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Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Titel: Siesta italiana: Meine neue italienische Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Harrison
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kannte? Um alle Optionen offenzulassen, beschlossen wir, nach Soldignano zurückzukehren und den Ehevorbereitungskurs doch noch zu Ende zu machen. Natürlich glaubte Valeria, wir hätten es uns anders überlegt, und war entzückt. Endlich waren auch wir erleuchtet worden.
    Daniela entschuldigte sich für die versäumten Kursstunden, indem sie eine Krankheit erfand. Das Gute daran, einen Priester zu belügen, ist, dass es sein Job ist, einem zu vergeben. Der Kurs war auf den Sonntagabend verschoben worden, das letzte Treffen fand zeitgleich mit dem Formel-1-Rennen in Brasilien statt. Italiener hängen dem automobilismo mit einem größeren religiösen Eifer an als ihrem Glauben, sodass nur die Bräute auftauchten, um ihre Zeugnisse abzuholen. Bei unserem hatte Don Filippo das Feld mit dem Namen des Bräutigams freigelassen. »Tragen Sie den Namen selbst ein«, sagte er zu Daniela. »Von heute bis Ende Juni kann noch viel passieren.« Zusätzlich zum Zeugnis schenkte er jedem Paar eine Bibel, die zweiunddreißigste Auflage des Familiaris Consortio – Die Aufgaben der Familie, verfasst vom Papst höchstpersönlich -, eine Topfpflanze, die wir Don Filippo nannten, und eine Seidenschürze, auf deren Tasche unsere beiden Namen gestickt waren, was den jeweiligen Dienst am anderen symbolisieren sollte. Als Daniela mit vollen Händen zurückkehrte – so etwa gegen Runde 47, wenn ich mich recht erinnere -, hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die Piste den Aposteln vorgezogen hatte. Ich hätte mitkommen und dem Priester für seine Großzügigkeit danken sollen.
    Den Namen von Federica und Stefano hatte der Priester sehr wohl auf dem Zeugnis eingetragen, da es nur noch eine Woche bis zu ihrer Hochzeit war und diese sicherlich stattfinden würde. Niemand hatte etwas gegen das Aufgebot einzuwenden gehabt, und Stefano hatte bezeugt, dass er weder eine seltene Krankheit noch Kinder in Afrika hatte. Das Paar würde in Don Filippos Kirche heiraten, und Valeria hoffte, ja betete geradezu darum, dass die Zeremonie Daniela und mich überzeugen würde, dass eine traditionelle Hochzeit doch die bessere Wahl ist. Und nichts hätte traditioneller sein können als Federicas Hochzeit. Genau wie das Dutzend anderer italienischer Hochzeiten, zu denen mich Daniela geschleift hatte, war es ein langer, langweiliger, vorhersehbarer Nachmittag gewesen. Das einzig Originelle daran waren die Entschuldigungen der Gäste, die nicht kommen konnten oder früher gehen wollten.
    Aber das Aufregendste an Federicas Hochzeit war der Unfall, den ich auf der Fahrt dorthin hatte. Da Daniela am Vormittag arbeiten musste, hatten wir verabredet, uns bei ihrer Mutter zu treffen, wo es zuverlässig warmes Wasser gab und sie noch duschen und sich die Haare zurechtmachen konnte. Das bedeutete, dass ich mit meiner Vespa den Hügel zu Valeria hinauffahren musste, was ich dummerweise in meinem Anzug tat, meinem besten Anzug, meinem einzigen Anzug, dem Anzug, den ich auch auf meiner eigenen Hochzeit in zwei Monaten tragen wollte. Während ich fröhlich und völlig ohne Helm in der schönen Frühlingssonne dahinfuhr, achtete ich weniger auf die Straße, sondern schaute aufs Meer, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel sah, wie sich die Straße bewegte. Ich drehte den Kopf und entdeckte eine meterlange schwarze Schlange, die sich auf dem Asphalt gesonnt hatte, bis meine Ankunft sie aufgeschreckt hatte.
    Für einen Australier bedeutet eine schwarze Schlange Unglück. Und für eine schwarze Schlange bedeutet ein Motorroller Unglück. Wir beide ergriffen die Flucht, ich bog nach links, und die Schlange glitt nach rechts. Das ließ uns beinahe erneut zusammenstoßen, also lenkte ich abrupt in die Gegenrichtung, verlor die Kontrolle über mein motorino und schlitterte über den Asphalt. Die Schlange verließ den Ort des Geschehens, und meine Hose war zerfetzt. Mit blutenden Knien erreichte ich Valerias Auffahrt und hoffte auf Mitleid und etwas Seifenwasser. Nachdem Valeria meine traurige Geschichte gehört hatte, lachte sie und warf mir ein Handtuch zu. »Diese Schlangen sind harmlos«, sagte sie. »Du hättest sie überfahren sollen.« Wäre unsere Beziehung wegen der Hochzeit nicht so angespannt gewesen, hätte sie mir bestimmt das Knie ausgewaschen, wie das eine zweite Mutter eben so tut.
    Bis auf diese Episode war der Rest des Tages ziemlich ereignislos. Federicas Hochzeit verlief genau nach Plan, einem Plan, der vor einem Jahr Gestalt angenommen hatte, als sie und

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