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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wirklich?«
    »Ja, die hast du. Was ist da passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht werde ich es eines Tages wissen«, wich ich aus. Sie kicherte. »Du ziehst immer sehr schnell den Schwanz ein.«
    »Ach, Emma!«
    »Na ja, die deutsche Sprache ist zuweilen richtig gut. Aber das gibt es im Holländischen auch.«
    »Können wir fahren?«, fragte Rodenstock hinter uns.
    »Aber ja, mein magischer Rodenstock«, hauchte Emma.
    Wir stiegen also ein, und ich musste fahren, weil sie beide etwas Alkohol getrunken hatten.
    Rodenstock sagte: »Da ist sehr viel Feuer im Busch wegen dieses Kommissionsleiters. Kischkewitz hat zwei seiner Leute schon nach Hause geschickt und wartet eigentlich nur ab, ob sich die Sachlage grundsätzlich bessert. Er sagte, er hätte zur Bedingung seiner Arbeit gemacht, dass dieser Jakob Stern sofort wieder freigelassen wird. Und er hat eine weitere Bedingung gestellt: Dieser Leiter müsse auf einer Pressekonferenz erklären, dass Jakob Stern auf freiem Fuß sei und als Täter nicht in Frage komme. Er sagte, Jamie-Lee habe keine erkennbare Verletzung, es gebe auch keinerlei Anzeichen einer Vergewaltigung. Keine Würgemale, keine Wunden von schweren Schlägen, kein Hinweis auf einen Kampf. Also keine Abwehrzeichen. Kein Hinweis auf ein Verbrechen an ihrer Kleidung. Er schickt uns die Fotos von ihr rüber nach Heyroth. Das ist alles. Ach so, noch etwas: Die Schminke im Gesicht der Kleinen ist einfaches Zeug aus einem Ramschladen, wahrscheinlich Billigzeug aus dem Karneval. Und mit Sicherheit war es nicht die Kleine selbst. Sie hatte keine Spuren davon an den Fingern.«
    »Ich denke, dass der Täter möglicherweise ein Zeichen setzen wollte«, überlegte Emma. »Ich denke da an einen religiösen Eiferer, der auf die Sündhaftigkeit der Frau hindeuten wollte.«
    »Das könnte sein«, nickte Rodenstock. »Und es könnte auch sein, dass der Täter eine Frau war. Zumindest können wir das nicht ausschließen, wenn wir einen religiösen Grund in Erwägung ziehen.«
    »Hoffentlich war es keine Hexe!«, sagte Emma mit einem herrlich sarkastischen Unterton.
    »Weshalb warst du eigentlich so zickig vorhin?«, fragte ich.
    Sie überlegte eine Weile. »Griseldis ist aus langer Übung bemüht, so zu tun, als sei sie eine normale Frau. Hexenrituale kommen ihr nicht in die Tüte, die Leute müssen ihre Schwierigkeiten definieren können. Das ist reine Lebensberatung, was hat das mit Hexerei zu tun? Mit anderen Worten: Sie spielt die Harmlose, und ich gehe jede Wette ein, dass sie so harmlos nicht ist, gar nicht sein kann. Ich würde ihr gern tausend Fragen stellen.«
    »Du solltest ein paar Stunden Astro-TV gucken«, riet ihr Rodenstock. »Du erweiterst damit dein Wissen und deinen Wortschatz. Jede Menge Lebensberatung auf allerhöchstem Niveau, sowie Kenntnisnahme vom Hellsehen, Auspendeln, Glaskugelgucken, Kartenlegen, Kaffeesatzlesen, und selbstverständlich auch die Bekanntschaft mit allen möglichen Urururopas deiner längst verstorbenen Anverwandten, mit denen du immer schon mal ein paar Runden schwätzen wolltest. Du musst nur dort anrufen und quäken: Hier ist Emma aus Holland. Ich wollte mal fragen, ob ich demnächst dem Mann meiner Träume begegne?«
    Ich konnte sein Gesicht im Spiegel sehen, es war eindeutig wölfisch.
    »Was glaubst du, was ich tue, wenn ich nachts nicht schlafen kann und durch das Haus tigere?«, seufzte seine Frau.
    »Du guckst heimlich Astro-TV«, sagte Rodenstock mit großer Empörung. »Das hast du mir vor unserer Hochzeit verschwiegen, das wirst du büßen. Ich lasse unsere Ehe für null und nichtig erklären.«
    »Auch Frauen haben Bedürfnisse«, seufzte Emma verschämt. »Aber Bedürfnisse ohne ausdrückliche Zustimmung der Männer kann es doch gar nicht geben«, bemerkte ich. »Kleinkarierte Machos«, sagte sie.
    Damit war der Scherz schal, und also schwiegen wir, bis ich auf meinen Hof rollte und Marias Auto dort sah.
    »Ihr könnt zum Abendessen zu uns kommen«, bemerkte Emma zuckersüß.
    »Darauf solltest du dich nicht verlassen«, bemerkte ich.
    »Aber ruf mich wenigstens an«, mahnte Rodenstock.
    »Das mache ich.« Ich stieg aus, Rodenstock ging um den Wagen herum, setzte sich und fuhr vom Hof.
    Ich stand einfach eine Weile da und fand das Leben mühsam. Ich freute mich nicht einmal, dass Maria da war.
    Sie saß auf einem Stuhl am Teich mit dem Rücken zu mir. Sie sagte, ohne sich umzudrehen: »Ich nahm an, dass du irgendwann zurückkommst, da habe ich

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