
    »Nein, das an sich ist nichts Neues. Neu ist, daß wir es jetzt mit Typen zu tun haben, die die Vordertür eintreten und bewaffnet reinstürmen.«
    »Wegen der Marktpreise.«
    »Wegen der Marktpreise und wegen der Kokainkartelle.«
    Ich biß mir auf die Zunge, während der Lieutenant begann, mir zu erklären, daß die neuen amerikanischen Geldwäschegesetze zur Bekämpfung des Rauschgifthandels die Banken dazu zwangen, alle größeren Bargeldtransaktionen zu melden, so daß die Kartelle jetzt nach Möglichkeiten suchten, sich anders als mit Bargeld bezahlen zu lassen.
    »Die Kartelle sind darin verwickelt, das steht fest. Auf der untersten Ebene haben wir Arbeiter, die in der Fabrik Chips klauen und gegen Koks eintauschen. Auf der höchsten Ebene geht es um große Deals, die mit gestohlenen Drams bezahlt werden, weil die Kartelle etwas anderes als Bargeld wollen, etwas, das sich leicht verstecken und international umsetzen läßt. Computerchips sind da perfekt. Es gibt keine Möglichkeit, festzustellen, daß sie gestohlen sind; nicht mal bei denen, die wir selbst undercover kaufen, können wir nachweisen, ob sie gestohlen sind oder nicht. Und sie kriegen die Dinger im Wert von einer Million Dollar in einen Aktenkoffer.«
    Hatte ich’s nicht gewußt? Das Problem war nur, daß Richard es verdammt noch mal auch wußte. Bloß hatte er es auf die leichte Tour herausgefunden.
     

 Ich bekam einen Brief von Delia mit dem Sommerkatalog von »Mothercare« und einer kleinen Broschüre über Schwangerschaft von der Gesundheitsberatung mit bunten Diagrammen drin. Ein fröhliches Briefchen war dabei; es sei wundervoll gewesen, mich wiederzusehen, und die Kinder hätten mich sehr nett gefunden. Mir war hundeelend gewesen, und ich hatte meinen Arzttermin am Morgen versäumt. Der Cocktail aus Martinis, Humanchoriongonadotrophin und diversen aktiven Hormonen war tückisch, und ich zitterte von den Nachwirkungen am ganzen Leibe. Ehrlich gesagt, am liebsten hätte ich mich zum Sterben in eine Ecke verkrochen. Gleichzeitig wollte ich aus dem Haus stürmen und jemanden umbringen. Richard Munroe würde für den Anfang genügen. Dann käme Max Winters, Pal Kuthy, Shinichro Saito und schließlich ich selbst. Delias Sinn für Humor brachte sie ebenfalls auf die Kandidatenliste.
    Ich stand in der Küche und blätterte in dem Katalog, und in meinem Kopf drehte sich alles angesichts der designerischen Wandelbarkeit von kleinen weißen Kragen und Blumenmustern. Ich erfuhr, was zu einer kompletten Babyausstattung gehörte, wieviel sie kostete, und daß stillende

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