Sieh mich an, Al Sony
Okay?«
Ich wollte weg, wollte irgendwohin gehen, allein, damit ich mir überlegen konnte, was ich wegen Pal anfangen sollte. Aber Richard stand da und wartete. Er wollte wissen, ob wirklich alles in Ordnung sei, und er würde sich nicht von der Stelle rühren, bis es mir im Gesicht anzusehen wäre. Ich lächelte strahlend und fragte: »Was macht die Tapete?«
»Warum kommst du nicht und schaust es dir an?«
»Jetzt?«
»Es ist freitag nachmittag. Warum nicht? Wie wär’s mit einem späten Lunch?«
Ich ging mit. Ich kniff. Na und? Angesichts der Wahl, vor der ich stand, war es, wie wenn eine zum Tode Verurteilte beschließt, noch etwas zu essen, bevor sie hinuntergeht; und wenn die grauen Männer schon an meine Zellentür kamen und mir ein letztes Abendmal anboten, dann war Richard erste Wahl als Küchenchef. Er kochte wie Floyd, nur nüchtern.
Von der Rückseite seines Reihenhauses hatte man einen Blick hinunter auf den Grand Union Kanal, und vorn schaute man auf den Victoria Park. Es war ein hübsches Objekt, nur ein bißchen renovierungsbedürftig, und Richard war dafür genau der richtige Mann, wenn man es nach der Küche beurteilen konnte. Er hatte alles herausgerissen, was drin gewesen war, und statt dessen einen prachtvollen Doppelherd an einer Wand und Borde sowie ein gutbestücktes Weinregal an der anderen installiert.
»Rot oder weiß?« fragte er.
»Bier, wenn du ein kaltes hast«, antwortete ich, als ich aus .der Diele hereinkam. Das Haus hatte drei Schlafzimmer und ein großes Wohnzimmer mit Blick auf den Park. Er machte den Kühlschrank auf, der im Vergleich zu meinem aussah wie das vollbeladene Unterdeck eines australischen Frachters, und nahm zwei Dosen heraus. Er winkte mir, und ich folgte ihm an ein paar Pappkartons voller Geschirr und Besteck vorbei zu einem Loch in der hinteren Außenwand, das mit einer Plastikplane bedeckt war. Er hob die Plane hoch, und wir duckten uns darunter hindurch und gingen hinaus auf ein Flachdach in der Sonne. Unten reichte ein wilder kleiner Garten bis hinunter zum glatten, stillen Wasser.
»Ich habe fünfundfünfzig bezahlt. Wenn ich mit allem soweit bin, wird es bei fünfundachtzig, neunzig liegen, so wie der Markt jetzt läuft. In der Parterrewohnung wohnt eine alte Dame. Sie hat den Garten. Ich werde das äußere Stück hier in eine Terrasse verwandeln, mit französischen Fenstern dort.«
»Sehr hübsch für ein Gläschen Pimm’s um sechs«, sagte ich. »Aber die städtische Architektur versaut das Ambiente ein bißchen, findest du nicht auch?«
Auf der anderen Seite des Kanals stand ein großer Wohnklotz, einer von dreien, die mitten zwischen die Reihenhäuser gepflanzt worden waren, düster vor den Wolken, behängt mit bunt flatternden Wäscheleinen, die aussahen wie kleine Wimpel an der grauen Uniform eines Wachsoldaten.
»Vermutlich könntest du da unten am Ende ein Boot liegen haben«, sagte ich und bemühte mich, positiver zu klingen.
»Hab’ ich auch schon gedacht. Ein paar Bier, und ab geht’s. Keine Probleme. Jedenfalls kein verfluchter Verkehr. Hunger?« fragte er und trat wieder in die Küche, um in einem Pappkarton neben der Spüle zu wühlen. Auf dem Küchentisch stand ein Computer; die Kabel an der Rückseite endeten an einer Dose in der Wand.
»Für Kochrezepte?« fragte ich.
Er zielte mit einem sanften Fußtritt nach mir.
»Für Hausaufgaben«, sagte er.
»Wo ist das Modem?«
Er deutete auf einen Kasten unter dem Tisch.
»Hast du schon eine Online-Verbindung zu Technology Week?«
Er verdrehte die Augen.
»Komm schon. Es ist eine tolle Story, Richard. Du könntest sie kriegen. Ich brauche nur ein bißchen Hilfe, letzt zum Beispiel.«
Er trank einen Moment lang von seinem Bier und zog einen Stuhl heraus, um sich zu setzen, aber ich drängte ihn beiseite.
»Geh und mach was zu essen, Herzchen. Ich komme schon zurecht«, sagte ich.
Ich hätte Richard nach seinem Paßwort fragen können, aber er war zu sehr damit beschäftigt, Knoblauch zu zerdrücken und Petersilie zu hacken, als daß ich ihn hätte stören mögen; also versuchte ich es mit meinem alten. Es hätte gelöscht worden sein müssen, sobald mein Anstellungsverhältnis beendet worden war, aber solche Sachen werden leicht vergessen. Ich gelangte geradewegs ins Netz der Zeitung. Zum Glück für Max war ich es und nicht jemand wie mein damaliger Kumpel Warren; der hätte sich im ganzen System herumgetrieben, hätte herumgestochert und geschnüffelt, wäre darin
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