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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wänden Regale mit Büchern, und auf der folgenden höchsten Ebene der Schlafbereich. Zwischen den Ebenen Wendeltreppen. Stern konnte aus dem Bett auf den Eingangsbereich des Hauses schauen. Das wirkte auf mich wie ein genialer Einfall.
    Wer hatte dieses Haus sauber gehalten? Es musste eine Putzfrau geben.
    Ich brauchte für das Haus eine gute halbe Stunde, dann verließ ich es wieder, um den Chip an den Kriminalisten weiterzureichen.
    »Falls ich etwas davon brauche: Kann ich mich an Sie heranmachen?«
    »Aber natürlich«, antwortete er. »Noch etwas Besonderes entdeckt?«
    »Es muss eine Putzfrau geben«, erklärte ich. »Und der Mann ist mir ein Rätsel.«
    »Viel Arbeit vor uns«, sagte er.
     
    Dann geschah etwas, vor dem ich wahrscheinlich seit Jahren schon eine geheime, nicht eingestandene Angst hatte. Ich zockelte auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit auf das kleine Austragshäusel zu und entdeckte dann zwei gefällte Buchenstämme, die zersägt und auf einen Haufen geschichtet worden waren. Ich stopfte mir in Ruhe eine kleine Bora von Big Ben und paffte vor mich hin, saß träge in der Sonne und mühte mich, an gar nichts zu denken, obwohl das bei dieser Geschichte um Jakob Stern ganz unmöglich war.
    Hinter mir sagte eine Frau giftig: »Unsere Rechtsabteilung wird sich mit Ihnen beschäftigen.«
    Es war die junge Moderatorin, auf die wir vor dem Haus von Griseldis getroffen waren. Und neben ihr stand der Kameramann Alfie, hatte seine Kamera ordentlich auf dem Stativ stehen und drehte mich auf dem Buchenholz.
    »Was soll das denn?«, fragte ich.
    »Sie waren bei Griseldis, und jetzt sind Sie hier, und wir beobachten Sie schon seit einer Stunde«, giftete sie. »Und es ist doch komisch: Sämtliche Medienvertreter bleiben draußen, und Sie fotografieren wie wild am Tatort und den Toten und diskutieren mit den Kriminalbeamten. Und für Sie wird sogar extra eine Leiter angeschleppt, damit Sie es bequemer haben. Da kann man doch als Bürger nur auf den Gedanken kommen, dass Sie gute Freunde bei den Behörden haben. Was kostet es denn, wenn man zum engsten Kreis zugelassen werden will? Läuft das über Bargeld, kommt die Polizei bei Ihnen immer gut weg, plus Bargeld?«
    »Mädchen, du gehst mir auf den Geist.«
    »Das finde ich aber schon komisch«, sagte Alfie empört.
    »Hören Sie auf zu drehen«, sagte ich. »Ich habe hier für die Polizei fotografiert.«
    »So etwas gibt es doch gar nicht«, schrillte die Frau. »Als ob die Kriminalbeamten nicht fotografieren könnten. Das sieht nach einer dicken Schweinerei aus.«
    »Passen Sie auf, junge Frau. Ich gebe Ihnen meine Visitenkarte, und mit der können Sie machen, was Sie wollen. Der Chef hier ist Oberrat Rainer Wessel, fragen Sie den.« Ich marschierte zu ihr hin und gab ihr die Visitenkarte. »Ich kann wirklich nichts dafür, wenn Sie auf der Suche nach Sensationen relativ erfolglos sind.«
    »Ha«, sagte sie nur. »Das hat ein Nachspiel.«
    »Ja, ja, ist schon recht. Dann nachspielen Sie mal schön.« Ich nahm meinen Koffer und hängte ihn mir über die Schulter. Dann ging ich weiter zu dem kleinen Haus.
    »Wird tatsächlich auch noch beleidigend!«, bemerkte Alfie bitter hinter mir her.
    Ich blieb stehen, öffnete meinen Koffer und fotografierte das kleine Haus mit einem Superweitwinkel. Es sah aus wie ein Spielzeug, war rundherum neu gestrichen, alle Fächer schneeweiß, die Balken schwarz, die Fenster klein und blitzsauber geputzt vor den karierten rot-weißen Vorhängen. Ich musste an das Hexenhäuschen bei Hänsel und Gretel denken.
    Alfie drehte mich noch immer, und es machte mir nichts aus. Das gehörte wohl zu den Dingen, die eines Tages kommen mussten.
    Allerdings konnte jede Rechtsabteilung eines Fernsehsenders ziemlich ekelhaft werden, weil es nicht einfach erklärbar war, dass Kriminalpolizisten Rodenstock und mich zu Tatorten zuließen, während andere Medienvertreter draußen bleiben mussten. Es basierte eigentlich nur auf Vertrauen, und Vertrauen zu erklären konnte mühselig werden, weil Vertrauen bei den Medien eigentlich selten vorkam. Am meisten fürchtete ich ein Disziplinarverfahren gegen Kischkewitz. Das konnte wirklich ekelhaft ausgehen.
    Das Häuschen war verschlossen, und ich setzte mich auf die zwei Steinstufen am Eingang, um in Ruhe meine Pfeife weiterzurauchen. Von Alfie war nichts mehr zu sehen, und auch die Blonde war abgezogen.
    Zwei Polizisten, die den Weg ins Tal bewachten, kamen herangeschlendert und grüßten freundlich.

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