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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Vogelscheuche, komm mal wieder runter. Und fall nicht über deinen Rocksaum auf dem Weg nach draußen.»
    «Leck mich, McLaren. Ihr Morddezernat-Schwuchteln sorgt schließlich immer schön dafür, dass ihr erst zum Tatort kommt, wenn der Täter längst über alle Berge ist. Ruf mich an, wenn du dir ein paar Eier zugelegt hast, dann nehm ich dich mal mit auf eine Meth-Razzia.»
    «Bist du den ganzen Weg hierhergekommen, um mich rundzumachen oder was?»
    «Nein. Ich bin nur der Stadtschreier. Habt ihr eigentlich irgendwas zum Essen da?»
    «Den letzten Donut hat sich Rolseth eben einverleibt. Aber vielleicht spuckt er ihn ja wieder für dich aus, wenn du einen auf Meth-Razzia-Macho machst.»
    «Du bist aber empfindlich heute. Also, pass auf. Sie stellen gerade die Bänder von den Fundorten zusammen, die eine Überwachungskamera hatten, mit anderen Worten: von allen. Wir haben also im Klartext vier Millionen Stunden Bänder zu sichten, und die Obermuftis betteln jeden, der Uniform trägt und auf einem Auge sehen kann, um Hilfe an.»
    «Heißt das, du warst beim Chief?»
    «Großer Gott, nein. Der hat sich mit dem Bürgermeister und dem Gouverneur eingeschlossen, seit das alles losgegangen ist. Sie lassen ihn immer nur lang genug raus, um die stündlichen Updates für die Fernsehfritzen abzusondern.»
    «Ja, das habe ich auch schon mitgekriegt. Der arme Kerl sieht richtig mitgenommen aus. Ich bin mir sicher, beim letzten Mal habe ich ein verrutschtes Haar gesehen.»
    «Wenn du mich fragst, darf er sich das auch mal erlauben. Der Mann hat heute einiges zu stemmen. Jedenfalls richten wir uns gerade in einem der alten Konferenzräume im dritten Stock ein, und wenn irgendwer von euch an keinem aktuellen Fall sitzt, könnt ihr hochkommen und ein paar Filme mit uns anschauen.»
    «Tinker und ich könnten euch helfen.»
    «Na, bestens. Bringt Popcorn mit.»

Kapitel 33
    Das alte Konferenzzimmer in der City Hall hatte sich in ein improvisiertes Mediencenter verwandelt: Es wimmelte nur so von Laptops, Fernsehgeräten und Freiwilligen aus allen Abteilungen und Einsatzstellen, die konzentriert auf Bildschirme schauten und sich Notizen machten.
    Das verwirrende Geruchsdurcheinander, das diesen Raum stets gekennzeichnet hatte, schien noch in den Wänden zu hängen, obwohl das Zimmer offiziell schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Als Magozzi eintrat, nahm er gleich die altvertrauten Aromen nach Schweiß, billigem Rasierwasser, Reinigungsmittel und Zigarettenrauch wahr, in die sich der Beitrag der aktuell Anwesenden mischte. Er roch Pfefferminzbonbons, einen Hauch von Patchouli und den unangenehm durchdringenden Mief von Mikrowellenpopcorn, das in Butterimitat zu Tode erhitzt worden war.
    Und natürlich Grace MacBride, deren Duftaura alles andere überlagerte, zumindest für Magozzi. Hier war er ihr zum zweiten Mal begegnet, vor fast zwei Jahren, als er sie mehr oder weniger deutlich des Mordes und einer ganzen Palette weiterer scheußlicher Missetaten beschuldigt hatte. Nicht gerade das Liebesgeständnis, von dem jedes kleine Mädchen träumt.
    «Leo?» Gino stieß ihn in die Seite.
    «Was denn?»
    «Ich bombardiere dich hier seit mindestens einer halben Minute mit tiefschürfenden Erkenntnissen, und du schaust drein, als hättest du gerade ’ne Handvoll Valium eingeworfen.»
    «Entschuldige. Was waren das für tiefschürfende Erkenntnisse?»
    Gino schniefte hörbar und rückte einen südlicher gelegenen Teil seiner Garderobe zurecht. «Also, zunächst mal: Wo zum Teufel ist unsere Tafel hin? Wir zwei haben zahllose Morde durch Brainstorming an dieser Tafel gelöst, und ich habe sie geliebt wie mein eigenes Kind.»
    «Sie wird irgendwo eingelagert sein.»
    «Die können doch nicht einfach so einen wichtigen Teil unseres Lebens einmotten, ohne uns vorher zu fragen.»
    «Offenbar schon. Wahrscheinlich hat sich irgendein Spielverderber mit Asthma über den Kreidestaub beklagt, und sie haben alle alten Tafeln gegen moderne Whiteboards ausgetauscht.»
    «Whiteboards sind die Pest.»
    Sie manövrierten sich zwischen Stühlen und Tischen hindurch, bis sie in der hintersten Ecke dieses Ameisenhaufens bei McLaren und Tinker angekommen waren. Beide hockten vor einem Laptop und drückten sich fast die Nase am Bildschirm platt. «Wie läuft’s denn?»
    McLaren schüttelte den Kopf, ohne dabei die Augen von den schwarzweißen Sicherheitsaufnahmen abzuwenden. «Das ist kaum zu machen. In der Mall hat jeder eine Einkaufstasche dabei, und

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