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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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heißt.« Ihr Deutsch klang leicht und locker.
    »Wahrscheinlich Drache«, sagte ich. »Drache dritten Grades, nehme ich an. Herzlich willkommen in der Eifel.«
    »Wer war dein Besuch, diese außergewöhnlich hellblonde Schönheit?«, fragte Rodenstock mit mäßigem Interesse.
    »Eine Schamanin in Ausbildung. Wollte lügen, um Jakob Stern ein Alibi zu geben, brauchte nicht zu lügen und war also ganz begeistert.«
    »Ist das der Fall, von dem ihr mir erzählt habt?«, fragte Jennifer.
    »Ja«, nickte Rodenstock. »Meine ewigen Rückfälle ins Berufliche.«
    Sie wirkte auf den ersten Blick sehr fraulich, sehr mütterlich, sehr rund, obwohl sie keineswegs dick war. Sie hatte rötliches, blondes Haar, von dessen Farbe ich nicht wusste, ob sie Chemie war oder reine Natur. Es fiel in langen Locken auf ihre Schultern und wirkte wie ein Helm. Die Farben der Augen konnte ich nicht sehen, weil es zu dunkel war, und sie trug einfache weiße, flache Schuhe zu ihren Jeans. Darüber trug sie eine schwarze Bluse mit irgendeinem Glittergarn.
    Und weil ich sie unverwandt angesehen hatte, sagte sie ohne Vorwarnung und sehr strikt: »Mein Name ist Jennifer, ich bin gerade sechsunddreißig Jahre alt, war zweimal verheiratet, und habe mein Deutsch in der Schule gelernt und von einem Ehemann, der schön war und sehr mies. Kinder habe ich keine, was ich für gut halte, und beruflich bin ich eine Null. Ich habe nichts gelernt, und wenn meine Familie nicht wohlhabend wäre, würde ich nicht hier sitzen und Tante Emma auf den Geist gehen. Insofern bin ich also ein verwöhntes Gör, fühle mich aber ganz gut.« Dann sah sie mich eindringlich eine Weile an und fragte: »Reicht das als erstes Briefing?«
    »Ja«, gab ich zurück. »Durchaus. Mein Name ist Siggi Baumeister, ich werde demnächst fünfzig und spüre die Last der Jahre. Ich habe beruflich etwas gelernt, bin aber unsicher, was genau das ist. Das Leben macht Spaß, wenn es nicht gerade mies ist. Ich habe eine Tochter und sonst keine nennenswerte Verwandtschaft. Ja, meine Verwurzelung mit dieser Landschaft hier reicht sehr tief, und ich möchte hier auch beerdigt werden, habe aber bis zu dem Zeitpunkt noch eine Weile zu leben, wenn ich die Umstände richtig deute. - Eigentlich wollte ich schon immer wissen, wie viel Verwandtschaft es denn eigentlich gibt in eurer merkwürdigen jüdischen Sippe. Irgendjemand bei euch muss doch mal die Häupter der Lieben gezählt haben.«
    In diesem Augenblick kam Emma mit meinen Spaghetti aus dem Haus und sagte: »Das fragst du heute schon zum zweiten Mal. Und ich habe darüber nachgedacht. Ich komme auf über dreihundertfünfzig, nicht gerechnet der Sippenteil, der in Australien vor Anker gegangen ist. Da kam ich auf fünfundzwanzig, müsste aber sicherheitshalber anrufen, weil ich nicht weiß, wie viele erfolgreiche Kopulationen in den letzten drei Jahren stattgefunden haben.«
    »Also, meine Mutter sagt, dass die Gruppe aus Australien sehr gewöhnlich ist, weit unter unserer geistigen Norm. Busfahrer und Schafscherer und so was. Kein einziger Intellektueller, außer ein Friseur, der mal zwei Semester Psychologie machte, dann aber exmatrikuliert wurde, weil er was mit einer Professorin hatte. Und dass sie inzwischen einen Ableger in Neuseeland haben. Sag bloß, du weißt das nicht?« Jennifer wirkte arrogant und grinste wie ein Zuhälter.
    »Das weiß ich wirklich nicht«, sagte Emma. »Sag bloß. In Neuseeland? Erzähl mal.«
    »Nicht schon wieder!«, griff Rodenstock entsetzt ein. »Wenn sie damit anfangen, sehen wir hier noch die Sonne aufgehen.«
    »Die Grüns sind eben überall!«, sagte Jennifer.
    »Grün?«, fragte ich. »Der schöne jüdische Name Grün?«
    »Ja, ja«, nickte Emma. »Und unser erster wirklicher Grün kam aus Prag, das war ungefähr 1830, und er war ein Beamter im Justizministerium. Und mir tat es ewig leid, dass ich keine Grün war, ich war ja bloß in der sechsten Generation angeheiratet, und mein Vater hatte den schönen Vornamen Sigismund und trug stolz den Namen Marx.« Sie deutete auf meine Spaghetti. » Jetzt hau rein, noch ist es heiß.«
    Rodenstock sah mich an: »Kannst du dir vorstellen, wie ich manchmal leide? Ich bekomme dauernd das Signal, dass ich aus einer völlig unbedarften Sippe stamme, die irgendwann bettelnd an der Mosel auftauchte und zu saufen begann. Ich kriege hier Minderwertigkeitskomplexe, ich fühle mich ganz klein angesichts all dieser Grüns, die den ganzen Erdball bevölkern.«
    »Dabei kannst

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