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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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auch noch ganz neue, sehr spezifische Berufe mit sich.«
    Sie lachte, und es klang fröhlich. »Das kann man so sagen.«
    »Ich muss diesen Jakob Stern unbedingt besuchen, der Kerl muss eine gute Type sein.«
    »Das ist er«, sagte sie mit einer Art Seufzer.
    »Und er hat das bei Indianern gelernt? Bei richtigen Indianern in den USA?«
    »Ja, aber auch in Kanada.«
    »Aber er lebt nicht davon?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Er nimmt niemals Geld.«
    »Dann ist er auch noch ein Heiliger.«
    »Na ja«, murmelte sie und lachte wieder. Dieses Mal klang es richtig froh.
    »Also gut. Sie können heimfahren und berichten, dass es keinen Fall Jamie-Lee gibt. Sie brauchen auch nicht anzugeben, sie hätten in der letzten Nacht mit Jakob Stern geschlafen, er braucht einfach kein Alibi.«
    »Also, das mit dem Schlafen stimmt nicht«, erklärte sie ganz locker. »Wir wollten sagen, wir hätten ein Naturaltreffen gehabt.«
    »Was, um Gottes willen, ist denn ein Naturaltreffen?«
    »Ganz einfach«, dozierte sie. »Wenn es eine laue Nacht ist, und man sich nicht verkühlen kann, dann trifft man sich am Feuer und zieht sich aus. Kann sein, dass man den Schmetterlingstanz tanzt. Also, das ist ein Gesang der Indianer, zu dem man sich vollkommen frei um das Feuer bewegt. Man verliert das ganze, elende zivilisatorische Gehabe, man kann auch die eigene Scheu und Scham vergessen und sich endlich so bewegen, wie man sich immer schon bewegen wollte. Aber es gibt auch den Tanz der Murmeltiere, bei dem man sich so bewegt wie ein neugieriges Murmeltier, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, und ich weiß auch nicht, wie neugierige Murmeltiere sich bewegen. Wie viele Zeugen hätten Sie denn angeboten?«
    »Also, drei, mit mir drei.«
    »Sagen Sie mal, haben Sie eine Ahnung, was Wicca bedeutet?«
    »Ja klar. Das ist ein alter Kult der Hexen, den gibt es noch heute, und die meisten Hexen sind Mitglieder. Ein Mensch namens Gerald Gardner war wohl der Gründer. In den Dreißigern des vorigen Jahrhunderts in England. Er hat behauptet, Wicca sei ein alter Glaube, der seit Jahrhunderten in Europa geherrscht habe. Also, es geht da um alten Keltenglauben, der besagt, dass es eine Gottheit weiblichen Geschlechts gebe und eine Gottheit männlichen Geschlechts …«
    »Moment mal«, unterbrach ich. »Wir wissen doch gar nichts von den Kelten, wir wissen, dass es sie gab, aber sie hatten keine Schrift, sie haben uns nichts überliefert. Wir fanden Gräber aus ihrer Zeit und ein wenig Schmuck, aber deshalb wissen wir nicht mehr.«
    »Gardner sagte aber, dass es ein alter Glaube ist, der vor vielen Jahrhunderten weit verbreitet war, dass man auch von der Sonne und dem Mond sprach, also solche Symbole anbetete. Und es waren weibliche Gottheiten, ein Matriarchat. Ein alter Glaube eben, ein paganer Glaube, der also bei den Heiden zu Hause war. Also, ich will mich nicht streiten, das jedenfalls habe ich gelernt.«
    »Und so was lernen Sie auch bei Herrn Stern?«
    »Na ja, er hat halt viel Ahnung, und manchmal erzählt er so etwas. Aber er sieht das nicht so eng. Er sagt, man kann durchaus glauben, was man will, solange man anderen Menschen nicht schadet. Ich glaube, jetzt muss ich aber wieder heim. Und vielen Dank auch.«
    »Keine Ursache. Sie hätten sich mit Ihrem Alibi in Teufels Küche gelogen.«
    Sie marschierte vor mir her und setzte sich in ihren Golf, lächelte mir noch einmal fröhlich zu und machte sich auf die Heimreise zu ihrem viel bewunderten Jakob Stern.
     
    Als Emma anrief und moserte, ich solle gefälligst nach Heyroth kommen, es seien noch jede Menge Spaghetti olio aglio da, widerstand ich nicht, ich hatte wirklich Hunger. Es war zwar schon zehn Uhr in der Nacht, aber wir lebten ja alle nicht gerade in einem bäuerlichen Rhythmus, und Jamie-Lee hatte uns zwei Tage lang arg zu schaffen gemacht.
    Sie saßen hinter dem Haus auf der Terrasse und tranken Rotwein, Emma und Rodenstock und die Frau, die Jennifer hieß und gerade von irgendwoher gekommen war.
    »Das ist Baumeister«, sagte Emma im Tonfall einer Moderatorin, den sie so gut beherrscht. »Er ist Journalist, scheu, katholisch, aber unglaubwürdig. Und er hat gerade eine Beziehung hinter sich, die eigentlich niemals eine war.«
    »Ihre Tante hat einen goldigen Humor«, murmelte ich leicht verlegen.
    »Die ganze Familie bewundert sie dafür«, gab sie zurück. »Aber sie ist gar nicht meine Tante, sie ist irgendetwas anderes, aber ich weiß nicht, wie das

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