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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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bin in einer halben Stunde in dem anderen Laden.«
    Es regnete, und ich mußte mich beeilen, wenn ich in einer halben Stunde in der Dean Street sein wollte. Sie klang wütend, und mir war wieder übel. Als ich um die Ecke in den Wind hineinbog, sah ich den grauen Van vorbeifahren; die roten Schlußlichter leuchteten verschwommen im Nieselregen. Er war jetzt zwei Tage lang nicht dagewesen, nicht, seit ich bei Datamatics angerufen hatte, nicht, seit ich Pal das letztemal gesehen hatte. Ich betrat rasch das Minicab-Büro und sagte dem Mann, ich wolle zur Bow Road. Ich mußte zur nächsten Station, Mile End, weil mein Ziel an der Central Line lag, aber ich schätzte, wenn der Van, und wer immer drinsitzen mochte, mir folgen würde, hätten sie es schwerer, wenn ich London Transport nähme, die indirekte Route. Wenn ich nur eine Station weiter nach Mile End gefahren wäre, und wenn sie von hier wären, dann würden sie wissen, daß ich die Wahl zwischen District und Central Line hatte und höchstwahrscheinlich die letztere nehmen würde, weil ich, wenn ich zur District Line gewollt hätte, das Minicab an der Bow Road hätte anhalten lassen, eine Station früher und näher bei meiner Wohnung. Der Zug lief ein, bevor jemand zu mir auf den Bahnsteig kam; also stieg ich trotzdem in Mile End um. Ich brauchte länger als eine halbe Stunde, aber Delia wartete, hinter einen Ecktisch im Crown and Two geklemmt. Da sie nicht lächelte und mir nichts anbot, bestellte ich mir selbst was zu trinken, eine Limonade mit Eis und Zitrone, und setzte mich ihr gegenüber. Sie konnte kaum reden, so wütend war sie.
    »Wie kannst du es wagen?« fragte sie.
    Die Attacke verschlug mir die Sprache. »Was hab’ ich getan?«
    »Wie kannst du es wagen, mich und meine Kinder in Gefahr zu bringen?«
    »Was?«
    »Du kommst zu mir runter, und schon stecken wir mit drin, nicht wahr? Mit dir.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. Wo steckt ihr drin?«
    »Was hattest du in deiner Scheißreisetasche?«
    »In meiner Reisetasche? Unterwäsche und Sachen zum Wechseln, Zahnbürste und ein Buch über Virtual Reality; ich hatte aber keine Zeit, es zu lesen.«
    »Quatsch. Du wolltest vor jemandem weglaufen, nicht wahr? Es hat was mit dieser Story zu tun.«
    »Wovon redest du?«
    »Hast du etwas dagelassen? Bei uns versteckt?«
    »Ich weiß wirklich nicht...«
    »Du Biest.«
    Sie preßte sich die Handfläche an die Stirn, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Ihre langen Fingernägel gruben sich in ihr blondes Haar, und die goldenen Diamantringe funkelten im trüben Licht. Ich fragte sie noch einmal, was eigentlich los sei, und sie schaute mich voller Abneigung an. Gleich würden ihr Tränen der Wut in die Augen steigen.
    »Da kam ein Typ zu mir, vorgestern. Er sagte, er wolle zu dir. Ich dachte, er wäre dein — du weißt schon, dein Lover. So tat er jedenfalls. Ich erklärte ihm, daß du dagewesen und wieder abgefahren seist. Wir hatten ein... Gespräch. Wenn man es so nennen kann. Du kennst so ein Gespräch, wo du denkst, es ist alles in Ordnung, aber je länger es dauert, desto klarer wird dir, daß es das nicht ist.«
    »Wie sah der Typ aus?« fragte ich.
    »Machst du Witze?«
    »Wie er aussah.«
    »Groß, dunkel, gutaussehend, dünnes Haar, einen großen Schnurrbart. Er sprach mit Akzent, wie ein Deutscher oder vielleicht wie ein Holländer.«
    »Ein Ungar.«
    »Du kennst ihn also.«
    »Aber er ist nicht mein Freund.«
    »Es ist mir scheißegal, was er ist. Er hat mir angst gemacht, George. Er ist gekommen und hat mir angst gemacht.«
    Das glaubte ich ihr. Pal konnte einem angst machen, er konnte von Nerv zu Nerv gehen mit seinem diabolischen Grinsen, und Delia war eine vernünftige Frau. Trotz der wilden Zeiten, die wir gemeinsam genossen hatten, war es nicht ihre Art, gewaltige Risiken einzugehen; das war natürlich auch der Grund, weshalb sie David geheiratet hatte. Sie brauchte ein gewisses Maß an Aufregung und Stimulation, aber dazu bevorzugte sie das Unerhörte. Physische Gefahren waren nicht das, was sie reizte. Sie hatte ein entschiedenes Faible für die Freuden des Lebens, aber sie gehörte nicht zu den Bungee-Springerinnen dieser Welt.
    »Was hat er gesagt?« fragte ich.
    »Nichts.«
    »Was wollte er dann?«
    »Ich weiß es nicht, Sag du’s mir. Du weißt es.«
    »jetzt komm schon, Delia...«
    »Er kam rein und wollte wissen, wo du wärst. Er behauptete, ein Freund hätte ihm gesagt, daß du bei mir wärst. Ich sagte ihm, du wärst abgefahren.

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