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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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plötzlich Nerven wie Stahlseile, und ich fragte mich verwirrt, wie sie das schaffen konnte.
    »Passen Sie auf«, sagte sie dann laut. »Wir kommen gleich, in etwa zehn, fünfzehn Minuten, denke ich mal. Wir sind ein Notfall, wir fahren bei Ihnen vor. Es geht um meinen Mann …« Sie wickelte das alles ab, als würde sie das jeden Tag einmal durchspielen. Sie sagte trocken und ohne Angst: »Okay, sie warten.«
    »Rodenstock«, sagte ich glücklich, »du bist unheimlich gut verheiratet.«
    »Das weiß ich doch«, sagte er undeutlich.
    Ich erinnere mich, dass ich nach der Ausfahrt zweimal Schwierigkeiten bekam, weil die Straße zu eng war und die Kurven zu scharf, aber ich riskierte einen Drift und hatte echtes Glück. Niemand kam mir entgegen.
    Dann ging alles sehr schnell. Die Pfleger kamen zu zweit, hinter ihnen zwei Ärzte, hinter denen eine fahrbare Trage mit zwei Krankenschwestern. Sie drängten mich beiseite, sie schoben Jennifer gegen eine Glaswand, und jemand erklärte Emma sehr eindringlich: »Wir haben keine Zeit für Diskussionen, gute Frau. Lassen Sie uns unseren Job tun!« Es war fast erheiternd zu sehen, wie sie sich auf Rodenstock stürzten, als könnten sie es nicht erwarten, ihn in die Arme zu schließen. Und aus seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er absolut nicht begriff, dass es um ihn gehen sollte. Er schien nicht wahrzunehmen, dass es ihm dreckig ging.
     
    Es war zwei Stunden später, als ein junger Arzt kam und feststellte: »Ich kann Ihnen sagen, dass sein Zustand stabil ist. Wir lassen ihn jetzt nach Trier fliegen. Der Hubschrauber ist schon unterwegs.«
    »Da muss ich mit«, sagte Emma etwas schrill.
    »Das geht nicht«, stellte er fest. »Zu wenig Platz. Sie fliegen ihn ins Brüderkrankenhaus nach Trier, da stehen ein Team und ein OP bereit. Es muss jetzt schnell gehen. Würden Sie bitte mit mir mitkommen, gnädige Frau, ich brauche einige Daten.«
    Er sagte wirklich »gnädige Frau«. Vielleicht war das sein Loblied auf den kostbarsten Privatpatienten des Tages.
    »Wozu denn das?«, fragte sie. »Was für Daten? Und können Sie mir endlich sagen, was er denn eigentlich hat?«
    »Er hat ein paar schlechte Werte. Nierenwerte sind katastrophal, Lungenwerte im unteren Bereich, Wasser in der Lunge, und das Herz läuft auch nicht so, wie es sollte.«
    »Aber er hatte doch gar nichts«, betonte Emma empört.
    »Doch, er hatte einen klassischen, langsamen, totalen Zusammenbruch«, sagte der Arzt gemütlich und lächelte dabei.
    »Und wie komme ich jetzt nach Trier?«, fragte Emma.
    »Mit dem Auto«, sagte ich. »Wir fahren dich da hin.«
    »Das dürfte vorschnell sein«, sagte der Arzt in einem Ton, als habe er es mit einer Horde ungeduldiger kleiner Schüler zu tun. »Die OP dauert locker fünf bis sieben Stunden, und dann liegt er auf Intensiv, und Sie können zunächst nicht zu ihm. Das Krankenhaus wird Sie anrufen, wenn die OP gelaufen ist und der Patient versorgt. Und nun kommen Sie, ich brauche ein paar Angaben zu Ihrem Mann.« Er ging mit Emma den langen Gang entlang und verschwand in irgendeiner Tür.
    Wir saßen in der Cafeteria des Hauses, der Zustand der Hilflosigkeit machte aus uns nervöse Leute, die sogar zusammenzuckten, wenn jemand hereinkam und fröhlich »Guten Tag« sagte.
    Es dauerte eine weitere halbe Stunde, ehe Emma wieder erschien und ganz erschöpft flüsterte: »Wir können.« Sie hatte ein ganz hartes Gesicht, sie sah zehn Jahre älter aus. Sie wirkte eckig und wütend und tieftraurig - und das alles zugleich. Sie sagte: »Das kann er nicht bringen! Das kann er einfach nicht bringen.«
    Ich fuhr sie nach Hause und ließ mich dann von Jennifer nach Brück fahren. »Du kannst mich anrufen, zu jeder Zeit«, sagte ich. »Ich werde warten, bis ich etwas von euch höre. Und pass auf, dass sich Emma nicht allein in den Wagen setzt, um nach Trier zu fahren. Genau das wird sie nämlich versuchen.«
    »Ja«, sagte Jennifer, aber viel Zuversicht lag nicht in ihrer Stimme.
     
    Was machst du, wenn der einzige Freund, den du hast, entweder stirbt, oder weiterlebt? Wenn alles in der Luft hängt, wenn du nichts tun kannst, als zu warten und alle möglichen Götter anzurufen, die dir gerade einfallen, und noch dazu den alten Mann da oben heftig zu beschimpfen, weil er einfach nicht auf seiner Seite war, keine Wache geschoben hat, mal wieder nicht erreichbar war.
    Was hatte ich eigentlich gedacht, was erwartet? Dass es immer so weitergehen würde?
    Rodenstock war bald

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