Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
Vom Netzwerk:
durch die angebliche «Eilmeldung» ihre Lieblingssendung verpasst hatten.
    «Okay …», sagte er zu Joe. «Ihr habt im Messezentrum also etwas Fragwürdiges gefunden, genau wie am Flughafen, und der Gefahrgutschutz muss anrücken. Passiert ständig. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig, richtig? Was in aller Welt gibt es da zu flüstern?»
    Joe lief rot an. «Es sind nicht nur zwei Kartons, Leo. Es sind fünf. Und das ist nur mein letzter Stand. Sie haben einen in der Mall of America gefunden und zwei weitere im Metrodome. Alle Kartons sind absolut identisch, und jeder enthält ein Einweckglas. Du weißt schon, diese großen Gläser, in denen unsere Mütter Gurken und so was eingelegt haben?»
    Magozzi nickte.
    «Tja, diese Gläser sind voll mit irgendeiner Flüssigkeit. Es kann Wasser sein, weil sich irgendein Idiot einen Scherz erlauben wollte, aber es könnte auch Nitroglyzerin sein oder etwas noch viel Schlimmeres. Und es wird wohl eine Weile dauern, bis sie das rausgefunden haben, weil nämlich jedes Glas noch eine aufwendig in Blechfolie verpackte Unterlage hat, sodass die Durchleuchtungsgeräte nicht durchkommen. Die meisten von uns haben ziemlich kalte Füße.»
    Magozzi spürte, wie seine Fingerspitzen taub wurden, und fragte sich, wo sein Blut so plötzlich hinwollte.
     
    Am anderen Ende des Flurs, im Büro des Morddezernats, schaltete Gino um, weil der Sender, den sie bisher gesehen hatten, eine Werbepause einlegte. Der andere Kanal hatte die Berichterstattung bereits deutlich verstärkt und arbeitete mit Split-Screens, Live-Übertragungen von den Fundstellen und einer Nachrichtensprecherin, die mit angemessen betroffener Miene einen Terrorismus-Experten interviewte.
    «Wie zum Geier wird man denn Terrorismus-Experte?», wollte McLaren wissen.
    Gino zuckte die Achseln. «Das sind bestimmt alles pensionierte Spione.»
    «Echt? Klingt eigentlich wie ’ne feine Sache. Man spielt eine Zeit lang James Bond, und dann lässt man sich einen schönen, fetten Vertrag geben, damit man jedes Mal ins Fernsehen darf, wenn die Kacke am Dampfen ist.»
    «Dann meld dich mal freiwillig bei der CIA, McLaren. Nach allem, was man hört, warten die da nur auf karottenhaarige Grenzalbinos für den Einsatz im Nahen Osten.»
    «Schon mal was von Haartönung und Selbstbräuner gehört, Rolseth?» Johnny widmete seine Aufmerksamkeit wieder ganz dem Terrorismus-Experten, der sein neues Idol zu sein schien.
    Gino schüttelte angewidert den Kopf. «Müssen die eigentlich jedes gottverdammte Mal ein Weltuntergangsszenario entwerfen? Ich meine, das ist bestimmt nur wieder irgendein kranker, idiotischer Streich, aber nein, es muss gleich Muhammad Muhammad Schießmichtot sein, der das Herz des Landes in die Luft jagen will. Ich sag euch, das ist genau wie mit den Wetterwarnungen. Wisst ihr noch, letzten Sonntag, als alle Welt unkte, dass es diesen Sommer die schlimmste Dürre seit Menschengedenken geben wird, das Getreide noch am Halm vertrocknet, die Lebensmittelpreise explodieren und wir uns spätestens im August um die letzte Dose Mais auf Erden prügeln? Und was kriegen wir am nächsten Tag? Einen halben Meter Regen in zwei Stunden. Und prompt werden natürlich alle Flüsse über die Ufer treten, und der gesamte Mittlere Westen wird durch eine zweite Sintflut dem Erdboden gleichgemacht. Wenn hier irgendwo Terroristen am Werk sind, dann diese aalglatten Arschlöcher aus dem Fernsehen, die uns jeden Tropfen Regen als Tornado verkaufen und jeden Taschendiebstahl als den Untergang der westlichen Zivilisation.» Er hielt inne, um Luft zu holen, und bemerkte, dass Tinker ihn vollkommen sprachlos anstarrte.
    McLaren hingegen, der eine ordentliche Schimpftirade immer zu schätzen wusste, strahlte übers ganze Gesicht. «Respekt, Mann … He, Magozzi, du warst ja ganz schön lange auf dem Lokus. Wir dachten schon, du wärst reingefallen.»
    Gino warf einen Blick auf die starre Miene seines Partners und spürte, wie ihm innerlich ganz kalt wurde.

Kapitel 32
    Trotz der typischen roten Haare besaß Johnny McLaren ein so bleiches Gesicht, wie man es einem Iren gar nicht zutraute. Weder rund und rosig noch düster und ausgezehrt, war es ein durch und durch freundliches und, wie die Damenwelt ebenso häufig wie uninteressiert feststellte, jungenhaftes Gesicht. Doch als Magozzi berichtete, was er auf der Toilette erfahren hatte, verschwand daraus alles Jungenhafte.
    Etwa fünf Minuten später hatte auch das Fernsehen von den Einweckgläsern

Weitere Kostenlose Bücher