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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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umhergesaust wie mit einem geklauten Flitzer durch die Innenstadt. Ich hatte weder seine Fähigkeit noch sein Pflichtgefühl, das ihn trieb, ein System bis zur Zerstörung zu testen. Ich hatte kein Interesse an der Herausforderung, nur weil sie bestand; ich wollte nichts als ein paar kleine Informationen aus dem öffentlich zugänglichen Bereich. Ich tippte den Code für die alten Ausgaben der Technology Week ein und dann den Namen der Firma, über die ich etwas wissen wollte: AO Electronix.
    Ich gebe zu, ich war überrascht, als der Name auftauchte, hell hervorgehoben unter den anderen in dem engzeiligen Stückchen Text in einem kleinen, weißen Rechteck. Ich hatte immer angenommen, daß Pal log, was seine Firma anging, aber hier kam sie in einer vier Jahre alten Story vor, in einer kleinen, nicht namentlich gezeichneten Meldung über einen Geschäftsmann aus Bristol namens Alan Finn. Finn war wegen Verstoßes gegen die Ausfuhrgesetze zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden; die Strafe war auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt worden. Über zwei Jahre hinweg hatte er Halbleiterfertigungsanlagen im Wert von achtundzwanzigtausend Pfund an AO Electronix verkauft, einen ungarischen Hersteller von Digitaluhren. Bei der Urteilsbegründung akzeptierte der Richter die Tatsache, daß die Anlagen für die Herstellung von Uhren gedacht waren, merkte aber an, daß British Aerospace dem Vernehmen nach die gleichen Anlagen bei der Herstellung von Raketenschaltkreisen einsetzte und daß Hochtechnologie im Ostblock auch für nichtmilitärische Zwecke eingesetzt werden könne. Was Sie nicht sagen.
    »Du solltest dir auch Eigentum anschaffen, weißt du«, rief Richard von seinem Posten am Herd herüber. Ich las gerade die nächste Story. Sie klang nicht viel anders und war zwei Jahre später gelaufen, 1986.
    »Mir geht’s prima da, wo ich bin und wo ich auf Leute wie dich und auf eure Innenstadtterrassen runtergucken kann«, sagte ich.
    »Hättest du gern. Da, wo du wohnst, gibt es nicht so was Hübsches, um drauf runterzugucken und es sich zu wünschen. Ein paar Autowracks und ein bißchen Hundescheiße.«
    »Übertreib nicht. Außerdem habe ich keine Ambitionen in dieser Richtung.«
    »Es ist eine Geldanlage.«
    Auch dieser Artikel war nicht gezeichnet. Diesmal ging es um einen deutschen Staatsangehörigen namens Helmut Schumann, der zu einem Bußgeld von zehntausend Pfund und zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden war, nachdem man ihn überführt hatte, PDP 11s von Digital Equipment für mehrere Millionen Pfund exportiert zu haben, und zwar an — da stand es, hell hervorgehoben, auf dem Bildschirm — AO Electronix, einen Hersteller von Digitaluhren in Budapest. Der Trick war typisch. Schumann erstellte falsche Benutzerzertifikate für den Zoll und verfrachtete die Geräte nach Bangkok, wo sie dann, getarnt als »Klimaanlagen«, nach Ungarn weitergeleitet wurden. Das Gericht erfuhr, daß der endgültige Bestimmungsort für diese Computer die Sowjetunion gewesen war. Der schwere Duft von Fleisch und Tomaten, gewendet in sanft brutzelnden Zwiebeln und Knoblauch, erfüllte die Luft. Ich wartete mit angehaltenem Atem und rechnete damit, daß dieser Duft sich auf meinen Magen auswirken würde, aber nichts geschah. Richard redete immer noch von Mauerstein und Mörtel.
    »Hör mal, es ist doch vernünftig. Warum jemandem Miete zahlen, wenn du für den gleichen Aufwand in deinen eigenen vier Wänden wohnen kannst? Hast du schon gefunden, was du suchst?«
    »Ist Textline schon im Netz?« fragte ich.
    »Ich glaube ja. Tipp’s ein, und sieh, was du kriegst.«
    Ich kriegte Textline mit seiner Bibliothek britischer Zeitungen. Diesmal fackelte ich nicht erst mit dem Firmennamen herum. Ich gab den Namen »Pal Kuthy« ein. Die Suche erbrachte eine Nennung, diesmal in einer drei Jahre alten Story, einem umfangreichen Exposé von der Sunday Times. Richard rührte im Topf und redete sich warm.
    »Ich meine, schau mich an. Ledig. Das Finanzamt tut mir keinerlei Gefallen. In keinerlei Hinsicht, verdammt. Auf diese Weise kann ich die Hypothek von der Steuer absetzen, kriege im Grunde also Wohngeld und Hilfe bei etwas, woraus ich letzten Endes einen Profit ziehen werde. Ich kann eine fünfundneunzigprozentige Hypothek bekommen, in dreifacher Höhe meines Jahresgehalts, einfach so.«
    »Ich dachte, das Zweieinhalbfache sei der empfohlene Richtwert.«
    »Darum kümmert sich kein Mensch. Außerdem hab’ ich meine Spesen mit

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