Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
wirklich tun«, sagte ich. »Klar, er schafft das.«
    Ich weiß nicht, wann Jennifer kam. Sie hatte eine Tasche gepackt und stand im Garten vor mir. Sie weinte auf eine sehr kindliche, laute Art, und sie sagte, das könne sie nicht aushalten.
    »Das kannst du schon«, sagte ich. »Aber du musst es nicht unbedingt. Rodenstock würde sagen, du sollst nicht so viel Wind machen. Ich habe Emma erreicht.«
    »Was sagt sie?«
    »Die OP ist vorbei, aber sie weiß noch nichts. Du kannst oben unter dem Dach schlafen, wenn du willst. Das Bett ist gemacht. Du kannst tun und lassen, was du willst.«
    »Ich möchte meine Mutter anrufen.«
    »Dann tu das.«
    Sie verschwand im Haus, und mein Kater begleitete sie.
    Der Zaunkönig hüpfte durch den Garten und tschilpte laut. Wahrscheinlich suchte er seinen Partner. Ich dachte, ich hätte keine Ahnung, wie sein Weibchen aussieht. Aber es konnte gut sein, dass er das Weibchen war, ich wusste nichts über seine Art. Die ersten Strahlen der Sonne an dem kleinen Kirchturm vorbei erreichten den Garten, die Fische schienen träge vor sich hinzudösen, sie bewegten sich nicht.
    Dann rief Kischkewitz an und fragte aufgeregt: »Wie geht es dem Alten?«
    »Woher weißt du davon?«
    »Ich kann Emma nicht erreichen, und einer meiner Kollegen sagte mir, er wäre in Marmagen eingeliefert worden. Die Eifel ist klein, mein Lieber.«
    »Es war wohl ein Zusammenbruch«, sagte ich vage. »Alles in ihm streikte. Er ist operiert. Im Brüderkrankenhaus in Trier. Mehr wissen wir nicht.«
    »Scheiße!«, sagte er wild. »Ruf mich an, wenn du etwas weißt.«
    Ich versprach es ihm.
     
    Gegen Mittag wurde ich sehr langsam müde, legte mich auf mein Bett und wollte einschlafen. Ich zuckte bei jedem Geräusch zusammen, an Schlaf war überhaupt nicht zu denken. Ich war so schreckhaft, dass ich nicht liegen konnte und zwanghaft aufstehen musste. Ich erinnerte mich, dass Jennifer im Haus war, hatte aber keine Ahnung, ob sie schlief oder wachte oder telefonierte. Da das Haus ganz still war, wollte ich sie nicht stören.
    Ich erinnerte mich, dass ich vor langer Zeit ein Baldrian- und Hopfenpräparat gekauft hatte. Ich suchte in meinem Arbeitszimmer danach und fand es schließlich hinter einem Stapel alter Manuskripte. Ich nahm eine Handvoll davon und verschluckte mich.
    Nach einer Weile schien das Mittel zu wirken, und ich legte mich erneut hin. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein. Als ich wach wurde, weil das Telefon klingelte, lag Jennifer neben mir. Sie hatte sich in eine Decke eingewickelt und schlief tief und fest wie ein Kind.
    Es war vierzehn Uhr.
    Am Telefon war ein Mann, der ungeduldig fragte: »Ist Herr Kischkewitz bei Ihnen?«
    »Nein«, antwortete ich. »Warum?«
    »Weil ich ihn brauche«, sagte er. Dann fiel ihm meine Wertlosigkeit auf, und er setzte hastig hinzu: »Die Mordkommission weiß nicht, wo er steckt. Er ist auf seinem Handy nicht erreichbar. Wir brauchen ihn aber dringend für Entscheidungen.«
    »Was soll er denn entscheiden?« fragte ich.
    »In der Sache Pilla Menge«, antwortete er. »Er weiß schon, was ich meine.«
    »Er ist nicht hier«, sagte ich. »Ich nehme aber an, dass er im Brüderkrankenhaus sein könnte, weil Rodenstock dort als Notfall eingeliefert wurde. Und im Krankenhaus muss er sein Handy ausschalten. Ich denke, dass ihr ihn deshalb nicht erreichen könnt.«
    »Was ist mit Herrn Rodenstock?«, fragte er.
    Ich setzte den Mann kurz in Kenntnis und fragte dann: »Was soll Kischkewitz denn entscheiden?«
    »Ob wir die Menge hier verhören oder nach Aachen überstellen.«
    »Was ist denn passiert?«, fragte ich.
    »Die junge Frau hat heute Nacht ihren Lebensgefährten mit einem Messer angegriffen. Sie hat wie wild zugestochen, und wir wissen nicht, ob er durchkommt.«
    »Wo sind Sie denn jetzt?«
    »Maas ist mein Name, ich bin in Einruhr bei der Kommission zu erreichen.«
    »Ich versuche es«, sicherte ich ihm zu.
    Dann ging ich nach unten auf die Terrasse.
    Da saß Kischkewitz am Teich, völlig bewegungslos. Er sah so aus, als sei er drei Tage nicht aus seinem Anzug herausgekommen, und rasiert hatte er sich auch nicht mehr.
    »Es ist so, dass Rodenstock immer wie mein Vater war«, erklärte er in lockerem Ton. »Und weil ich schon damals keinen Vater mehr hatte, hat es mich völlig umgehauen. Weißt du etwas?« Er senkte den Kopf, er wirkte wie erstarrt. Dann begann er vollkommen lautlos zu weinen.
    Nach einer Weile antwortete ich: »Nein, ich weiß nichts. Du sollst einen

Weitere Kostenlose Bücher