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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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mit den guten Kräften des Himmels, die Abwehr aller Teufel, Frieden in deiner Seele, die starke Zuversicht der Märtyrer.« Er sah mich an, und die eiserne Ruhe des guten Pokerspielers umwaberte ihn.
    »Du willst mich verarschen«, sagte ich.
    »Will ich nicht!«, beteuerte er. »Ich zähle nur auf, was du kriegst, wenn du so ein Ding kaufst.«
    »Was kostet denn das?«, fragte Jennifer.
    »79,40 Euro«, sagte er.
    »Ich geh mal Geld holen«, sagte Jennifer.
    »Blödsinn!«, erwiderte er. »Das schenke ich dir.«
    »Ich möchte mal zurückrudern«, bemerkte ich vorsichtig. »Welchen Beruf übst du denn aus?«
    »Ich bin gelernter Metallbauer und Schmied, beide Gesellenbriefe.«
    »Und diese Glückszustände, die ich mit diesem Ding da bei dir kaufe, die garantierst du?«
    »Aber sicher!«, sagte er mit todernstem Gesicht.
    »Und wenn jemand kommt und behauptet, das Ding funktioniert nicht, was sagst du dann?«
    »Dann ist sein Karma im Arsch, oder er hat keine Rücksicht auf seine Chakren genommen, oder er steht gerade im falschen Haus des Himmels, oder er hat dem Teufel gelauscht, irgendwas in seinem Leben ist in die Hose gegangen. Es kann aber auch sein, dass er bloß seine Schwiegermutter hasst. Aber eine Reklamation hat noch nie stattgefunden.«
    »Mit anderen Worten, du bescheißt die Menschen.«
    »Richtig«, nickte er. »Und meistens macht es einen Riesenspaß. Und in meinem Fall lohnt es sich sogar.«
    »Wie viele dieser Dinger sind verkauft?«
    »Sechstausend«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. »Du hast ja hier kein Aufzeichnungsgerät laufen?«
    »Nein, habe ich nie. Wer hat dir denn diese Texte gemacht, also diese ganzen Versprechungen?«
    »Na, diese Freundin. Zwischen uns lief es nicht mehr, aber wir sind Geschäftsfreunde geblieben. Du kriegst, wenn du das kaufst, eine kleine Schrift, in der steht alles drin. Und sie entwirft dauernd neue Werbung. Das Neueste ist das so genannte Himmelsecho der alten Aztekenkönige. Es ist festgestellt worden, dass auch die alten Azteken schon diese keltischen Zeichen kannten, und erst dann untergingen, als sie sie verworfen haben. Du kannst jetzt dieses Amulett bei mir bestellen, und auf der Bronzeplatte im Innern sind aztekische Zeichen.«
    »Was sind denn das für Leute, die das kaufen?«
    »Frauen wie du und ich. Über neunzig Prozent sind Frauen«, sagte er. »Das ist aber noch nichts gegen die Liveschmiede.«
    »Was ist denn das?«
    »Das biete ich besonderen Kunden an. Sie kommen in meine Schmiede, und ich mache ihnen ein Amulett. Sie sind also dabei, Liveschmiede eben.«
    »Was kostet das?«
    »Die Preise liegen fest. Dreitausend Euro. Der letzte Kunde war ein Banker aus Frankfurt am Main.«
    »Arbeitest du mit diesem Astro-TV zusammen? Die bieten so was doch auch an.«
    »Ja, weiß ich. Der, der das verkauft, hat es bei mir geklaut. Macht aber nichts, der Markt verträgt zwei Hersteller. Der Markt nimmt schlicht alles auf. Ich will jetzt noch einen betenden Engel kreieren. Bisher werden die nur in Plastik angeboten, ich will ihn in Bronze machen mit einem roten Swarowski-Kristall auf der Brust. Und ich will einen kleinen Buddha mit einem blauen Kristall auf der Stirn. Hochpreisig natürlich, für die besseren Kreise.«
    »Du redest dich hier um Kopf und Kragen«, bemerkte ich fassungslos. »Warum tust du dir das an?«
    »Weil Jakob Stern ein wirklich guter Typ war, und weil er nicht verdient hat, was er bekam. Weil er zu mir gesagt hat: >Die Menschen wollen betrogen werden, also komme ich ihnen entgegen!< Er war einfach gut, also auch für die Eifel. Jakobs Arche war die beste Idee, die je für die Eifel gefunden wurde. Und du schreibst über die Eifel, und ich lese dich gern, und ich kann mir nicht vorstellen, dass du die Leute übers Ohr haust.«
    »Da stimme ich zu. Als du gehört hast, er sei ermordet worden, was genau hast du da, in diesem Moment gedacht?«
    »Sofort an Hass, ehrlich an Hass. Warum wird so ein Mensch getötet? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand ihn tötet, weil er ein Dreckschwein war. Das war er ja nicht. Aber ich kann mir verdammt gut vorstellen, dass jemand ihn gehasst hat, weil er eine Idee hatte, die starke Gewinne abwerfen würde, und auf die ein anderer noch nicht gekommen ist.«
    »Also ein wirtschaftlicher Grund?«
    »Ja, klar, aber hassvoll, irrational. Vielleicht hat auch jemand gedacht: Ich schalte das Schwein aus und mache das Geschäft selbst.«
    »Dann müsste dieser Mensch aber die Möglichkeit haben,

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