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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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recht. Ich hatte mich zu ihr geflüchtet und meinen Ärger mitgebracht wie ein Virus. Jetzt war es Richard, den ich mit meiner Anwesenheit infizierte. Ich konnte nirgends hin, wo ich in Sicherheit wäre und wo mich niemand fände. Ich fragte ihn, ob ich sein Telefon benutzen könnte, und rief Esther an; sie klang verschlafen und murmelte etwas von Nachtdienst.
    »Geh mal in die Küche. Schau zum Parkplatz hinunter. Sieh nach, ob da ein grauer Van steht.«
    Der Hörer fiel klappernd auf den Tisch, und ich hörte, wie Esther plattfüßig in ihren Pantoffeln davontappte. Eine Weile blieb es still; dann hörte ich ihre schweren Schritte zurückkommen.
    »Nein. Ich sehe nichts«, sagte sie.
    »Kannst du dich erinnern, ob du einen hast herumfahren sehen?«
    »Nein.«
    »Hast du jemanden an meiner Wohnungstür bemerkt?«
    »Wen, zum Beispiel? Männer, meinst du?«
    »Einen großen Typen mit Schnurrbart.«
    »Oh, den hab’ ich gesehen.«
    »Heute?«
    »Nein, nicht heute. Gestern...? Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, klar. Ich bleibe für eine Weile bei einem Freund.«
    Richard hatte mitgehört. »Du machst was?« fragte er.
    »Mal sehen, ob mir die Gegend gefällt. Könnte sein, daß ich mein Geld anlegen möchte, weißt du.« Ich gab Richard ein Zeichen mit aufwärtsgerecktem Daumen.
    »Denkst du daran, umzuziehen?« fragte Esther.
    »Nur so ein Gedanke.«
    Sie ermahnte mich, vorsichtig zu sein, und ich sagte, na sicher, sei ich das nicht immer? Richard fing an, den Tisch zu decken, und ich wählte rasch noch Robert Falks Nummer und fragte, ob er was für mich habe.
    »Ich habe ein paar Schwierigkeiten bei dieser Sache, Mrs. Powers«, sagte er.
    »Warum?«
    »Sagen wir mal, es gibt ein gewisses Maß an Widerstand. Die Rauschgiftfahnder sind in Scharen über die Sache Sano hergefallen, und jetzt sind sie in Wartestellung.«
    »Okay, und was ist mit dem anderen Burschen?«
    »Ich weiß, was er war, Mrs. Powers, aber weiter nichts. «
    »Ich glaube, das weiß ich auch. Die Frage ist, was ist er jetzt?«
    »Das Problem ist, daß es nicht in meine Abteilung fällt, Mrs. Powers, nicht im entferntesten.« Er schwieg einen Moment und atmete tief durch; dann sagte er mit seiner sanften, volltönenden Stimme: »Sie sollten da nicht mitmischen, Mrs. Powers, nicht in Ihrem Zustand. Ruhen Sie sich aus. Es ist nur eine Story und den ganzen Arger nicht wert. Das wissen wir doch inzwischen, nicht wahr? Sie und ich. Besser als die meisten.«
    »Aber es ist nie nur eine Story, nicht wahr, Robert? Und ich kann’s jetzt auch nicht mehr seinlassen; ich bin zu nah dran.«
    Robert wurde sehr still. Ich sah ihn fast vor mir, wie er sein stählernes Brillengestell auf der Nase hinaufschob, um Zeit zu gewinnen.
    »Wer ist er?« fragte ich. »Bitte, Sie müssen mehr wissen als ich. Was haben Sie noch?«
    Er gab keine Antwort.
    »Er ist ein Spion, nicht wahr?«
    »Möglicherweise, Mrs. Powers, ist er einer gewesen. Das Problem ist, wie Sie ganz richtig bemerkt haben, was er jetzt ist, wer seine Freunde sind, und — was noch wichtiger ist — wie gefährlich es ist, es herauszufinden.«
    Ich sagte ihm, daß ich eine Zeitlang nicht zu Hause sein würde, und gab ihm Richards Nummer, während Richard ein Tuch über den Computer deckte und mich zu meinem Platz am Tisch winkte. Ich verabschiedete mich von Robert. Der Teller vor mir war groß und warm, und überhäuft mit dampfenden Nudelschlingen, aber als Richards rötlichbrauner Arm sich mir mit einer Kelle voll heißer Sauce Bolognese entgegenstreckte, erkannte ich mit Bedauern, daß ich keinen Hunger mehr hatte. Ich tat mein Bestes.
    »Zuviel Oregano, hm?« sagte er mit einem Blick auf meinen halbvollen Teller.
    »Richard, es ist köstlich. Bloß...«
    »Du bist zu angespannt, um zu essen.«
    »Du hast es bemerkt.«
    »Ich habe zugehört. Ich kann auch Briefe auf dem Kopf lesen. Du bist nicht der einzige Reporter in diesem Raum, weißt du.«
    Ich antwortete nicht, sondern spielte mit meinen Spaghetti und versuchte, nicht aufzublicken.
    »Ist er ein Spion?« fragte er. Ich gab immer noch keine Antwort. Er stand auf und zog meinen Teller zu sich herüber.
    »Tja, du kannst hier gern alles benutzen, George. Aber es wird hoffentlich eine gute Story, und es wird hoffentlich meine Story.«
    Während Richard das Geschirr spülte, rief ich Shinichro in seinem Büro an. Er war höflich genug; zunächst lehnte er es ab, sich am Abend mit mir zu treffen, aber als ich hartnäckig blieb, willigte er ein.

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