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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Fußboden nämlich, auf einem alten Seidenteppich mitten im Raum, also abseits von den beiden großen Sitzgruppen. Das macht uns zu schaffen, weil wir uns nicht vorstellen können, dass ein Mann mitten in einem großen Raum bei sich ausgreifenden Flammen einfach stehen bleibt, um dann tot umzufallen. Komisch ist auch, dass die Fenster alle aus Panzerglas waren. Gut, der Mann war reich, seine Versicherungen bestanden wahrscheinlich darauf…«
    »Aber es war ein Holzbau«, wandte Rodenstock energisch ein. »Wieso dann Fenster aus Panzerglas? Ich meine, wenn jemand unbedingt an den Bewohner heran wollte, brauchte er die Fenster doch gar nicht zu zertrümmern. Streng genommen konnte er mit einer Panzerfaust ein Loch in die Wand hineinschießen, oder Außentüren einfach zertrümmern.«
    »Wir kennen doch alle die kuriosen Sicherheitslisten der Versicherungen bei wohlhabenden Leuten«, sagte Major. »Da wimmelt es von idiotischen Vorschriften. Demnächst genehmigen sie Bundeswehrzelte mit Panzerglas für saudische Scheichs. Was soll’s. Der Mann wollte ein Holzhaus, der Mann hat es bekommen. Mit Panzerglas!«
    »Bei welcher Temperatur platzen diese Fenster?«, fragte ich.
    »Bei etwa 1100 Grad wird es kritisch, sie platzen nicht, sie reißen«, antwortete er. »Und für Sie habe ich eine kleine Liste mit den Punkten, die extrem nah fotografiert werden sollten.«
    »Das ist gut«, nickte ich und steckte das Papier ein.
    »Wie reich war er denn eigentlich?«, fragte Rodenstock.
    »Das muss so alles in allem bei etwa fünfzig Millionen liegen, er kann von den Zinsen also gut leben. Aber das besagt nichts. Er stand noch voll im Saft, er arbeitete noch. Haben Sie Lust, mein Lieber, ein wenig mit Nachbarn zu sprechen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Rodenstock erfreut.
    »Gab es heute Nacht Fahrzeuge, die nicht hierher gehören?«, fragte ich.
    »Nein. Und die Feuerwehrleute haben eindeutig ausgesagt, dass alle Türen ins Freie verschlossen waren. Von innen. Die Schlüssel steckten. Es gibt also nicht den geringsten Hinweis auf Besucher oder Gäste.«
    »Ich fange dann mal an«, sagte ich und hörte Rodenstock noch fragen: »Gibt es denn Verwandte von ihm?«
    Die Leiche war die Nummer eins auf Majors Zettel, und sie war sehr schwierig aufzunehmen, weil sie in einer fötalen Haltung auf der linken Seite lag. Auf dem Zettel stand Gesicht ganz nah und Körper in Ausschnitten ganz nah und Schuhreste an beiden Füßen ganz nah. Dann noch: Rechtes Handgelenk mit Uhr und Linke Hand mit Ring. Wahrscheinlich würden sie seinen Zahnstatus bemühen müssen, um ihn überhaupt zu identifizieren.
    Ihn zu fotografieren war auch deshalb schwer, weil auf dem ganzen Körper verbranntes und angebranntes Papier lag. Natürlich, genau über ihm war sein Büro gewesen, und das schwarze Stahlgestänge neben seinem Körper war der Rest seines Schreibtisches. Ich ging also zu Major, der zusammen mit Rodenstock mit einer Familie sprach. Ich winkte ihm zu, und er kam zu mir.
    »Ich kann die Leiche nicht gut fotografieren, es liegt einfach zu viel Papier aus dem Büro auf ihr.«
    »Haben Sie sie groß und detailliert mit dem Papier?«
    »Habe ich.«
    »Dann räumen Sie die Papierstücke ab.«
    Ich ging zurück und hob vorsichtig die Papierreste von dem Toten. Dabei sah ich unter dem linken Knie einen Teil eines ziemlich großen Fotos, das nur halbverbrannt war. Es zeigte zwei junge Menschen, ganz in Schwarz gekleidet, mit weißen Gesichtern und schwarz umrahmten Augen. Die Lippen der Frau waren blutrot geschminkt, die des Mannes glänzend schwarz.
    Ich ging wieder zu Major, hielt ihm die Aufnahme hin und fragte: »Wer ist das?«
    »So eine Überraschung! Das ist das Gothic-Pärchen, das wir befragt haben, als es um die kleine Jamie-Lee ging und wir noch keine Ahnung hatten. Dann waren die also auch hier, sieh mal an.«
    »Ich erinnere mich nicht an die Namen«, sagte ich. »Aber ich!«, strahlte er. »Das sind Pilla Menge und Imre Kladisch. Ziemlich ausgebuffte Typen, ganz schön hart.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Satanisten eben«, sagte er beiläufig, als sei völlig klar, was für Typen Satanisten eben seien. »Was heißt denn das?«
    »Na ja, sie beten den Teufel an, alles Satanische eben. Besuchen Friedhöfe, tanzen und reden mit den Toten. Leichenfetischisten eben, ganz schön krank. Ich muss jetzt weitermachen.«
    »Kann ich die Adresse oder das Telefon von denen haben?«
    Er brauchte nicht nachzusehen; er hatte ein Gedächtnis wie der

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