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Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Titel: Siesta italiana: Meine neue italienische Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Harrison
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einen ganz ähnlichen Brief bekommen würden, vorausgesetzt, wir heirateten kirchlich. Und wenn nicht, gebe es keinen Brief vom Papst und keine Zia Francesca.
    »Was?«, sagte Daniela. »Du würdest nicht kommen?«
    »Ich würde nicht freibekommen, wenn ich sage, dass es um eine standesamtliche Trauung geht.«
    »Und das musst du ihnen sagen?«
    »Si.«
    »Kannst du nicht einfach als meine Tante und nicht als Nonne kommen?«
    » No .«
    Sie dachte eben schwarzweiß, in den Farben ihrer Ordenstracht.
    Wie von Valeria erhofft, war Federicas großer Tag eine große Hilfe für Daniela und mich bei der Entscheidung, wo unserer stattfinden sollte. Anders als von Valeria erhofft, würde es die Burg von Andrano werden, womit wir Zia Francesca das Fahrgeld von Rom und dem Papst einen weiteren Formbrief ersparten. Der Veranstaltungsort für das Fest blieb allerdings unverändert La Tenuta Lucagiovanni – ein Jagdhaus aus dem 16. Jahrhundert, wo man uns ein Viergängemenü in weniger als neunzig Minuten garantierte. Die Vorbereitungen für eine unkonventionelle Hochzeit begannen, die zunächst einmal Daniela und ich und hoffentlich auch unsere Gäste genießen würden.

27
     
    Eine Einspruchsfrist von acht Tagen
     

     
    D aniela war zehn, als ihr Vater diese Skizze machte. Das Bild faszinierte das Kind durch seine naive Schönheit. Als es größer wurde, zerstörte die Zeit ihren Vater, nicht aber die Magie seiner Zeichnungen, die Daniela in Erinnerung an einen Mann hütete, der keine Erinnerung mehr besaß. Sie wusste, wie glücklich Franco gewesen wäre, Freunde und Familie über ihre Hochzeit zu informieren, und ermöglichte ihm das, indem sie die obige Zeichnung auf die Vorderseite unserer Einladung drucken ließ. In diesem Moment wurde mir erst bewusst, was für ein emotionales Ereignis die Hochzeit für Danielas Familie sein würde. Francos geistige Abwesenheit fiel bei besonderen Anlässen umso mehr auf, wenn ein kurzer Moment der Freude von jahrelanger Traurigkeit überschattet wurde.
    Das Entwerfen der Einladung war einfach, zu entscheiden, wem wir sie schicken sollten, schon wesentlich komplizierter. Danielas Familie und ihre Freunde erhielten natürlich alle Einladungen. Aber ich verwirrte meine Freunde eher, indem ich ihnen die Einladung zusammen mit einem Brief schickte, der ihnen empfahl, nicht zu kommen. Andrano ist ein abgelegenes, schlichtes süditalienisches Dorf, in dem niemand Englisch spricht und in dem alle Straßenschilder nur auf ähnlich verwilderte Orte verweisen. Ich konnte von meinen Freunden unmöglich erwarten, an einem Ort zurechtzukommen, an den ich mich selbst ein Jahr lang hatte gewöhnen müssen. Ich würde mich um alle ihre Bedürfnisse kümmern müssen, und bei diesem Anlass wollte ich mich verständlicherweise lieber um meine eigenen kümmern. Meine Eltern waren da schon vollauf genug, und da halb Sizilien über den Ort hereinbrechen würde wie der scirocco und dann noch Freunde aus Mailand, blieb mir keine andere Wahl, als meine australischen Kumpel dort zu lassen, wo sie waren. Stattdessen lud ich sie zu einer Hochzeitsparty über Weihnachten ein, wenn Daniela und ich verspätete Flitterwochen in Australien verbringen würden.
    Die Einladung war die erste von vielen Hochzeitsvorbereitungen, von denen manche Routine waren, andere aber nicht. Vor ein paar Monaten war ich zum australischen Konsulat nach Mailand geflogen, um die notwendigen Papiere für meinen Führerschein zu bekommen. Jetzt war ich wieder dort, um mir die notwendigen Papiere für meine Hochzeit zu besorgen. Als ich beim Verlassen des Konsulats noch im Aufzug das » No Impediment to Marriage «-Zertifikat überflog, blieb mein Blick an der merkwürdigen Zeile »… es gibt kein Gesetz, das einem australischen Staatsbürger verbietet, eine australische Staatsbürgerin zu heiraten« hängen. Da ich eine italienische Staatsbürgerin heiraten wollte, drückte ich im Erdgeschoss gleich wieder den Knopf für den dritten Stock, wo ich der Verfasserin dieses Papiers den Fehler sofort unter die Nase rieb. »Ach du meine Güte«, rief die Frau, die mich inzwischen gut kannte. »Diesen Brief händige ich Leuten wie Ihnen schon seit Jahren aus.« Dabei handelte es sich offensichtlich um eine solche Formalität, dass ich das Papier genauso gut selbst hätte aufsetzen können.
    Zurück in Andrano stand als Erstes Kleidung auf meiner Liste. Nach meinem Zusammenstoß mit der schwarzen Schlange brauchte ich dringend einen neuen Anzug.

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