Sieh mich an, Al Sony
Typus.«
»Wie Saito-san.«
»Er ist empfindsam, ja.«
»Er ist vernünftig, nicht empfindsam.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich habe dich gefragt, ob es dir gefällt, wie diese Typen aussehen.«
»Ich habe gesagt, nein.«
»Aber du gehst Risiken ein.«
»Das weißt du doch.«
»Dein Glück, daß du mit mir zusammen bist. Wenn diese Männer wüßten, wer du bist und was du tust, würden sie dich erledigen wollen.«
»Hör mal, ich habe nichts getan. Du hast das alles eingefädelt. Du wolltest, daß ich es erfahre. Du kannst einem Kind keinen Apfel schenken und es dann dafür bestrafen, daß es ihn nimmt.«
»Ich könnte dich diesen Männern übergeben. Die würden dir erst die Beine brechen und dann die Arme.«
»Du hast recht. Ich habe Glück, daß ich mit dir zusammen bin.«
So dicht davor, die Geduld zu verlieren, hatte ich Pal noch nie gesehen. Ich hatte gedacht, er habe die Story gemeint, aber das hatte er nicht; er nahm mich wegen etwas anderem aufs Korn. Schweigend saßen wir da, bis die Japaner in den dunklen Anzügen gingen. Der große, gutaussehende Kolumbianer stand auf und folgte ihnen. Fünf Minuten später kam er zurück und besprach sich mit seinem Freund, der nickte, sein Jackett zuknöpfte und aufstand. Die beiden Männer drehten sich um und schauten zu uns herüber. Ich hätte mich am liebsten irgendwo verkrochen, aber Pal schaute einfach zurück, und sein Arm lag auf meinen Schultern.
»Willst du jetzt was essen?« fragte er dann und sah mich an.
Nach einem Abendessen in verdrossenem Schweigen brachte Pal mich mit einem Taxi nach Flause und verschwand. Er sagte, er habe noch etwas Geschäftliches zu erledigen. Wir küßten uns nicht, sondern blieben ein paar Minuten stumm im Taxi sitzen und warteten. Der Fahrer öffnete die Trennscheibe, aber Pal machte sie wieder zu. Der Taxameter lief, und so konnte der Mann nicht meckern.
»Wann kann ich das Foto haben?« fragte ich.
»Das muß ein Spezialist entwickeln.«
»Ich habe Kontakte in der Fotobranche.«
»Ich lasse es entwickeln. Es sind Bilder drauf, die ich behalten möchte.«
»Ich verstehe das nicht, Pal. Ich verstehe nicht, wozu du hier bist.«
»Ich hab’s dir gesagt. Ich bin dir gefolgt.«
»Hör auf.«
»Ich bin hier, um die Drams zu kaufen.«
»Und das wirst du jetzt tun?«
»Das werde ich jetzt tun.«
Ich konnte nicht schlafen. Ich mußte alles aufschreiben. Ich hatte soeben mitangesehen, wie Ein-Megabit-Drams im Wert von einer Million Dollar den Besitzer wechselten. Der Repräsentant eines führenden japanischen Chipunternehmens hatte unter den wachsamen Blicken zweier Repräsentanten des japanischen organisierten Verbrechens seine Ware an zwei kolumbianische Rauschgifthändler übergeben. Wenn ich nett zu Pal wäre, würde er mir das Foto überlassen. Es war eine Story, bei der einem die Hände zitterten, aber man mußte sie richtig hinbekommen. Richard Munroe hatte eine Quelle, die vermutete, daß die Japaner ihre Produktionserträge unterbewerteten. Ich wußte mit Bestimmtheit, daß sie es taten. Mein Shinichro tat es, weil seine Firma den Tagespreis kassieren wollte. Wie alle anderen hatte auch seine Firma feste Liefertermine mit ihren Kunden vertraglich vereinbart. Wenn die Firma diese Termine wegen der angegebenen niedrigen und durch politisch motivierte Exportüberwachung weiter verringerten Produktionserträge nicht einhalten konnte, dann würden diese Kunden eben einfach zum Tagespreis kaufen müssen, nicht wahr? Wenn Drams zur Hintertür hinauswanderten, würde man einen Teil der Gewinne, die auf diesem Weg hereinkamen, woanders investieren müssen. Es konnte nicht alles in der Gewinn- und Verlustrechnung auftauchen, wenn die Firma ihre Produktionserträge bereits angegeben hatte. Jemand bei der NC Corporation hatte die Initiative ergriffen und Geld in ein paar Beutel Schnee investiert.
Ich überlegte, ob ich Shinichro nicht anrufen sollte, um zu hören, wie es ihm ging. Ich fragte mich, ob er mich gesehen hatte, wie ich im rosa Sessel saß und mit Pal zusammen Cocktails schlürfte. Und wenn schon. Wir konnten uns gegenseitig nicht mehr das Herz brechen; Was tat es also, wenn wir uns gegenseitig auf die Zehen traten? Ich beschloß, nicht anzurufen. Wenn er etwas zu sagen hatte, konnte er mich anrufen. Statt dessen rief ich Charlie an, aber es meldete sich Debbie. Sie sagte, es sei schon spät, und Charlie schlafe. Ich ersuchte sie, ihn doch bitte zu wecken, aber da grabschte er ihr schon den
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