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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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>Was soll’s, zum Teufel, sag’s einfach«, und so brauchte ich ihm nichts von deinem charmanten Freund zu erzählen. Man kann nie wissen; vielleicht hat es ja auch sein Gutes.«
    »Meinst du?«
    »Ja, aber nicht für ihn, glaube ich.«
    So leicht kam David nicht davon und ich auch nicht. Sie hielt mir den Finger vors Gesicht und wiederholte warnend, daß ich tunlichst diesen Pal aufsuchen und ihm die richtigen Dinge sagen sollte, denn sie, so wahr ihr Gott helfe, habe nur ein Interesse, nämlich ihre Kinder, und wenn denen etwas zustoßen sollte, irgend etwas, dann wäre mein Leben keine Dose Hundefutter mehr wert. Sie war wilder, als ich es ihr zugetraut hätte. Ich hatte gedacht, die Mutterschaft hätte sie sanfter gemacht, weicher, aber da hatte ich mich ebenso geirrt wie der »Mothercare«-Katalog. All der City-Business-Chic war reine Show gewesen. Das ganze Pastell und Plastik ebenfalls. Delia, die mir und David und Pal das Messer an die Kehle setzte, das war die Wirklichkeit. Ich sah ihr nach, als sie davonging, zielstrebig die verkehrsreiche Straße hinuntermarschierte, wütend, aber mit klarem Kopf, während ich auf dem feuchten Gehweg stand und zaudernd versuchte, einen Entschluß zu fassen, der etwas taugte. Ich konnte nach Hause fahren, warten und sehen, ob meine Nerven das aushielten. Oder ich konnte meinen ganzen Mut zusammennehmen und es im Hotel versuchen. Es gab ja keinen Grund, weshalb er ein anderes nehmen sollte, oder? Also einfach hingehen und ihn fragen. Was willst du? Sag’s mir. Was willst du? Ich würde mich auffällig zur Rezeption begeben. Großes Aufsehen erregen und dafür sorgen, daß sie wirklich verstanden, mit wem ich reden wollte. Wenn ich auf sein Zimmer gehen müßte, könnte ich sie bitten, mich nach ungefähr fünf Minuten dort anzurufen. Was willst du? Sag’s mir. Was willst du? würde ich ihn ins Gesicht fragen. Das würde ich tun. Aber in Wahrheit traute ich mich nicht, und ich traute mich auch nicht nach Hause, wo die Wände dünn wie Papier waren. Eine Stimme rief mich, als ich vom Randstein trat.
    »Hey, Georgina. Hey, ich will mit dir reden.«
    Ich sprang vor den rasenden Rädern eines Fahrradkuriers zurück und sah mich um. Richard kam aus einer Billardhalle an der Mead Street. Ich wich zurück, schwenkte beide Arme und schrie: »Nichtjetzt«, aber er rannte durch den Verkehr die Straße herauf, um mich einzuholen.
    »Hör mal, es tut mir nicht leid«, sagte ich. »Und im Moment habe ich etwas vor.«
    »Du hast mich absolut lächerlich gemacht. Meine erste Woche, und ich bringe die gleiche Story wie das Blatt, das ich soeben verlassen habe. Das hättest du nicht tun sollen.«
    »Du hast mich ausgebootet.«
    »Herrgott, Georgina...«
    »Bis später mal, Richard.«
    »Ich habe Max gesagt, es sei seine Schuld.«
    Ich blieb stehen und sah mich um. »Und das hast du überlebt? Ich bin beeindruckt. Wirklich.« Ich lief weiter. Er hastete hinter mir her.
    »Ich habe ihm gesagt, du arbeitest an etwas, das wir gebrauchen könnten. Das stimmt doch, oder? Bei unserem letzten Gespräch hatte ich den Eindruck.«
    Ich wollte eine Zigarette, lechzte zum erstenmal seit Ewigkeiten ohne Abscheu danach. Dieses Verlangen machte mich nervös, und ich hatte gelesen, daß Streß sich auch auf einen Fötus auswirkte. Also betrachtete ich die Sache für uns beide unter dem kurzfristigen Aspekt. Ich sah Richard nicht an, sondern überquerte die Straße in Richtung auf einen Zeitungsladen. Er folgte mir wie ein treuer Hund und stand neben mir, während ich zwanzig Benson und ein billiges Feuerzeug kaufte. Schweigend folgte er mir dann hinaus und sah zu, wie ich das Zellophan von der Schachtel riß. Ich nahm einen Zug und blies eine zufriedenstellende Rauchwolke in den Himmel. Es schmeckte großartig, wie frisch aufgegossener Tee an einem sonnigen Sonntagmorgen mit Schinken und Eiern und der Zeitung.
    »Datamatics will die Story haben, wenn ich ein Foto kriegen kann. Ich schulde es ihnen«, sagte ich.
    »Ich will sie haben.«
    »Du tust mir leid, wenn du dich von mir abhängig machst.«
    »Komm schon, wir sind Kollegen, George. Max ist kein Problem.«
    Ich inhalierte und exhalierte. Gott, ich wünschte, Max wäre mein größtes Problem gewesen. Mit dem hartgesichtigen Krüppel wäre ich fertig geworden. Bei dem Mann mit den gesunden Gliedern und dem lähmenden Lächeln, der kleine Köpfe zerquetschen konnte wie eine reife Frucht, war ich mir nicht so sicher.
    »Ich werd’s mir überlegen.

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